Inhaltsverzeichnis - Pressblech, genietet - nächstes Kapitel - Impressum
Einführung - Fox, Leeds - Fox, 1893 - Preussen, Prototyp, 1892 - Exkurs Reisezugwagen - Ganz (Budapest), ab 1892 - Krupp, 1902 - Tientsin-Pukow, 1909 - Finnland K5, 1912 - Andere Fox-Drehgestelle - Österreich, 1906 - Frankreich, 1904 und 1923 - Verbandsbauart, B 24 - preussisch, Ci 149 - Frankreich, Y 13 - Saar
Die
1893 von der Fox Pressed Steel Company, Joliet, Illinois, auf der
World's Columbian Exhibition in Chicago ausgestellten "Pressed
Steel Truck Frames" (Güterwagen-Drehgestelle) können als
Archetypen der Bauart Fox gelten.
Bauartbestimmende
Merkmale sind die Pressblech-Rahmenteile,
die zu einem starren
H-förmigen Rahmen vernietet
sind sowie die in den Achshalter-Ausschnitten achsschenkelmittig
angeordneten Schraubenfedern,
die unmittelbar auf den Achslagergehäusen aufstehen und so die
Radsätze gegenüber dem Drehgestellrahmen abfedern.
Drehgestelle
für Güterwagen mit schraubengefederten Radsätzen der Fox Solid
Pressed Steel Company, Joliet, Ill., USA; Fig. 1: Ausführung ohne
Wiege, ausgestellt auf der World's Columbian Exposition [1, Platte
CXXI, p. 456], Fig. 2: Ausführung mit Wiege [2]
Solche
"Original Fox"-Drehgestelle, mit einfachen, linkswindenden
Schraubenfedern (ohne Wiege) wurden für Schüttgutwagen (Double
Hopper Bottom Gondolas of 60,000 Lbs) der Lehigh Valley Railroad
Company verwendet, die vermutlich auch um 1893 in Dienst gestellt
wurden [3, p. 358 ff].
Fox-Drehgestell
für Güterwagen mit schraubengefederten Radsätzen, ohne Wiege und
Bremse, verwendet für Schüttgutwagen der Lehigh Valley Railroad
Company; [3, p 360f]
Genietetes
Pressblech-Drehgestell in H-Form
mit achsschenkelmittig angeordneten Schraubenfedern.
Rahmen
bestehend aus vier, robust miteinander vernieteten
Pressblech-Bauteilen (zwei Seitenwangen-Stehbleche, zwei
Querträgern). Seitenwangen-Stehbleche mit nach innen gekanteten
Flanschen und mit aufgenieteten Schmiedeteilen verstärkten
Ausschnitten zur Aufnahme der Achslager und der Federn.
Drehpfannenträger mit flacher Pressblech-Drehpfanne auf den
Querträgern aufliegend, feste seitliche Gleitstücke. Vier einfache,
linkswindende Schraubenfedern, auf den Achslagergehäusen aufstehend.
Spurweite 4' 8 ½''
(Normalspur), Achsstand
5' 2'', Laufkreisdurchmesser 33''.
Jeweils ein Drehgestell war
bei diesen Schüttgutwagen der Lehigh Valley mit einer - in den
Skizze nicht dargestellten - handbedienten Bremse
versehen.
Datenblatt
Fox-Drehgestell
für Double Hopper Bottom Gondolas of 60,000 Lbs der Lehigh Valley
Railroad Co. (LVRC)
Ausführungsvarianten
Da
solche
"Original-" Fox-Drehgestelle über einen Zeitraum von etwa
20 Jahren sowohl von der Fox Solid Pressed Steel Company in den USA
als auch von der Leeds Forge Co. Ltd für einen breiten Kundenkreis -
zu dem unter anderem auch die Barsi Light Railway [4] zählte -
produziert wurden, muss es zahlreiche - sich allein schon
hinsichtlich der Spurweite, Ausführungsvarianten gegeben
haben.
Bereits
bei Dredge [1], dem Fig. 1. der Grafik ganz oben entnommen ist,
findet sich die Zeichnung einer ähnlichen, sich in mehreren Details
jedoch unterscheidenden Ausführung mit Bremse:
Fox-Drehgestell
für Güterwagen mit schraubengefederten Radsätzen und Bremse; [1,
p. 358]
Diese
'von innen einseitig gebremste' Ausführung weist gegen über der
vorstehend abgebildeten nicht nur veränderte seitliche Gleitstücke
und Laschen für Sicherungsketten und rechtswindende Außenfedern
auf: Die Radsätze sind hier mit ineinander geschachtelten
Schraubenfedern gegenüber dem Drehgestellrahmen abgestützt.
Eine
weitere Ausführung (ohne Bremse) mit seitlichen Gleitrollen ist
durch die White's Grafik für 1891 belegt. [5, p. 470, Figur 5.79, s.
Anm 1]
Verwendung
Ein
umfassender Verwendungsnachweis ist auf Grund der Vielzahl von
Bauformen und Ausführungen nicht möglich.
1896 waren in den USA
waren bereits 60 000 Fox-Drehgestelle im Einsatz, bei einem Bestand
von über einer Million registrierter Güterwagen bedeutet dies
jedoch, dass nur drei Prozent der Wagen mit Fox-Drehgestellen
ausgerüstet waren. [1, p. 470].
Allerdings war den Drehgestellen
der Fox-Bauarten bei den nordamerikanischen Bahngesellschaften kein
dauerhafter Erfolg beschieden: Zum einen lagen die Beschaffungskosten
deutlich über denen konventioneller (Diamond-) Drehgestelle. Zum
zweiten musste für Wartungsarbeiten an Achslagern und Federn der
Wagen samt dieser "pedestal style" (podestartigen)
Drehgestellrahmen mit entsprechendem Gerät von den Radsätzen
abgehoben werden, während bei Diamond-Drehgestellen nur einige
Schrauben zu lösen waren.
Zum dritten erwies sich die starre
Vernietung von Seitenwagen und Querträgern als problematisch: Das
Fox-Drehgestell konnte - anders als das Diamond-Drehgestell - die
Lastverteilung auf schlecht verlegten Schienen nicht einfach
ausgleichen, sondern musste die dabei auftretenden Scherkräfte über
die Nietverbindungen zwischen Seitenwangen und Querträger auffangen,
wodurch es zu Verformungen sowohl der Bohrungen als auch der Nieten
kam. [5, p. 471]
Während in Nordamerika ab 1902 die
Bettendorf-Drehgestelle (Three Piece Bogies mit gegossenen
Seitenwangen) nach und nach ältere Drehgestell-Bauarten, auch
Fox-Drehgestelle, abzulösen begannen, fand in Kontinentaleuropa die
Pressblechtechnik zunehmendes Interesse. Vor allem bei Spezialwagen
und für Export-Lieferungen wurden Fox-Drehgestelle mit genieteten
Pressblechteilen noch bis in die 1920er Jahre hinein verwendet.
Anmerkungen
Anm.
1:
White [5] gibt als Quelle für die von ihm veröffentlichte
zeichnerische Darstellung "Master Car Builders Report 1891"an.
Eventuell bezieht sich diese Grafik auf ein dort veröffentlichtes
Foto, das ohne nähere Quellenangabe auf einigen Interetseiten
auftaucht (z. B. auf: http://www.spookshow.net/trucks/fox.html -
gesehen am 14. 02. 2018).
Quellen:
Dahlberg,
Bengt: Persönliche Informationen
Meier, Thomas: Persönliche
Informationen
[1]
Dredge,
James: A Record of the Transportation Exhibits at the World's
Columbinan Exhibition of 1893. London <Offices of "Engineering">
and New York <John Wilex & Sons>, 1894)
Online:
https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=uiug.30112057556505;view=1up;seq=13
<abgerufen 14. 02. 2018>
[2]
Car Builder's Cyclopedia 1916, Scann: Gene Green
[3]
NN: Hopper Gondola Car, Lehigh Valley Railroad. (in: American
Engineer and Railroad Journal, 1894, Volume LXIX No. 8, p. 358
ff)
[4] Wikipedia: Barsi Light Railway
Online:
https://de.wikipedia.org/wiki/Barsi_Light_Railway - <abgerufen 14.
02. 2018>
[5]
White,
John H. jr.: The American Railroad Freight Car. From the Wood Car Era
to the Comming of Steel. John Hopkins University Press. Baltimore,
1993