Güterwagen-Drehgestelle: Y 25 - Bauart Y 25, Sonderausführungen
Version 2.03.96.1, Stand (Inhalt): 8. September 2014

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verwandtes Thema: Güterwagen-Drehgestelle: Dreiachsige - Y 25

2.1 Bauform Nis - 2.2 Bauform ANF - 2.3 Bauform APO, gegossen - 2.4 Bauform AFR - 2.5 Bauform China/Pafawag
 

2 - Y 25, Sonderausführungen
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2.1 Bauform Nis ("Y 25 G")
Ende der 1960er Jahre scheint man seitens der OPW-Verwaltungen übereingekommen zu sein, künftig das Y 25 als eine Art "Einheits-Drehgestell" einzuführen. Daher mussten osteuropäische Betriebe, die Güterwagen gebaut haben, ihre Drehgestell-Produktion auf die Lizenzfertigung dieser Drehgestelle umrüsten. Man wird wohl davon ausgehen dürfen, dass sich nicht nur die Ingenieure und Kaufleute in Niesky mit dieser Entscheidung "von oben" schwer getan haben und es daher immer wieder Diskussionen und alternative Entwürfe zu diesem Drehgestell gegeben habedn dürfte.

Offensichtlich hat man auch im jugoslawischen Niš (bei MIN/Mašinska Industrija Niš) nach Alternativen gesucht und das Y 25 nicht einfach unverändert nachgebaut. Die Überlegungen und Faktoren, die  dabei konkret eine Rolle gespielt haben, liegen im Dunkeln und könnten nur durch Interpretationen des Ergebnisses spekulativ zu erschließen versucht werden. So könnte beispielsweise angenommen werden, dass auf diese Weise Lücken in den Patentschriften ausgenutzt wurden.

Wie dem auch sei: Schon im Jahr 1968 wurde in Niš ein Y 25-Drehgestell gezeichnet, das in vielerlei Hinsicht anders ist, als zeitgenössische Y 25-Drehgestelle:
a) Die Konstruktion der Langträger entspricht zunächst denen der Bauart Y 27 und kann dementsprechend keine Kopfquerträger aufnehmen. Diese sind daher an den äußeren Radsatzführungen angeflanscht.
 
Y 25, Bauform Nis (Y 25 G), Seitenansicht; Foto: Hermann Jahn Y 25, Bauform Nis (Y 25 G), Schrägansicht; Foto: Hermann Jahn
  Y 25 Bauform Nis ("Y 25 G"): Langträger ähnlich Y 27 (ohne Aufnahmemöglichkeit für Kopfquerträger), verlängerte äußere Radsatzführungen, Kopfquerträger in leicht gekröpfter
  (= alter) Bauform

  (linkes Bild: linke äußere Radsatzführung in Wiegeventil-Ausführung; rechtes Bild: selbes Drehgestell, andere Seite)
  VTG BNL Zagkks 820 33 84 791 2 106-7; Hameln, 2. Oktober 2002, ID 234.19A, 234.23A

b) Die äußeren Radsatzführungen basieren auf der Bauform 65, belegt durch die innere Verstärkungsrippe an diesen Gussbauteilen.
Gegenüber den Radsatzführungen der Bauform 65 sind die in Niš entwickelten Radsatzführungen so verlängert, dass sie die Kopfquerträger aufnehmen können.
c) Die Kopfquerträger entsprechen in ihrer eher geschwungenen den winkligen Ausführung bereits mehr den Y 25 der Bauform 72.
d) Darüberhinaus wurde eine Radsatzführung so konstruiert, dass dort ein Wiegeventil eingebaut werden kann, ferner weisen beide Langträgerstege Ausschnitte für die Anschlüsse des Wiegeventils auf.

Zur Bezeichnung "Y 25 G": Diese Bezeichnung ist der MIN (Mašinska Industrija Niš)-Zeichnung W 160.245 aus dem Jahr 1968 entnommen. Welche Bedeutung der Kennbuchstabe "G" hat, ist mir nicht bekannt.

Nach bisherigem Kenntnisstand wurden diese Drehgestelle für Serie von jugoslawischen Gabs-Wagen (beispielsweise 31 72 190 3 811-_ der Jugolsawischen Eisenbahnen; siehe Nachricht 9221 im Güterwagen-Forum von Per Topp Nielsen, 5. Februar 2004) und für bei den NS eingestellte Kesselwagen der holländischen "Armita B. V." verwendet.


2.2 Bauform ANF
Y 25 Bauform ANF; Werkfoto: ANF/Slg. Peter Driesch   Y 25 Bauform ANF
  mit unten angelenkter Bremse

   Foto: Werkfoto ANF  (aus Prosepkt 
   "ANF Industrie: Les Wagons - Freight Cars" <1986 ?>,
   Sammlung Peter Driesch)

Die Besonderheit dieser Bauform liegt in der Anordung der Bremsträger und der Führung des Bremsgestänges: Während bei "konventionellen" Drehgestellen das Bremsgestänge mit einer Drehpfannen-Umführung über den Hauptquerträger geführt wird (zum Vergleich), ist es bei diesem Drehgestell unter dem Hauptquerträger durchgeführt. Denkbar ist, dass diese Bauform für einen Wagen entwickelt wurde, bei dem die Bremsanlage nicht entsprechend dem UIC-Standard ausgeführt werden konnte. Eventuell könnte es sich dabei aber auch um ein Drehgestell handeln, das für den Einbau einer ins Drehgestell integrierten Bremsanlage vorbereitet ist (Y 25 Cst).
Ansonst entspricht die Ausführung des Drehgestellrahmens und der Radsatzführungen dem Y 25 C Bauform 72 und dürfte von "außen", also in der Seitenansicht, kaum von diesem zu unterscheiden sein.

2.3. Bauform APO, gegossen
Y 25 Bauform APO, gegossene Ausführung; Foto: Hugo Kagerbauer   Y 25 Bauform APO, gegossen

  S. C. P. A. 33 87 069 2 195-8
   (Taoos, vierachsiger Schüttgutwagen)
   Foto und Hinweise: Hugo Kagerbauer


 
Y 25 Bauform APO, gegossene Ausführung; Foto: Hans Nahon   Y 25 Bauform APO, gegossen
  Baujahr 1978

   Ermewa/Sati, 33 87 069 2 184-2,
   Amersfoort, 12. April 2007, Foto: Hans Nahon

Merkmale dieses Drehgestells sind die geschwungene Oberkante der Langträger, die Aussparungen oberhalb der äußeren Radsatzführungen und die ovale Aussparung im Bereich des Hauptquerträgers. Diese Drehgestelle wurden von den Aciéries de Paris et d' Outreau (APO) um 1978 hergestellt. Die Gestaltung der Kopfquerträger mit den innen aufgehängten Bremsklötzen deutet auf einen Entwicklungszeitpunkt nach 1968 hin. Eventuell handelt es sich dabei um eine Konkurrenzentwicklung, durch die der Hersteller versucht hat, von den Hauptproduzenten (Sambre et Meuse und ANF) unabhängig zu werden.
Obwohl anzunehmen ist, dass diese Drehgestelle in größerer Auflage produziert wurden, sind mir diese bislang nur in Zusammenhang mit den S. C. P. A. Taoos bekannt geworden.

2.4 Bauform AFR
Arbel Fauvet Rail/ Douai (AFR) hat seit den 1990er Jahren das Y 25 immer wieder weiterentwickelt. 

2.4.1. AFR Eurobogie
Dieses Drehgestell wurde für Eurotunnel Freight Shuttles (LKW-Transportwagen) entwickelt. Es ist für eine maximale Rasatzlast von 22,5 t und eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h ausgelegt. Augenscheinlich kaum wahrnehmbar ist die "tiefergelegte" Drehpfanne (885 mm statt 925 mm "hauteur crapaudine"/"spin effect center"). Auch die Sonderausführung der seitlichen Abstützung (langgestreckte, beideseitig gelagerte, federnde Gleitstückplatte) und die Scheibenbremsen dürften im Betriebszustand kaum erkennbar sein. Auffälliger sind dagegen der stirnseitig teilweise "geschlossene" Hauptquerträger und vor allem die röhrenförmigen Kopfquerträger.

(Leider liegt mir von diesem Drehgestell nur eine verstümmelte Version eines Werkfotos vor, das einige Zeit lang <mindestens bis 2003> auf der Internetseite von AFR gezeigt wurde. Diese Foto ist, allerdings in sehr kleiner Auflösung nach wie vor im Internet auffindbar, beispielsweise auf der Seite http://www.hellotrade.com/igf-industries-arbel-fauvet-rail/eurobogie.html)

2.4.2 AFR 02
Y 25 Bauform AFR; Foto: SGW/Slg. Thomas Mötteli   Drehgestell AFR 02
  Langträger geschweißt, Doppel-Bremsklotzsohlen
  rechtsdrehende Federn

  SGW Fanps 33 87 677 1 193-4 
  Foto: SGW (Sammlung Thomas Mötteli)

In der LocoRevue (Ausgabe 669) wurden nach Angaben von Marc Schmitz neue Schüttgutwagen der Bauart Fanps des französischen Privatwagenvermieters SGW vorgestellt. Diese Wagen (und vermutlich auch deren Drehgestelle) wurden im Jahr 2002 von Arbel Fauvet Rail in Douai hergestellt. Auf den ersten Blick ähneln diese Drehgestelle den Bauarten Y 21/Y 23, haben jedoch einen Radstand von 1,8 m. Offensichtlich lehnt sich diese Entwicklung, zumindest in Bezug auf die Verbindung von Hauptquer- und Langträger an die Y 21/Y 23 an: Ober- und Untergurt der Langträgerstehbleche sind "Ausleger"/"Verbreiterungen" der Deckbleche des Hauptquerträgers. (Der mittlere Teil der Langträger - samt "Stehblechen" wäre damit als Teil des Hauptquerträgers zu verstehen.)

2.4.3 AFR 22, AFR 22 s

  Drehgestell AFR 22 (s?)


 
33 87 7841 755-4
  Foto: Philipp Zipf, München (Transportlogistik), Juni 2013
  (Leider wurden die Angaben auf dem Revisionsblech nicht notiert.)



  Drehgestell AFR 22 si(f)
  mit Wiegeventil (andere Drehgestellseite), Bohrung für Feststellbrems


  Colas Rail Fanps 33 87 677 1 445-8 (AFR 2009)
  Foto: Mark Schmitz, Hazebrouck, 5. Oktober 2011

Auf der InnoTrans 2008 hat der französische Güterwagen-Hersteller Arbel Fauvet Rail das neue Drehgestell “AFR 22“ (AFR 22 s) für 22,5 t Radsatzlast als Alternative zum konventionellen Y 25 vorgestellt.

Das AFR 22 ist kompatibel mit dem Y 25, viele Bauteile entsprechen dem Y 25. Es ist jedoch rund 650 kg leichter als ein konventionelles Y 25. Diese deutliche Gewichtseinsparung wurde hauptsächlich durch eine neuartige Gestaltung der Bremsanlage erreicht: Die Bremse wirkt nur noch einseitig von innen - dadurch konnte auf Kopfquerträger verzichtet werden. Außerdem werden Bremsklotzsohlen bestehend aus Sintermaterial verwendet, die eine 10 bis 20 mal längere Nutzungsdauer haben als gewöhnliche Grauguss-Sohlen. Somit ergeben sich einerseits geringere Unterhaltungskosten, auf der anderen Seite kann die Nutzlast der Wagen erhöht werden.

Der Rahmen des AFR 22 besteht aus einem Querträger, der an den Kopfstücken zu einem Langträgerrumpf verbreiteter ist. An den Stirnseiten dieses Langträgerrumpfes sind gegossene Endstücke angeschweißt, die der Radsatzführung dienen und die Schraubenfedern aufnehmen. Dadurch dürfte die Herstellung dieser Drehgestelle auch kostengünstiger möglich sein. Das Drehgestell kann mit einer integrierten Bremsanlage und einer bodenbedienbaren Feststellbremse ausgerüstet werden (s. kleine Bohrung im Langträger-Stehblech, links.)

Technische Daten und Quellen siehe: Dokumentation AFR 22/AFR 22s; AFR 02


2.5 Bauform China/Pafawag
Y 25 Bauform China/Pafawag; Werkfoto: Pafawag/Slg. Thomas Mötteli   Y 25 Bauform China/Pafawag

  Werkfoto Pafawag (Bombardier), 
  Sammlung Thomas Mötteli


 
Y 25 Bauform China/Pafawag; Foto: Bengt Dahlberg   Y 25 Bauform China/Pafawag

  verwendet unter KZD Kohlewagen
  Foto: Bengt Dahlberg; Kashgar, 22. Mai 2007
 


 
KZD Kohlewagen mit Y 25 Bauform China/Pafawag; Foto: Bengt Dahlberg   KZD Kohlewagen C 61 Y 43 21 459
  mit Drehgestellen Y 25 China/Pafawag

  Foto: Bengt Dahlberg; Kashgar, 22. Mai 2007

Über zwei Jahre konnte das auf dem Pafawag Werkfoto gezeigte Drehgestell keinem Wagen zugeordnet werden. Schließlich entdeckte Bengt Dahlberg die Drehgestelle in China. Dabei hätte ich mir nur die Angaben auf dem Radsatzlager-Deckel anschauen müssen: nicht besonders deutlich, aber immerhin erkennbar finden sich dort die Buchstaben "KZD", UIC-Bezeichnung der Chinesischen Eisenbahnen.

Dieses Drehgestell wurde zwischen 1993 (Beginn der Privatisierung) und 1997 (Übernahme durch Adtranz) entwickelt. Diese Eigenentwicklung lehnt sich zwar an das lauftechnische Konzep der Y 25-Drehgestelle an, umgeht aber die patentrechtlich geschützten und lizenzpflichtigen (?) Konstruktionsmerkmale des Drehgestell-Rahmens (beispielsweise: Durchführung des Hauptquerträgers durch die Langträgersteg-Bleche). Bengt Dahlberg berichtet, dass dieses Drehgestell bei etwa 1000 chinesischen Kohlewagen verwendet wird. Möglicherweise sind oder werden aber auch weitere chinesische Güterwagen mit diesen oder in China selbst weiterentwickelten Drehgestellen ausgerüstet.

Die Y 25 China/Pafawag sind - den Wagenanschriften zufolge - für eine Radsatzlast von 20 t ausgelegt.
Bengt Dahlberg sei auch an dieser Stelle vielmals für seine Aufklärung zu diesem Drehgestell gedankt!
 


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