Güterwagen-Drehgestelle: Y 25 - Bauart CFMCF
Version 2.05.96.1, Stand (Inhalt): 1. Mai 2012

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verwandtes Thema: Güterwagen-Drehgestelle: Dreiachsige - Y 25
 

Vorbemerkung
Die Informationen zu dieser Seite verdanke ich vor allem Marc Schmitz und Francis Albert. Marc Schmitz hat im französischen Güterwagen Forum "Les Amis des Wagons" (= http://wagon.discutforum.com/) nach dem von ihm "entdeckten" Drehgestell gefragt, Francis Albert konnte dieses Drehgestell identifizieren und weitere Informationen dazu beitragen. Beiden sei an dieser Stelle nochmals für ihre wertvolle Hilfe gedankt.

1.1 CFMCF, ältere Bauart (CFMCF 48-18)
  Drehgestell Bauart CFMCF 48-18
  Achsstand 1 800 mm, 
  Laufkreisdurchmesser 920 mm

  Quelle: Sammlung Francis Albert
  (Bearbeitung Jahn)


 
  Drehgestell Bauart CFMCF 48-18
  Achsstand 1 800 mm

  Quelle: Sammlung Francis Albert
 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist es vor allem in Frankreich zu einer offensichtlich sehr differenzierten Entwicklung von Güterwagen-Drehgestellen gekommen. Man wird annehmen können, dass es dafür mehrere Gründe gab. Zum einen galt es den durch die Besetzung und die kriegswirtschaftliche Ausrichtung der Betriebe bedingten technologischen Entwicklungsrückstand aufzuholen, zum zweiten gab es in Frankreich kein den Verhältnissen in Deutschland vergleichbares Staatsbahnwesen und zum dritten bestand ein großer Bedarf an modenernen und leistungsfähigen Güterwagen, insbesondere für die Montanindustrie. Mit hinzukommen dürfte, dass frühere deutsche Unternehmen (Talbot, Orenstein & Koppel) mindestens vorläufig als Konkurrenten ausgefallen waren. In dieser Situation konnten und mussten die französischen Hersteller jeweils eigene Güterwagen-Drehgestelle konstruieren, was zu einer Fülle von Bauarten und Varianten geführt hat.

Eine besonders bemerkenswerte und erfolgreiche Entwicklung ist dabei den Konstrukteuren der "Compagnie Française de Matériel de Chemin de Fer" (CFMCF, Maubeuge, Vorläufer von "Frangeco") gelungen. Diese haben 1948 ein geschweißtes Drehgestell mit schraubengefederten Achsen entwickelt, aus dem später das Y 21 und dessen Nachfolger abgeleitet wurde.


Offensichtlich ist das CFMCF-Drehgestell eng mit Decauville Feldbahn-Laufwerken verwandt. Die Langträger bestehen nun nicht mehr aus gewalzten U-Profilen, sonden sich aus Flachblechen (Gurt- und Stehblechen) zusammengeschweißt. Der Hauptquerträger ist nun unterhalb der Langträger angeschlagen, wodurch eine stabilere Verbindung und eine bessere Übertragung der Scherkräfte gegeben ist. Die Radsätze werden in einem U-förmigen Bügel (vgl. nachstehende Abbildung) und mit durch die Schraubenfedern durchgesteckten Bolzen (siehe Zeichnung oben, vergleiche Abb. 10272, OKAK-Katalog No. 850, Seite "Decauville") geführt.

 1.2 CFMCF, ältere Bauart mit Lenior-Dämpfer (CFMCF 5x-18)
Wie die Zeichnung und das obenstehende Foto aus der Sammlung Francis Albert belegen, hatte das CFMCF-Drehgestell zunächst noch keine Vorrichtung zur Dämpfung der Schraubenfeder-Schwingungen.
Es ist anzunehmen, dass sehr schnell nach Möglichkeiten gesucht wurde, die Laufeigenschaften dieser Drehgestelle zu verbessern und dass etwa ab 1950 ("5x") diese Drehgestelle mit einer frühen Bauform des Lenoir-Dämpfers (siehe Y 25 - Federung) ausgerüstet worden sind.

Wie beim Y 21 und jüngeren Y-Drehgestellen liegt auf den äußeren Schraubenfedern eine hier noch relativ leicht ausgeführte Federkappe auf, über die der "Stößel" angelenkt wird. Diese Anlenkung geschieht hier jedoch über eine innerhalb (!) der Schraubenfedern liegende Schakenverbindung zwischen der oberen (gegenüber Y 21 ff tiefer reichenden) oberen Federbuchse und der Federkappe. Da der Zustand der dem Verschleiß unterliegenden Bauteile (insbesondere Schake, Schakenbolzen) bei dieser Ausführung im Betrieb praktisch kaum überprüfbar sind, wurden diese Teile beim Y 21 und nachfolgenden Drehgestell-Bauarten nach außen verlegt.
 
 
  Drehgestellrahmen Bauart CFMCF 5x-18
  Achsstand 1 800 mm (angeschrieben: "->1,88 m <-"), Lenoir-Dämpfer, beachte: Radsatzhalter

  Foto: Marc Schmitz, St. Denis de l' Hotel, 5. Juni 2011


 
  Drehgestellrahmen Bauart CFMCF 5x-18
  hier: Lenoir-Dämpfer, Reibplatte (teilweise abgelöst), beachte: Radsatzhalter
 

  Foto: 
  Marc Schmitz, St. Denis de l' Hotel, 5. Juni 2011


2. CFMCF, jüngere Bauart
Die nachstehend gezeigten Fotos belegen, dass CFMCF-Drehgestelle noch bis in die 1960er Jahre gebaut und teilweise auch heute noch unter Wagen, die für eine Geschwindigkeit bis zu 100 km/h zugelassen sind, verwendet werden. Sie belegen durch den auf 2 000 mm verlängerten Achsstand auch, dass es eine Weiterentwicklung dieser Drehgestelle gegeben hat.
 
  Drehgestell Bauart CFMCF
  jüngere Ausführung (6X-20)

  offener Selbstentladewagen (Fac) 5371 der 
  Houllières du Bassin de Lorraine
  Foto: Marc Schmitz, Merlebach, 9. März 2008


 
  Drehgestell Bauart CFMCF (6X-20)
  jüngere Ausführung, 2 000 mm Achsstand
  Frangeco, 1963

  33 87 F-ERSA 791 7 018-6
  Foto: Hans Nahon, Antwerpen, 15. Juli 2007

Vergleicht man diese beiden Drehgestelle miteinander und mit der älteren Ausführung fallen mehrere Dinge auf:

a) Bei den von Marc Schmitz und Hans Nahon fotografierten Drehgestellen befindet sich über den äußeren Federn eine Federkappe, die nicht an der Unterkante des Langträgers anliegt. Dabei handelt es sich um ein Dämpfungselement (Lenoir-Dämpfer). Die zunächst offen Frage nach der Übertragung der Kräfte zwischen Federkappe und Drehgestellrahmen beantworten Fotos, die Marc Schmitz bei einem Recycling-Unternehmen im lothringischen L' Hopital aufnehmen konnte.
 
 
  Drehgestell Bauart CFMCF, jüngere Ausführung (6X-20), Detail: Lenoir-Dämpfer

  Fotos: Marc Schmitz, 7 März 2010, L' Hopital (Lothringen) 

b) Bei dem von Marc Schmitz fotografierten Drehgestell (in folgenden "A" genannt) finden sich im Langträger über den Schraubenfedern vier halbkreisförmige Ausschnitte, die ursprünglich zur Verschraubung der (hier nicht mehr vorhandenen) Federbolzen erforderlich waren. Bei dem von Hans Nahon fotografierten Drehgestell (im folgenden "B" genannt) finden sich diese Ausschnitte nur noch über den inneren Schraubenfedern. Außerdem weist der Langträger in Drehgestell A über den äußeren Schraubenfedern noch die stempelartige Ausrundung auf, die es bei Drehgestell B nicht mehr gibt.

c) Bemerkenswert ist darüberhinaus die unterschiedliche Ausführung der Abhebesicherungen bei den Drehgestellen A und B. Bei Drehgestell A hat diese T-förmig ausgeführt und an zwei Punkten mit dem Achslagerdeckel verschraubt, bei Drehgestell B scheint es sich dabei um einen vielleicht L-förmig abgewinkelten Flacheisenstreifen zu handeln, der mit einer fünften Schraube am Achslagerdeckel befestigt ist. Man beachte außerdem die unterschiedlich ausgeführten Aufnahmen dieser Abhebesicherungen am Drehgestellrahmen.
 

Ergänzend ist an dieser Stelle noch auf eine Abbildung in einer 1961 von der SNCB veröffentlichten Güterwagen-Broschüre hingewiesen: Privater, bei der SNCB eingestellter Selbstentladewagen mit CFMCF-Drehgestellen
(http://www.tassignon.be/trains/marchand/marchand.htm, http://www.tassignon.be/trains/marchand/images/fig080-1.jpg).
Dieser Wagen dürfte mit dem von Marc Schmitz fotografierten Selbstentladewagen der HBL eng verwandt sein.  Erst auf den zweiten Blick erkennbar ist, dass über den äußeren Schraubenfedern bei diesem Wagen auch eine Federkappe ("Hut") über der rechten, äuüßeren Feder vorhanden ist. 

Weitere Informationen zur Entwicklungsgeschichte dieses Drehgestells sind sehr willkommen.

Daten
  Drehgestell   CFMCF 48-18  CFMCF 6X-20
  DB Bauart    
  Zeichnungsnummer    
  Radsatzabstand (mm)  1800  2000
  Bauart der Radsätze    
  maximaler Laufkreis-Durchmesser (mm)  920  (920)
  Querspiel der Radsätze (mm)  ± ?  ± ?
  Längsspiel der Radsätze (mm)  ± ?  ± ?
  Größte zulässige Radsatzlast (t)    20,0 
  Federung: Schraubenfedern     
      Anzahl der Federn  8 + 8  8 + 8
      Außendurchmesser     
      Durchmesser des Stahls     
      Anzahl der Windungen  (nach Zeichnung)    
  Höchstgeschwindigkeit     
  Durchschnittsgewicht (incl. Radsätze, 
  Bremse, kg)
   
  erstes Baujahr  1948  1964  (?)

Quellen:
Albert, Francis: Persönliche Mitteilungen
Forum "Les Amis des Wagons", Thema "Les Inclassables", Beitragsreihe "Les Bogies" (= http://wagon.discutforum.com/)
SNCB, Société nationale des chemins de fer belges: Matériel ferroviaire à marchandises. Brüssel, 1961  (= http://www.tassignon.be/trains/marchand/marchand.htm)
 


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