Inhaltsverzeichnis - Pressblech, genietet, Fox - nächstes Kapitel - Impressum
Einführung - Fox, Leeds - Fox, 1893 - Preussen, Prototyp, 1892 - Exkurs Reisezugwagen - Ganz (Budapest), ab 1892 - Krupp, 1902 - Tientsin-Pukow, 1909 - Finnland K5, 1912 - Andere Fox-Drehgestelle -
Österreich, 1906 - Frankreich, 1904 und 1923 - Verbandsbauart, B 24 - preussisch, Ci 149 - Frankreich, Y 13 - Saar
Samson
Fox, der Pionier der Pressblech-Technik
Samson
Fox (1838 - 1903), englischer Ingenieur und Gründer der Leeds Forge
Company, verwendete ab 1877 hydraulische Pressen zur Herstellung von
Wellrohr-Feuerbüchsen. Mit den dabei gewonnenen Erfahrungen
entwickelte er 1886 Verfahren zur Herstellung von "horn plates"
und "(flanged) frame plates", also Pressblech-Teilen für
die Untergestelle von Eisenbahnwaggons.
[1, S. 469], [2], [3]
Fox's
flanged frame plate and horn plates (Pressblech Rahmenwangen,
Pressblech-Achshalter); Quelle: US-Patent No.
341,802, dated May, 11, 1886 [4]
Während
in England, wie im übrigen Europa, noch zweiachsige Güterwagen
dominierten, waren in Amerika die dort verbreiteten
Diamond-Drehgestelle in Kritik geraten: Sie bestanden aus zahlreichen
Teilen (Flachbleche, Gußbauteile,
Schrauben und Muttern) hatten, da die Seitenrahmen lediglich durch
die gefederten Drehpfannenträger verbunden waren, keine stabile
Querverbindung.
Fox gelang es, einen innovativen, leichten,
aus nur wenigen Teilen bestehenden und robusten Drehgestell-Rahmen zu
schaffen, in dem er die gepressten
Seitenwangen-Stehbleche und die Pressblech-Querträger durch
kräftigen Nieten miteinander verband [1, S. 470]. Das er sich selbst
mit der Vermarktung seiner Idee in den USA schwer tat, gründete er
mit einem Partner die Fox Solid Pressed Steel Co. in Joliet,
Illinois.
Der Anordnung der Federn nach lassen sich 3
Ausführungen unterscheiden:
1.
Fox-Drehgestelle mit längsgestellten Blatttragfedern
Teilweise
waren die von Fox konstruierten Drehgestell-Rahmen, insbesondere für
Reisezugwagen, waren - ähnlich wie bei konventionellen europäischen
Drehgestellen - mit längsgestellten, auf den Achslagern aufgesetzten
Blatttragfedern ausgerüstet und mitunter auch mittels einer
gefederten Wiegen gegenüber den Radsätzen beziehungsweise dem
Wagenuntergestell abgefedert.
Genietete,
von Fox-Unternehmen gebaute Pressblech-Drehgestelle mit
längsgestellten Blattragfedern:
1) kastenförmiges
Pressblech-Drehgestell mit gleitgelagerten Blatttragfedern,
Ausschnitt aus Anzeige der Leeds Forge Co. Ltd., ca. 1902 [5]
2)
dreiachsiges kastenförmiges Pressblech-Drehgestell mit in
Federhebeln aufgehängten Blatttragfedern, Ausschnitt aus Anzeige der
Leeds Forge Co. Ltd., ca. 1901 [5]
3)
leichtes kastenförmiges Pressblech-Drehgestell mit Wiege, [6]
4)
kastenförmiges Pressblech-Drehgestell, verstärkt, mit Wiege und in
Gabeln aufgehängten Blatttragfedern, geliefert an die Oudh &
Rohilkund Railway/India (Ausschnitt aus Anzeige der Leeds Forge Co.
Ltd., Slg. Paul Scheller) [7]
2.
Fox-Drehgestelle für Güterwagen mit gefedertem
Drehpfannen-Träger
Demgegenüber
waren die Rahmen der ersten Fox-Drehgestelle für Güterwagen noch
stark an das amerikanische Vorbild angelehnt: Wie beim
Diamond-Drehgestell waren die Radsätze starr und ungefedert mit dem
Rahmen verbunden und nur dieser durch den (schrauben-)gefederten
Drehpfannnenträger gegenüber dem den Wagenuntergestell abgefedert.
Kastenförmiges
Fox-Drehgestell für Güterwagen mit gefedertem Drehpfannen-Träger;
[8]
Aus der Beschreibung
der Skizze geht hervor, dass die Seitenwangen ("wheel pieces")
D mit dem Querträger ("spring bolster") H fest vernietet
sind, dieser die (Schrauben-)Federn G trägt, auf denen der
Drehpfannenträger ("truck bolster") ruht.
H-förmiges
Fox-Drehgestell für Güterwagen mit gefedertem Drehpfannen-Träger
der Leeds Forge Company [Anm. 1], [3]
H-förmiges
Fox-Drehgestell für Güterwagen mit gefedertem Drehpfannen-Träger
(„Drehgestell mit Federn unter dem Querbaume, Fox-Gesellschaft,
Nordamerika“); Quelle: [9, Abb. 1010, S. 801]
3.
Fox-Drehgestelle für Güterwagen mit schraubengefedertem Radsätzen
(Anm. 2)
1893
präsentierte die Fox Solid Pressed Steel Company, Joliet, auf der
Weltausstellung in Chicago ein weiterentwickeltes Drehgestell für
Güterwagen mit achsschenkelmittig angeordneten Schraubenfedern, die
in den Achshalter-Ausschnitten auf den Gehäusen der Achslager über
den Achsschenkeln stehen und so die Radsätze gegenüber dem
Drehgestellrahmen abfedern.
H-förmige
Fox-Drehgestelle für Güterwagen mit schraubengefederten Radsätzen
unter Pressblech-Untergestell der Fox Solid Pressed Steel Company,
Joliet, Ill., USA, ausgestellt auf der World's Columbian Exposition
[6, Platte CXXI, p. 456]
Dieses
Federungsprinzip wurde in der Folge von verschiedenen anderen
Konstrukteure übernommen, wodurch die Bezeichnung "Fox-Drehgestelle"
zu einem übergeordneten Bauartbegriff wurde.
"Fox-Drehgestelle"
anderer Konstrukteure, Fig. 1: Cloud-Drehgestell, H-Form,
schraubengefederte Radsätze [11]; Fig. 2: Oswald-Drehgestell,
H-Form, schraubengefederte Radsätze [12]
Historie:
1874 | Samson Fox gründet die Leeds Forge Company Ltd. |
1877 | Fox reicht ein Patent für "Corrugated Furnace" (Wellrohr für Feuerbüchsen) ein. |
1880 |
Das Unternehmen Schulz-Knaudt (Essen, 1914 Fusion mit den Mannesmann-Röhrenwerken) beginnt unter Lizenz von Fox die Produktion solcher Feuerbüchsen in Deutschland. |
1886 | Fox lässt sich in England Apparate und Verfahren zur Herstellung von "horn plates" und "(flanged) frame plates" patentieren. |
1887 |
Auf der Royal Jubilee Exhibition in Newcastle stellt die Leeds Forge Co. Ltd. unter anderem eine Pressblech-Rahmenwange nach dem Patent von Fox aus. Die Zeitschrift "The Engineer" schreibt darüber in der Ausgabe vom 10. Juni 1877, Seite 453 [13]: |
"As
usual on such occasions, the Leeds Forge Company has an exceedingly
attractive exhibit. Besides Fox's patent corrugated boiler furnace
flues, which are now so well known and so widely used as to require
no description at our hands, they show Fox's patent flanged frame
plate for railway rolling stock. These plates are made at one heat by
a special hydraulic press. The object is to produce a frame for a locomotive, or indeed for any rolling stock, out of a single plate, without the necessity of introducing angle iron or other stiffeners. The plates exhibited are 21ft. 9in. long. and have three axle box guides of the North - Eastern Railway Company 's standard tender frame pattern. |
|
1888 |
Am
17. Oktober 1888 gründet Fox in Joliet, Illinois die "Fox Solid
Pressed Steel Company" [2]. 1899 werden die Unternehmen von Fox und seines Konkurrenten Charles T. Schoen (Schoen Pressed Steel Co.) zur Pressed Steel Car Company zusammengelegt. |
1889 |
Fox
reicht in den USA eine mit "Leeds, February 15, 1889"
datierte Patentschrift auf "Car Trucks" ein, auf die am
19. Juni 1894 das US Patent No. 521,709 erteilt wird [8]. Darin
bezieht er sich auf Patente in England, Frankreich, Belgien,
Italien, Österreich-Ungarn, Italien, Spanien und Russland -
nicht jedoch auf ein deutsches oder preussisches Patent. In diesem Patent geht es ausdrücklich um Güterwagen-Drehgestelle, beigefügt sind 4 Blätter mit Zeichnungen. Diese Zeichnungen stellen drei unterschiedliche Drehgestell-Konstruktionen dar. |
1893 |
World's Columbian Exposition in Chicago (1. Mai bis 30. Oktober 1893). Die Fox Solid Pressed Steel Company zeigt dort neben diversen Pressblechteilen ein vierachsiges Wagenuntergestell, ein Drehgestell in Kastenform und Drehgestelle in H-Form [6, p 457 f]. |
1899 |
Im Januar 1899 werden die Unternehmungen von Fox und Schoen zur "Pressed Steel Car Company zusammengeschlossen. Vorausgegangen waren mehrfache Umfirmierungen der beteiligten Gesellschaften.Samson Fox ist persönlich nicht mehr in den Organen der neuen Gesellschaft vertreten, möglicherweise hat er sich schon 1897 aus dem US-Geschäft zurück gezogen. [2] |
Anmerkungen:
Anm.
1:
Der
Artikel über die Pressed Steel Underframes im "American
Engineer and Railroad Journal 1894 [3] enthält leider keine näheren
Informationen zu dem abgebildeten Wagen, die Bildunterschrift lautet:
Pressed Steel Iron Car. Made by the Leeds Forge Company.".
Weiter unten heißt es: "Fig. 9, page 262 is an illustration of
a 20 ton truck, with bogies have been designed to compete with the
American Diamond bogie design, which was supposed to be the type that
possessed the virtue of lightness abov all other forms of
construtions. ... The pressed steele bogie frames have been in use on
the Natal Government Railway since 1890, and orders for a fresh
quantity were repeated a short time ago, tha gauge is 3 ft. 6 in. On
the Mexican Railway ... the pressed steele bogie frames have also
been for a considerable time used."
Auch in anderen Quellen
konnte ich bislang keinen Hinweis finden, bei welcher Bahn der mit
"F. C. N. T №
42.c."
beschriftete Wagen eingestellt war.
Anm.
2.:
Die
Bauart Fox wird hier und auf den folgenden Seiten in der Regel
verkürzt "mit schraubengefederten Radsätzen" beschrieben.
Diese Kurzbeschreibung ist jedoch nicht ganz eindeutig und trifft
auch auf die Y25-Drehgestelle zu. Eindeutiger ist das
Federungsprinzip der Bauart Fox mit der Formulierung "mit
Schraubenfedern, die in den Achshalter-Ausschnitten unmittelbar auf
den Gehäusen der Achslager aufsitzen und so die Radsätze gegenüber
dem Drehgestellrahmen abfedern" beschrieben. Allerdings erschien
mir diese sprachlich nicht elegante Formulierung in den meisten
Zusammenhängen als zu lang und zu unübersichtlich.
Quellen:
[1]
White, John H. jr.: The American Railroad Freight Car. From the Wood
Car Era to the Comming of Steel. John Hopkins University Press.
Baltimore, 1993
[2] Mid-Continent Railway Historical Society:
Builders of Wooden Cars, Pressed Steel Car Company
Online:
http://www.midcontinent.org/rollingstock/builders/pressedsteel1.htm -
<abgerufen am 7. 2. 2018>
[3]
NN: Pressed Steel Underframes (in: American Engineer and Railroad
Journal, 1894, Volume LXVIII No. 6, S. 261 ff)
Online:
https://archive.org/details/americanengineer68newy - <abgerufen am
7. 2. 2018>
[4] US Patent No 341,802: S. Fox: Horn Plate for
Car and Locomotive Frames. Patented May, 11, 1886 - online
<abgerufen am 7. 2. 2018>
[5] Grace's Guide: British
Industrial History (umfangreiches Online-Archiv zur Geschichte der
britischen Industrie, http://www.gracesguide.co.uk/Main_Page
(Registrierung erforderlich)
[6] Dredge, James: A Record of the
Transportation Exhibits at the World's Columbinan Exhibition of 1893.
London <Offices of "Engineering"> and New York <John
Wilex & Sons>. 1894)
Online:
https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=uiug.30112057556505;view=1up;seq=13
<abgerufen 14. 02. 2018>
[7] Scheller, Paul: Persönliche
Informationen und Unterlagen
[8]
US
Patent No. 521,709: S. Fox: Car Truck. Patented June 19, 1894 -
online
<abgerufen
am 7. 2. 2018>
[9]
Barkhausen,
Blum, von Borries: Die Eisenbahn-Technik der Gegenwart. Erster Band,
zweite umgearbeitete Auflage. Erster Abschnitt: Die
Eisenbahn-Fahrzeuge. Zweiter Teil: Die Wagen, Bremsen, Schneepflüge
und Fährschiffe. Wiesbaden, Kreidel, 1910
[10] Car Builder's
Cyclopedia 1916, Scann: Gene Green
[11] US Patent No 578,627: J.
W. Cloud: Car Truck. Patented Mar. 9, 1897 - online
<abgerufen am 7. 2. 2018>
[12] US Patent 621,275: Richard W.
Oswald: Car Truck. Patented Mar, 14, 1899 - online
<abgerufen am 7. 2. 2018>
[13] Grace's Guide: The Engineer,
Ausgabe vom 10 Juni 1887, Seite 453: "The Newcastle
Exhibition"
außerdem:
Dahlberg,
Bengt: Persönliche
Informationen und Unterlagen, u. a. verdanke ich Bengt den ersten
Hinweis auf die mir bis dahin völlig unbekannten
Fox-Drehgestelle
Wikipedia:
Leeds Forge Company - online:
https://en.wikipedia.org/wiki/Leeds_Forge_Company - <abgerufen
am 7. 2. 2018>
Wikipedia:
World's Columbian Exposition - online:
https://de.wikipedia.org/wiki/World's_Columbian_Exposition -
<abgerufen
am 7. 2. 2018>
Grace's
Guide: Leeds Forge Co.
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