Güterwagen-Drehgestelle: Diamond - russisch, Fwg 296.04.3

Version 3.01.99.1, Stand (inhaltlich): 13. Oktober 2007

Inhaltsverzeichnis  - Diamond Hauptseite - Dänemark, Scandia 1886 - Schweden, Kockums 1891 - Norwegen, Skabo 1903 - preussisch, VI d 7 II. Auflage - Sachsen, 1899 (28 852) - Tender-Drehgestelle - Verbandsbauart, B 23 - Österreich, C VII 1 - amerikanisch/WK I - belgisch, 1924 - russisch, Fwg 269.04.3 - Schweden, Olsson 1951 - Y 11 M - Y 11 Mk (Castor-Transportwagen)andere Diamond-Drehgestelle - „Diamond - Rahmen gegossen“ (BA 964/Dok.Nr. 0964) - „Diamond - Rahmen gegossen“, Detailfotos - nächstes Kapitel - Impressum

Zeichnung - Foto - Kommentar - Daten - Zur Herkunft dieser Wagen - aktuelle russische Drehgestelle
 
Zeichnung Diamond-Drehgestell russischer Bauart   Diamond-Drehgestell, russische Bauart
  nach Zeichnung Fwg 269.04.3

   Quelle: Merkbuch für die Schienenfahrzeuge der Deutschen
   Bundesbahn. Güterwagen. Band 2. DV 939 F, Januar 1967


 
Diamond-Drehgestell, russische Bauart; Foto: Gottfried Wild   Diamond-Drehgestell, russische Bauart
  nach Zeichnung Fwg 269.04.3

  Foto: Gottfried Wild, Nürnberg, Sommer 2000
  (Möglicherweise handelt es sich bei dem Wagen 
  um den längere Zeit in Georgensgmünd 
  abgestellten  Bahnhofswagen 72 183, 
  ex GG 19)                                                 (Top)

In der DV 939 F (Jan. 67) wird dieses Drehgestell als Bauart "Daimond" unter den Drehgestellen "mit Wiege" eingereiht. Die Bezeichnung "Daimond" ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein Schreibfehler, der sich allerdings auch schon auf der im Januar 1945 gefertigten Zeichnung (Maßstab 1 : 10) Fwg 269.04.3 findet. Aus dieser Zeichnung geht auch hervor, dass der Querträger keine selbsttätige Rückstelleinrichtung hatte und von daher eigentlich nicht als Wiege verstanden werden kann.

In seiner Konstruktion entspricht dieses Drehgestell amerikanischen Baugrundsätzen: Die beiden Seitenrahmen sind über eine 10 mm starke Federplanke verbunden, der Querträger wird durch seine Kopfstücke seitlich an den gegossenen Verbindungssäulen geführt. Markant ist die Aufhängung der Bremsklötze. Diese liegt nicht innen, wie bei amerikanischen Diamond-Drehgestellen üblich, sondern ist als einteiliges Lager unmittelbarer Bestandteil der Verbindungssäulen. Mittels Bolzen und Distanzhülsen (ursprünglich waren diese Drehgestelle auf russische Breitspur, 1520 mm, ausgelegt) werden die Bremsklötze in Ebene der Radlaufflächen geführt.

Bemerkenswert ist die Federung dieser Drehgestelle mittels einer Kombination von Schrauben- und quergestellter Doppel-Blattfedern. Durch die Blattfedern werden auch die Schwingungen der Schraubenfedern gedämpft ("amortisiert").

 
  Diamond-Drehgestell, russisch   Fwg 296.04.3
  Drehgestell-Gattungsnummer  
  Achsstand   1800 mm
  maximaler Laufkreis-Durchmesser   950 mm
  Achsschenkelmittenabstand   2039 mm
  Federung Wagenkasten gegen Drehgestell  
    Doppel-Blattfedern   
      Anzahl der Federblätter (nach Zeichnung, DV 939 F: 6)   5
      gestreckte Länge  
      Federblatt-Querschnitt  
    Schraubenfedern   
      Anzahl der Federn   8
      Außendurchmesser  
      Durchmesser des Stahls  
       Anzahl der Windungen (nach DV 939 F)   5 3/4
  erstes Baujahr   1941 ?

Zur Herkunft dieser Drehgestelle
Im Zweiten Weltkrieg gelangten bei der Eroberung russischer Gebiete zahlreiche russische Wagen unterschiedlicher Gattungen, Bauarten und Alters in deutschen Bestand. Darunter befanden sich auch bis zu 800 mehrheitlich wohl erst ab 1941 gebaute vierachsige Niederbordwagen. Um noch besser für den Transport von Militärfahrzeugen geeignet zu sein, wurden diese zu Flachwagen (SSyl Köln 55 001 bis 55 800, in "Die Güterwagen der Regelbauart" vom Februar 1945 ist jedoch der Lieferbestand zu 31. 12. 44 mit 1820 beschafften Wagen angegeben.) umgebaut. Damit beauftragt war ab 1943 die OSMAG (Oberschlesische Maschinen- und Waggonfabrik A.G., Werk Königshütte, ursprünglich Wagenbauanstalt der Vereinigten Königs- und Laurahütte A.G. in Königshütte/Oberschlesien, heute Alstom Konstal S.A, Chorzow). Die umgebauten Wagen galten vermutlich in der Folge nicht mehr als "Beutewagen" und wurden später als SSyl 19, nach 1965 als Rlmmp 693 geführt. Möglicherweise entstand im Zusammenhang mit diesem Umbau auch die Drehgestell-Zeichnung Fwg 269.04.3.

In den Bestand der Deutschen Bundesbahn gelangten desweiteren auch nicht umgebaute zwei- und vierachsige Beutewagen russischer Herkunft. Diese zunächst noch dem dem öffentlichen Wagenpark zugeordneten Wagen (XXmm/XXto 39, GG 19) wurden in der Regel bald zu Dienstgüterwagen. Fotos wie das oben gezeigte von Gottfried Wild belegen, dass mindestens bei einem Teil der gedeckten Güterwagen (GG 19) ebenfalls Drehgestelle nach Zeichnung Fwg 269.04.3 verwendet wurden.

Andererseits belegen Fotos, dass es neben den Diamond-Drehgestellen mit der Kombination von Schrauben- und Blattfedern auch solche gegeben hat, die ausschliesslich mit Schraubenfedern ausgestattet waren.
 
  Diamond-Drehgestell, russische Bauart
  ähnlich Fwg 269.04.3, jedoch ohne Blattfedern

  Steinacher Maschinenbau Gesellschaft, Nr. 3
  ex Rlmmp 693/SSyl 19 960 173
  Foto: Per Topp Nielsen, Steinach, 4. Juli 1991

Man wird annehmen können, dass die Deutsche Reichsbahn seinerzeit die russischen Beutewagen so genau wie möglich dokumentiert hat. Die Angaben, Skizzen und Zeichnungen, die in jener Zeit entstanden sind, belegen gleichzeitig, dass es zum Teil erhebliche Bauartunterschiede auch innerhalb einzelner Bauarten gegeben hat. Selbst wenn man unterstellt, dass die umgebauten SSyl zunächst einheitlich mit Drehgestellen nach Zeichnung Fwg 269.04.3 ausgerüstet waren, mögen nicht umgebaute Wagen mit anderen Drehgestellen ausgerüstet gewesen sein. Ferner kann nicht ausgeschlossen werden, dass nachträglich bei den Drehgestellen nach Fwg 269.04.3 die Federn mit denen anderer Beutewagen getauscht wurden.

Im "Nachtrag über die Umgespurten russischen Beutewagen" sind denn auch neben dem Diamond-Drehgestell, dem sich die Zeichnung Fwg 269.04.3 zuordnen lässt, drei weitere Drehgestelle vermerkt: ein Diamond mit vier sichtbaren Schraubenfedern je Seitenrahmen (Typ III.8) und zwei Three Piece Bogies (Stahlguss-Seitenwangen), von denen eines ausschließlich mit Schraubenfedern ausgerüstet ist.
 
 
Three Piece Bogie, russisch, nach Skizze III.6   Three Piece Bogie, russisch
  mit Schraubenfedern
  (vgl. "Nachtrag", Drehgestell nach Skizze III.6)

   (Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen, ex RAG,
   Bochum-Dahlhausen 10. Juli 1996)

An dieser Stelle ist auf die 1954 erschiene Abhandlung über den russischen Wagenbau hinzuweisen. Dort werden auch mehrere Drehgestelle gezeigt und besprochen, die unter Beutewagen auch in deutschen Bestand gelangt sind. Eine verlässliche Zuordnung dieser Zeichnungen zu den im im "Nachtrag" vermerkten Drehgestellen ist mir jedoch auf Grund mangelnder Sprachkenntnisse nicht möglich. Bemerkenswert ist jedoch, dass dort - soweit ich das verstanden habe - die Kombination von Schrauben- und Blattfederung recht ausführlich besprochen wird, während kein Drehgestell gezeigt wird, bei dem die quergestellte Blattfeder durch Schraubenfedern ersetzt ist.
 
 
Diamond-Drehgestell, russische Bauart mit 2 x 5 Schraubenfedern je Seite; Foto: Werner M. Köhler   Diamond-Drehgestell, russische Bauart
  mit 2 x 5 Schraubenfedern je Seite
Achsstand 1745 mm 
 

  DB SSyl 19, 960 322
  Foto: Werner M. Köhler, Mai 2005,
  Deutsches Panzermuseum, Munster
 


 
Diamond-Drehgestell, russische Bauart mit 2 x 5 Schraubenfedern je Seite, Seitenansicht Diamond-Drehgestell, russische Bauart mit 2 x 5 Schraubenfedern je Seite, Stirnansicht
Diamond-Drehgestell, russische Bauart mit 2 x 5 Schraubenfedern je Seite, Draufsicht   Diamond-Drehgestell, russische Bauart
  Achsstand 1800 mm
  2 x 5 Schraubenfeder je Seite

  Quelle: Babyko, S. R. (Hsrg.): Wagonostrojenje 
  (dt.: Waggonbau), Moskau, Verlag MASCHNIS, 
  1954 (Sammlung Gottfried Wild), S. 180.
 

Bei dem vorstehend gezeigten Drehgestell könnte es sich um ein Exemplar der in "Nachtrag" als Typ III.8 bezeichneten Bauart handeln. Dabei ist aber daraufhinzuweisen, dass für diesen Typ in der Tabelle der Achsstand mit 1900 mm angegeben ist und in der Skizze drei verschiedene Achsständen (1750, 1800 und 1900 mm) vermerkt sind.

Aktuelle russische Drehgestelle
Ein Leser im Drehgestell-Forum hat auf folgende Seite mit Informationen zu aktuellen russischen Drehgestellen hingewiesen:

http://www.1520mm.com/r/w/bogies.html

Diese Seite ist zwar in Russisch geschrieben, dürfte aber doch in ihren Grundzügen verständlich sein. Für Leser, die Russisch beherrschen ist, bietet die folgende Seite einen Vergleich zwischen dem russischen "18-100" und einem Barber-TPB:

http://www.css-rzd.ru/zdm/08-2004/04111.htm

Quellen:
Babyko, S. R. (Hsrg.): Wagonostrojenje (dt.: Waggonbau), Moskau, Verlag MASCHNIS, 1954 (Sammlung Gottfried Wild).
Deutsche Reichsbahn, Reichbahn -Zentralamt Berlin, Dezernat 28: Die Güterwagen der Regelbauart - Übersichtszeichnungen. Berlin 1945 (Originalzeichnungen auf CD-ROM, Herausgeber und Vertrieb: Schiffer, Viktor; Wuppertal und Janssens, Luc; Lier - Belgien)
Deutsche Reichsbahn: Merkbuch für die Fahrzeuge der Reichsbahn. IV. Wagen. Nachtrag 1 über Umgespurte russische Beutewagen. Vorläufige Ausgabe Oktober 1944. (Verkehrsmuseum Dresden, Sammlung Lutz N./Andreas Kaminski)
Grasbäcker, Bernd: Exoten auf deutschen Schienen. Die Russen kommen! (= Eisenbahn Magazin, Heft 12/1983, S. 81 - 83)
McDonald, James: Russische Flachwagen (= Beitrag 13060 vom 3. Mai 2005 im "Güterwagen-Forum",  http://de.groups.yahoo.com/group/gueterwagen/)
Scheller, Paul: SSyl 19/XXto 39 (= Beitrag 13057 vom 1. Mai 2005 im "Güterwagen-Forum",  http://de.groups.yahoo.com/group/gueterwagen/)
Scheller, Pau: OSMAG ("Re: [gueterwagen] SNCF Rlmmp - SPyw - ex DRG SSys - No Diamonds but Evergreens", =  Beitrag 10197 vom 14. April 2004 im "Güterwagen-Forum",  http://de.groups.yahoo.com/group/gueterwagen/)
 
 


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