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Wörterbuch - Literaturliste - Schienenwagen - Durchdrehbare Drehgestelle - Großgüterwagen - Konstruktion: Formgebungsverfahren - Achsschenkelmittenabstand - Bremsschaulöcher - Lenkachsen - Schaken - Schwerpunktaufhängung - Schwingungsdämpfung bei Schraubenfedern
Teil 1: Hauptbauformen
Teil 2: Zur Entwicklung -
a) Längselastische Aufhängungen: Gleitschuh-Lagerung - Laschen-Aufhängung
b) Längs- und querelastische Aufhängungen: Schäkel - Rollenschaken - Rechteckschaken - Doppelschaken - Langschaken - Trapezschaken - Kurzschaken
Quellen zu Teil 1 und 2
Teil 3: Jüngere Einzelachs-Laufwerke
Schaken
verbinden elastisch (beweglich) Teile. In Eisenbahn-Laufwerken werden
Schaken hauptsächlich als Federschaken zur Verbindung zwischen
Fahrgestell und Federung verwendet. In Laufwerken mit
Schraubenfederung, wie etwa dem Y25-Drehgestell, werden Schaken als
Dämpferschaken zur Verbindung zwischen Radsatzführung und
Federkappe (als Teil der Dämpfungskonstruktion) eingesetzt.
Für
Güterwagen-Laufwerken mit Blattfederung wurde die Schakenaufhängung
zu Beginn der 1950er Jahre standardisiert [1]. Für
überkristische zweiachsige Laufwerke wurde das Doppelschakengehänge,
bestehend aus jeweils vier Einfachschaken entwickelt, im damaligen
UIC/ORE Standard-Drehgestell (DB BA 931 "Minden Dorstfeld")
sind die Blattfedern mit Langschaken aufgehängt. Ab den 1970er
Jahren entstanden weitere Schakenbauformen entwickelt. Auf Grund der
Standardisierung ist die Anzahl der Hauptbauformen überschaubar.
Teil 1: Schaken für Güterwagen, Hauptbauformen
Fig.
1 und 2: Langschaken
für Güterwagen-Drehgestelle,
Fig. 3: Dämpferschaken für
Güterwagen-Drehgestelle mit
2 Radsätzen und
Schraubenfeder
Federbolzenmittenabstand
Bezeichnung |
Typ |
Zeichnung |
Außen- (mm) |
Innenmaße (mm) |
FBMA |
Q |
||||
|
|
|
L |
H |
l |
d |
h |
b |
a |
|
Einfachschake, kurz |
ORE |
(Doppelschaken-Gehänge) |
185 |
112 |
140 |
25 |
62 |
|
(288)1 |
[2] |
Einfachschake, lang |
SBB |
(2x-Laufwerk) |
|
|
|
|
|
|
|
|
Langschake |
PKP, 1XTa |
|
|
|
|
|
|
|
238 |
[15] |
Langschake |
ČSD UIC 30 |
|
342 |
|
292 |
25 |
|
|
240 |
[16] |
Langschake |
MiDo2, MiSi |
Fwg
931.02.026.01/ |
377 |
112 |
325 |
26 |
62 |
273 |
[1], [3], [4], [17] |
|
Langschake |
701,704 |
|
415 |
|
335 |
40 |
? |
|
|
[5] |
Kurzschake |
Parabelfeder |
3 FWG 886.0.02.026.001 |
221 |
112 |
171 |
25 |
62 |
|
|
[1], [6] |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Trapezschake |
665 |
Fwg 708.0.02.026.003 |
269 |
? |
205 |
32 |
? |
|
|
[1], [3] |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Ovalschake, kurz |
Y25C |
4 Fwg 707.0.02.026.001 |
137 |
60 |
97 |
20 |
25 |
12 |
|
[1], [6] |
Ovalschake, verstärkt |
Y25L |
3 Fwg 696.0.02.026.001 |
143 |
66 |
103 |
20 |
31 |
16 |
|
[1], [6] |
Teil 2: Zur
Entwicklung der Federschaken
a) Längselastische
Aufhängungen
- Gleitschuh-Lagerung
Bei frühen und
einfachsten Eisenbahnwagen waren die Achslager ohne Federung (oder
lediglich über eine Holzfeder (Heusinger, Atlas [8, Tafel VI, Fig.
4]) mit dem Untergestell verbunden
(siehe Güterwagen-Drehgestelle -
Vorläufer).
Blattfedern dehnen sich unter Belastung der Länge
nach aus und müssen also mit ihren Enden mindestens in Längsrichtung
beweglich gelagert sein.
Eine der einfachsten Ausführungen sind
Gleitschuhe oder -stützen.
Schon bei der ersten Lokomotive (Stephensons "Rocket")
war die Feder der Treibachse robuster an stehenden Hebeln aufgehängt
(siehe Güterwagen-Drehgestelle - Doppelblechrahmen).
Blattfeder, gelagert in Gleitschuhen (Gleitstützen, Gleitsteinen) Quelle: Heusinger, Atlas [8, Tafel VII, Fig. 1] |
-
Laschen-Aufhängung
In Nordamerika, aber auch in Europa wurden ab Ende der
1830er Jahre die Federn in Laschen (jeweils zwei flache
Blechstreifen, jeder mit zwei flachen Bohrungen) aufgehängt.
Laufwerk mit Laschen-Aufhängung, frühe "Länderbahn-Ausführung" (vor 1870) Quelle: Heusinger, Atlas [8, Tafel VI, Fig. 1 und 2] |
Durch die Schrägstellung der Laschen können
diese die Verschiebung der Federn in Längsrichtung aufnehmen und ausgleichen
("längselastisch) [Anm.1].
Die
flachen Bohrungen erlauben lediglich Längsbewegungen, Querbewegungen
können nicht aufgenommen werden.
Das
Laschengehänge der Verbandsbauart wurde in den 1920er Jahren
entsprechend den Grundsätzen des Austauschbaus weiterentwickelt (s.
Carstens [10, S, 150]) und in prinzipiell gleicher Ausführung bei
den geschweißten Pressblech-Drehgestellen (Deutzer, Einheitsbauart,
ČSD,
MAV)
und den Niesky-Drehgestellen verwendet.
b) Längs- und
querelastische Ausführungen
- Schäkel-Aufhängung
Um
den Mittelachsen sechsrädriger Wagen eine seitliche Verschiebung
("radiale Einstellbarkeit") zu ermöglichen, waren deren
Federn gelenkig mit Schäkeln aufgehängt (siehe auch Bogenfedern der
Leipzig-Dresdner Eisenbahn) [Anm.2]).
Längs- und
querelastische Schäkelaufhängungen, Fig. 1:
hakenförmiger Federbock, einfacher Schäkel (Heusinger,
Atlas [8, Tafel VII, Fig. 2]);
Fig. 2 und 3: Doppelschäkel (Heusinger, Atlas [8, Tafel VII, Fig. 10 und 11]); Fig 4: Schäkel - Ring - Schäkel, vertikal angeordnet (Vandenberghen [11, S. 117])
Aufhängungen mit Schäkeln sind typisch für die genieteten Pressblech-Drehgestelle nach Zeichnungen pr. Cf 106, pr. Ci 43, pr. Ci 149 und der Verbandsbauart B 24.
-
Rollenschaken
Federaufhängung mit
Rollenschaken. Fig 1: Schematische Gegenüberstellung
Laschenaufhängung (links) und Aufhängung mit Rollenschaken
(rechts), (Behnke [12, S. 19]),
Fig. 2: Aufhängung mit Rollenschaken (Guillery [9, S.39])
Federaufhängungen mit Rollenschaken wurden
bereits zu Länderbahnzeiten auch bei schnellaufenden Güterwagen
(insbesondere Kühlwagen) verwendet. In den Zwanzigerjahren wurden
im Zusammenhang mit der Entwicklung von Großgüter- (Selbstentlade-)
Wagen vierachsige Lenkachsen-Laufwerke entwickelt, die eine seitenbewegliche
Aufhängung der Blatt-Tragfedern erforderten. Ähnliche Gehänge
wurden in den Dreißigerjahren auch bei einigen zweiachsigen Güterwagen-Bauarten
(beispielsweise großräumige gedeckte Güterwagen, Kübelwagen
- teilweise in Verbindung mit längeren Federn - 1800 bzw. 1650 mm
gestreckte Länge statt 1100 bzw. 1200 mm) verwendet. In der DV 939
wird diese Art des Gehänges als Rollenschaken bezeichnet, daneben
finden sich in der Literatur die Bezeichnungen "Federschaken aus Rundstahl
(Personenwagenbauart)" und "Federschaken und Federschakenrollen".
Die ovalen Schaken sind aus Rundstahl geschmiedet, die Rollen
haben entsprechend ausgerundete Kehlen. Durch diese Formgebung sind diese
Gehänge in der Lage, auch seitliche Verschiebungen in gewissem Grad
auszugleichen.
- Rechteckschake/Einfachschake
Die Weiterentwicklung der
Federaufhängung mit Ringen und Rollen ist wohl den Reichseisenbahnen
in Elsaß-Lothringen zuzuschreiben. Während die die Rollen ursprünglich
konzentrisch geformt (die Auskehlung für die Aufnahme der Ringe hatte
an allen Stellen den gleichen Radius) waren, verwendeten die Reichseisenbahnen
in Elsaß-Lothringen wohl erstmals einseitig gebohrte Rollen (mit
dadurch asymmetrischen Kehlen). Damit war es möglich, durch "Umkehren"
(Wenden) der Rollen die Höhe des Pufferstandes zu regeln [Anm. 3].
Rechteckige Schaken sind bereits an dreiachsigen württembergischen
Schmalspurwagen, Baujahr 1894, nachweisbar. Mit Rechteckschaken und einseitig
gebohrten Rollen waren die 1920 gebauten Vorortwagen der Württembergischen
Staatseisenbahnen ausgestattet.
"Federgehänge
mit einfachen Federschaken und einseitig gebohrten Rollen nach dem Muster der Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen", verwendet bei Vorortwagen der Württembergischen Staatseisenbahnen, Baujahr 1920 Quelle: Kittel, [13, S. 86/87 und Tafel 28] |
Das oben abgebildete Federgehänge der württembergischen Vorortwagen (Längsspiel: 2 x 22 mm, Querspiel: 2 x 13,5 mm) wirkt geradezu überraschend modern: Wäre da nicht der geschmiedete Federbock, könnte man dieses Gehänge auf den ersten Blick auch dem zweiachsigen DIN-Kesselwagen-Untergestell (mit 9,8 m Länge über Puffer und 6,5 m Achsabstand) zuschreiben.
Ähnliche Rechteck-Schaken
finden sich auch in den ab 1930 gebauten Reisezugwagen-Drehgestellen der
Bauart "Görlitz III". Alle Görlitz Drehgestelle besitzen eine
Wiegenfederung aus Blattfedern, die in Längsrichtung angeordnet ist.
Während bei der älteren Bauart "Görlitz II" die Wiegenfedern
mit Federschrauben am Drehgestellrahmen aufgehängt ist, sind die Wiegefedern
bei der Bauart "Görlitz III" mit Schaken in Federkolben aufgehängt.
Durch die Seitenbeweglichkeit der Schaken konnte auf die bis dahin erforderlichen
Wiegependel verzichtet werden.
Reisezugwagen-Drehgestell
Bauart Görlitz III, schwer Quelle:
|
Wiegependel sind aufwändige und wartungsintensive Bauteile, die zudem an relativ unzugänglichen Stellen im Drehgestell sitzen. Ihr Wegfall ist schon in Hinblick auf den Wartungsaufwand ein bemerkenswerter Fortschritt. Auf der anderen Seite waren es eben diese Wiegependel, die aus einem nur für Güterwagen geeigneten "Three Piece Bogie" ein Drehgestell für hohe und höchste Geschwindigkeiten respektive Ansprüche an Reisekomfort machten. Und beim "Görlitz III" erreicht man mit diesen einfachen Rechteckschaken genau den gleichen Effekt! Nur ist hier nicht mehr nur der Wiegebalken, sondern auch die Wiegenfeder pendelnd aufgehängt. Zwanzig Jahre später wurde diese Idee wieder aufgegriffen und weiterentwickelt: Wenn man den Wiegebalken oder Querträger an den Seitenwangen pendelnd aufhängen kann - warum hängt man dann nicht gleich die Seitenwangen und damit den gesamten Drehgestellrahmen pendelnd (an den Federn) auf?
Bei zweiachsigen Güterwagen
beginnt sich allgemein in der zweiten Hälfte der Dreißigerjahre
die Federaufhängung mit einfachen Rechteckschaken (und Schakensteinen)
gegenüber dem Laschen-Gehänge durchzusetzen. Der in der DV 939
verwendete Begriff "Einfachschaken" zur Bezeichnung der Federgehänge
meint grundsätzlich die einfachen Rechteckschaken.
Die zugehörigen Schakensteine sind als Wendeschakensteine ausgeführt.
Federgehänge
mit Rechteckschaken und Wendeschakensteinen, Reichsbahn-Regelausführung 1 Untergestell-Langträger, 2 Rechteckschake, 3 Federbock Quelle: |
Bewegen sich Schaken in den Schakensteinen, entsteht an der Berührungsfläche von Schaken und Schakensteinen Reibung, bei der die Kraft, die die Schake in Bewegung versetzt hat, gedämpft wird. Da die Fläche, auf der Rechteckschaken in den Schakensteine aufliegen wesentlich größer ist als in den Rollenschaken-Gehängen, ist die Reibung und damit die Dämpfung entsprechend höher. Rechteckschaken haben daher die wesentlich bessere Dämpfungs-Eigenschaften als Rollenschaken [Anm. 4].
Schaken und Schakensteine sind auf Grund der Reibung aneinander Verschleißteile. Schakensteine werden daher als Wendeschakensteine ausgeführt: ist die eine Seite abgenutzt, wird der Schakenstein gewendet. Bei annähernd gleichen Herstellungskosten wird so die Nutzungsdauer erheblich verlängert. (Die Schaken werden paarweise getauscht und aufgearbeitet.)
Man wird annehmen müssen,
dass die Dämpfungs-Eigenschaften der Rechteckschaken bereits bei den
württembergischen Vorortwagen wahrgenommen wurden. Genauer untersucht
und zur Verbesserung der Laufeigenschaften von Güterwagen genutzt
wurde dieser Effekt in den 1930er Jahren. In diesem Zusammenhang
hat die Wagenversuchabteilung Grundewald spezielle Dämpfungsschaken
entwickelt hat, die ab 1936 bei mindestens 130 Kühlwagen der späteren
Bauart Tn(meh)s 31 verwendet wurden.
Dämpfungsschaken:
a) Federbock, b) Federauge, c) Federbolzen, d) Schakensteine, e)
Spannschaken, f) Spannschaken-Bolzen, |
Taschinger schreibt zu diesen
Schaken: "Die bisherige Aufhängung der Tragfedern am Wagenkasten durch
Regelfederschaken (Rollenschaken? - Anm. d. Red.) hätte wegen des
hohen Wagengewichtes und hochliegenden Schwerpunktes besonders bei Fleischbeförderung,
wo die Fleischstücke unterhalb der Wagendecke aufgehängt sind
und frei schwingen können, bei hohen Fahrgeschwindigkeiten und abgenutzten
Laufflächen der Radreifen einen unruhigen Lauf ergeben.
Die Dämpfungsschaken
haben den Zweck, die Relativbewegungen des Wagenkastens gegenüber
den Achsen zu dämpfen. Neben dem Federbock (a) und dem Federauge (b)
sind auf jedem Federbolzen (c) je zwei Schakensteine (d) angeordnet, die
von je zwei zweiteiligen Spannschaken (e) umschlossen werdenund die auf
den Bolzen (f) der Spannschaken drehbar gelagert sind. Treten Relativbewegungen
des Wagenkastens gegenüber den Achsen auf, so gleiten die Reibflächen
der Schaken aufeinander. Durch die dabei entstehende Reibung werden die
Seitenbewegungen des Wagenkastens gedämpft. Der Anpressdruck der Spannschaken
ist so bemessen, dass die Seitenbewegungen des Wagenkastens trotz genügender
Dämpfung nicht ganz verhindert werden. Die Größe der Anpressung
wurde nach Laufversuchen ermittelt, sie kann auch im Betrieb durch Anspannung
zwischengeschalteter Federringe aufrecht erhalten werden." (Taschinger,
Otto: a. a. O.)
Federgehänge mit einfachen
Rechteckschaken mit 120 mm Bolzenmitten-Abstand, aber steilerem Aufhängungswinkel
(60 Grad statt 45 Grad gegenüber der Waagrechten) wurden zu Beginn
der Siebzigerjahre nochmals bei zweiachsigen Kesselwagen-Untergestellen
(9,7 m LüP/6,0 m Radsatzabstand; 9,8 m LüP/6,5 m Radsatzstand,
sogenannte "DIN-Kesselwagen") verwendet.
Einzelachs-Laufwerk Blattfedergehänge (Trapezfedern) mit Rechteckschaken, Ausführung späte 60er-/frühe 70er Jahre VTG Chemie-Kesselwagen
(Zcs) 23 80 736 6 504-0 |
(Top)
- Doppelschaken
Im Hinblick auf die Entwicklung
international standardisierter Güterwagen durch die UIC wurde zu Beginn
der 1950er Jahre das Gehänge mit einfachen Rechteckschaken
zum Doppelschaken-Gehänge weiterentwickelt.
UIC Doppelschaken-Laufwerk
Quelle: Raab [2] |
Beim Doppelschakengehänge sind zwei Rechteckschaken-Paare durch ein Zwischenstück miteinander verbunden. Dadurch ergibt sich zum einen eine größere Pendellänge, zum zweiten wird die in Querrichtung wirksame Reibung erhöht. Die unteren Schaken legen nach 10 mm Querweg des Radsatzes am Federbock an. Dadurch ergibt sich beim weiteren Querweg eine Verkürzung der wirksamen Pendellänge und damit eine Erhöhung der Rückstellkraft. Nach insgesamt 20 mm Querweg des Radsatzes stoßen die Radsatzlager an die Radsatzhalter, die um weitere 15 mm elastisch verformt werden können. In Verbindung mit entsprechend profilierten Radsätzen (1 : 6/1 : 20) werden mit diesem Laufwerk überkritische Laufeigenschaften erzielt.
In dieser Beschreibung wird deutlich, dass das Doppelschaken-Gehänge ein seinerzeit völlig neuartiges und recht komplexes Gebilde ist. Laut Lehmann/Pflug hat es dazu bei der Reichsbahn eingehende praktische und theoretische Untersuchungen gegeben, bislang sind aus dieser Zeit jedoch nur Versuchswagen mit Drehgestellen bekannt geworden (siehe Versuchsbauarten).
Die ersten Zweiachser, der mit einem Doppelschaken-Gehänge ausgerüstet wurde, waren die 1948 gebauten Ommuf Göttingen 020, 021 (Foto siehe: Carstens, Stefan; Diener, Hans Ulrich: Güterwagen Band 3: Offene Wagen, Seite 117 unten), 022 und 023. Teilweise hatten diese Wagen noch andere (geschweißte) Federböcke und eventuell andere Zwischenstücke, doch bereits 1949 wurden bei Talbot 144 Ommu Klagenfurt als Erprobungswagen mit Doppelschaken-Gehänge und Siegener Federböcken (mehrfach gebogene Flacheisen) neu aufgebaut. Zweifellos hat sich das Doppelschaken-Gehänge bei diesen Wagen bewährt. Bei der Deutschen Bundesbahn wurde ab 1951 Pressblech-Federböcke (sogenannte "Uerdinger Bauart") verwendet, in den UIC-Standard-Zeichnungen findet sich aber auch der Flacheisen-Federbock, der bei einigen Verwaltungen, wie etwa der SNCF, auch bis zu Beginn der Sechziger Jahre bei Neubauwagen verwendet wurde.
(Top)
- Langschaken
Parallel zum Doppelschaken-Laufwerk
für zweiachsige Güterwagen wurde - zunächst für den
vierachsigen UIC Standard Flachwagen - ein Drehgestell mit ähnlicher
Laufwerks-Charakteristik entwickelt. Auf Grund des gegenüber zweiachsigen
Wagen geringeren Achsabstandes im Drehgestell (Minden Dorstfeld Drehgestell
2,0 m) konnte auf das aufwändige Doppelschaken-Gehänge verzichtet
werden. Um dennoch die selbe Pendellänge (= Bolzenmitten-Abstand 288
mm) zu erreichen, wurden die Rechteckschaken entsprechend verlängert. Zweiachsige Güterwagen mit Langschaken-Federgehänge waren insbesondere bei den SBB häufiger eingestellt.
Einzelachs-Laufwerk, Blattfedergehänge (Trapezfedern) mit Langschaken Ausführung SBB Railsped/Wascosa 23 RIV 85 SBB-CFF 736 6 626-6 [P] (Umbau, JMR 1985) Hameln, 23. Oktober 2007 |
Drehgestelle mit Langschaken-Federgehänge können in gewisser Weise als Weiterentwicklung der "Görlitz III" Reisezugwagen-Drehgestelle verstanden werden: Dadurch, dass bei diesen Drehgestellen der gesamte Rahmen kardanisch pendelnd aufgehängt ist, kann auch auf den Wiegebalken verzichtet werden.
Darüberhinaus sind die
von Waggon Union, Siegen für Niederflurwagen (RoLa-Wagen) entwickelten
zwei- und mehrachsigen Laufwerke mit Rechteck-Langschaken am Wagenuntergestell
aufgehängt. Diese Schaken haben jedoch gegenüber den Standard-Langschaken
für zweiachsige Drehgestelle abweichende Abmessungen (Bolzenmitten-Abstand
- soweit bekannt - 274/350 mm).
Mit einer längeren Sonderauführung von Landschaken sind außerdem die Wiegen-Drehgestelle der Bauarten Siegen 701 (1.<?>, 2. Besetzung) und Siegen 704 ausgerüstet.
Gelegentlich findet sich
bei älteren mehrachsigen Laufwerken ein Hinweis auf Langschaken. Es
ist anzunehmen, dass damit jedoch keine Rechteck- sondern Rollenschaken
mit größerem Bolzenmitten-Abstand gemeint sind.
(Top)
Trapezschaken-Gehänge, Trapezschake Quelle: Müller [14, S.194] |
- Trapezschaken
Die Trapezschaken "stellen
eine Besonderheit der BA 665 (Parabelfeder-Drehgestelle P66, DB Bauart
665, 666 - Anm. d. Red.) dar. Durch diese Bauform - trapezförmige Schake und hoher
unterer Schakenstein - sollte ein kürzerer Bolzenmitten-Abstand
mit größerer Schakenöffnung kombiniert werden. Dazu haben
theoretische Untersuchungen geführt, die sich aber später nicht
ausreichend messtechnisch nachweisen ließen, weshalb bei guten Laufeigenschaften
die neuen Drehgestelle der DB (gemeint sind P65 und P64 - Anm. d. Red.)
wieder Rechteckschaken haben." (Müller, Lothar: Laufwerke von Eisenbahn-Güterwagen
(in: Eisenbahn Ingenieur Kalender 1988, S. 181 - 210)
-
Kurzschaken
Als
Alternativ-Entwicklung zum Parabelfeder-Drehgestell BA 665 der Waggon
Union Siegen (WUS) hatte Linke-Hofmann-Busch (LHB) 1978 zunächst das
Drehgestell LHB 78 entwickelt, bei dem die Parabelfedern mit
Langschaken aufgehängt sind.
Zur Optimierung dieses Drehgestells
entwickelte LHB 1982 ein Drehgestell, in dem die Parabelfedern mit
kurzen Rechteckschaken aufgehängt sind (LHB 82/BA 652/P65).
Die
WUS verwendete die gleichen Kurzschaken in den Weiterentwicklungen
des Drehgestells BA 665, den Drehgestellen WU 83/BA 642/P64 und den
daraus abgeleiteten drei- und mehrachsigen Ausführungen (WU
84).
Diese Kurzschake ist länger als die im UIC
Doppelschaken-Laufwerk verwendete, ebenfalls rechteckige
Einfachschake.
Quellen, zu Teil 1 und 2:
[1] Deutsche
Bahn AG, Technik/Beschaffung: Ril 984 03 Güterwagen und Container
instandhalten - Drehgestelle - gültig ab 15. 07.2005
[2] Raab, Karl: Der Weg zum europäischen Güterwagen
(Fortsetzung) (in: Eisenbahnbahntechnische Rundschau Heft 8/9 1953,S.
461- 481)
[3] Göhmann Co. GmbH, Eisenbahnbedarf:
Internetseite "Waggonersatzteile, Federschaken";
http://www.goehmann.com/index.php?article_id=129&clang=0
- abgerufen am 19. 11. 2019
[4]
Franz Kaminski waggonbau GmbH, www.waggonservice.de: https://railcarparts24.com/shop/drehgestell/schake-020023.html
- abgerufen am 19. 11. 2019
[5] Deutsche
Bahn, Geschäftsbereich Werke: Modul 984 03 Güterwagen und Container
instandhalten - Drehgestelle - gültig ab 01.10.1995
[6] Waggonwerk Brühl GmbH (VTG): Webshop
für Eisenbahnersatzteile der Waggonwerk Brühl GmbH; http://www.wagonspares.com/Drehgestellteile/?Drehgestellteile=&cat=c1&cPath=1&page=6 -
abgerufen am 19. 11. 2019
[7]
Heusinger von Waldegg, Edmund: Handbuch für specielle
Eisenbahn-Technik. Zweiter Band. Der Eisenbahnwagenbau in seinem
ganzen Umfange. Leipzig, 1870 *
[8]
Heusinger von Waldegg, Edmund: Atlas zu dem Handbuch für specielle
Eisenbahn-Technik. Zweiter Band. Der Eisenbahnwagenbau. XLVII Tafeln.
Leipzig, 1870. *
[9] Guillery, C.: Bau der Eisenbahnwagen und ihre
Unterhaltung im Betriebe. (= Bibliothek der gesamten Technik. 101.
Band), Hannover, 1908 (urn:nbn:de:tuda-tudigit-2355) *
[10]
Carstens, Stefan; Scheller,
Paul; Westermann, Harald: Güterwagen Band 6: Bestände und Bauteile
- Güterzuggepäckwagen. Nürnberg 2011
[11]
Vandenberghen,
Ir. J:: Het goederenmaterieel. SNCB, Departement Materieel, Brussel
(1987?), S. 117
[12] Behnke,
F.: Eisenbahnwagenbau. Berlin 1922
[13]
Kittel, Dr. Ing. (Eugen): Vorortwagen, Bauart der
ehem.
Württembergischen Staatseisenbahnen. Nachgedruckt in: Steiger Verlag
(Hrsg.): Eisenbahnwagen in Originaldokumenten: eine internationale
Übersicht aus "Organ für Fortschritte des Eisenbahnwesens in
technischer Beziehung" Teil 3: 1910 - 1943
[14]
Müller, Lothar:
Laufwerke von Eisenbahn-Güterwagen (in: Eisenbahn Ingenieur Kalender
1988, S. 181 - 210)
[15]
Kolmex,
Außenhandelsunternehmen der Schienenfahrzeugbau, Warszawa: 1XTa (=
Prospekt). o. O., o. D. (Slg. Paul Scheller)
[16]
Bodlák,
Vilém; Novotný, Ctirad: Ověření jízdní bezpečnosti a jízdních
vlastností vozů ř. Zaes 30, Zas 30 s podvozky UIC 30. Praha, 2001
(= Untersuchung zur Fahrsicherheit und Fahrverhalten von Kesselwagen
Zaes 30 (Zas 30) mit Drehgestell UIC 30 gemäß UIC 518 und UIC 432,
darin enthalten Foto eines ausgebauten Drehgestells UIC 30); https://vts.cd.cz/documents/168518/195405/1107.pdf/
- abgerufen am 17. 01. 2019
[17]
Deutsche
Bundesbahn: Zeichnung Fw 855.04.000.00.06 „Güterwagen-Drehgestell,
2 m Radstand, Rollenlager, 20 t Achlast“. Minden, 195x, mit
handschriftl. Nachtrag 1956 (Sammlung FVG)
Adler,
Gerhard u. a.: Lexikon der Eisenbahn. 6. Auflage, Berlin
1981
Carstens,
Stefan; Diener, Hans Ulrich: Güterwagen Band 3: Offene Wagen, S.
Carstens, Hasloh, Flashorn 13 A, 1996
Deinert, Werner: Eisenbahnwagen. Berlin 1985, 5.
Auflage
Deppmeyer, Joachim: Die Einheits-Personen- und Gepäckwagen
der Deutschen Reichsbahn. Bauarten 1921 - 1931 - Regelspur -.
Stuttgart 1982
Deutsche Bundesbahn: Merkbuch für die
Schienenfahrzeuge der Deutschen Bundesbahn. Güterwagen. Band 2. DV
939 F, Januar 1967 und nachfolgenden Berichtigungen (bis B
12)
Hanneforth, Wolfgang; Fischer, Werner: Laufwerke.
(Schienenfahrzeugtechnik). Berlin 1986
Lehmann, Heinrich; Pflug,
Erhard: Der Fahrzeugpark der Deutschen Bundesbahn und neue, von der
Industrie entwickelte Schienenfahrzeuge. Berlin und Bielefeld
1956
Meyer, Jens: Reisezugwagen - Drehgestelle -Görlitzer -
Görlitz III (http://www.reisezugwagen.de.vu/,
http://home.arcor.de/jensmeyerl/fahrzeuge/wagen/Bauteile/Drehgestelle/goerlitz/Goerlitz%20III/goerlitz%20III.htm, leider ist diese Seite seit längerem nicht mehr im
Internet verfügbar, Stand: 6. Juni 2017)
Müller, Lothar:
Konzepte für Güterwagenlaufwerke für Geschwindigkeiten über 120
km/h. (in: ETR 37 <1988>, H. 12, S. 799 - 802)
Perner, Dr. Detlef: 2 x 2-achsige
spurwechselfähige Halbhauben-Schiebewandwageneinheit Laais 985
Nordwaggon für 100 t Gesamtmasse, Konstruktion Bombardier
Transportation (in:Güterwagen-Correspondenz 74/75, S. 89 -
93)
Prausner, Werner und Autorenkollektiv: Reisezug- und
Güterwagen. Berlin 1988, 3. Auflage.
Taschinger, Otto: Neue
Reichsbahn-Kühlwagen für 90 km/h Geschwindigkeit. Nachgedruckt in:
Steiger Verlag (Hrsg.): Eisenbahnwagen in Originaldokumenten: eine
internationale Übersicht aus "Organ für Fortschritte des
Eisenbahnwesens in technischer Beziehung" Teil 3: 1910 - 1943,
Text- und Tafelband. Moers, 1986/87; Seite 239 ff.
Theurich,
Wolfgang: 150 Jahre Waggonbau in Görlitz 1849 - 1999. Freiburg
1999
Wolff, Gerd: EK-Güterwagen-Lexikon DB: Kombinierter
Ladungsverkehr. Teil 2: Containerverkehr, Container und Tragwagen.
Freiburg 1998
Wolff, Gerd: EK-Güterwagen-Lexikon DB: Kombinierter
Ladungsverkehr. Teil 3: Huckepack-Verkehr, Tragwagen. Freiburg 2000
Teil 3: Jüngere Einzelachs-Laufwerke
- Doppelschaken, Parabelfeder (nach UIC 517)
Einzelachs-Laufwerk Blattfedergehänge (Parabelfedern) mit Doppelschaken nach UIC 517 Quelle: Archiv FVG/ETR 48 (1999), Heft 6, S. 368 |
- Doppelschaken, Parabelfeder, Reibungsverstärkung
Einzelachs-Laufwerk Blattfedergehänge (Parabelfedern) mit Doppelschaken und erhöhter Reibungsdämpfung durch zusätzliches Federblatt und Reibungsklammern 1 = Parabelfeder, 2 = Dämpferfeder, 3 = Reibungsklammer, 4 = Kunststoff-Gleitplatte, 5 = Gleitstück (Stahl) Quelle: Archiv FVG/ETR 37 (1988), Heft 12, S. 800 |
Einzelachs-Laufwerk Blattfedergehänge (Parabelfedern) mit Doppelschaken und erhöhter Reibungsdämpfung durch zusätzliches Federblatt und Reibungsklammern Quelle: Archiv FVG/ ZEV + DET Gls. Ann. 123 (1999), 7/8, S. 296 |
- Langschakengehänge Bauart Niesky (für 25 t Radsatzlast)
Einzelachs-Laufwerk Blattfedergehänge (Parabelfedern) mit Langschaken Bauart Niesky (für 25 t Radsatzlast) Quelle: Archiv FVG/ETR 48 (1999), Heft 6, S. 370 |
"Das Langschakengehänge BA Niesky 25t wurde von Bombardier Transportation und DB AG entwickelt. Grundlage war die in UIC 517 standardisierte Doppelschaken-Federaufhängung für zweiachsige Wagen, die aus Festigkeitsgründen für RSL > 22,5 t nicht mehr verwendet werden kann. Entsprechend den höheren Anforderungen wurde die Federschake als Langschake mit vergrößtertem Reibradius zwischen Federschake und Schankenstein konzipiert. Dieser größere Reibradius bewirkt eine Verbesserung der Werte für die Fahrsicherheit und den -komfort in Richtung horizontal-quer auch bei Fahrzeugen mit RSL ≤ 22,5 t, im Vergleich mit den dort bisher eingesetzten Doppelschakengehängen. Die dazugehörigen Laufwerkkomponenten Schakensteine, Federbolzen, Federbock und die Wiegenhebel für die Lastabwage der automatischen Lastabbremsung wurden für 25 t RSL neu entwickelt bzw. modifiziert. Komplettiert wird dieses Laufwerk mit einer einer neu entwickelten Parabelfeder und einem entsprechenden Radsatz (RAFIL 25 t). Eine modifizierte Variante dieser Schakenlösung ist auch für 23,5 t RSL verwendbar (...). Das Laufwerk wurde in Laufversuchen zur Fahrsicherheit und -komfort entsprechend UIC 518 umfangreich getestet und besitzt die Komponentenzulassung des Deutschen Eisenbahn-Bundesamtes (EBA= für max. 25,0 t RSL." zit. aus G-C 74/75 (2000), S. 89
- Projekt: Einzelachs-Laufwerk "Salzgitter"
Einzelachs-Laufwerk (Projekt) Salzgittter Schraubenfederung, Radsätze radial einstellbar Quelle: Archiv FVG/LHB |
Im Rahmen der Entwicklung von Prototypen des Drehgestells Y 25 mit radial einstellbaren Radsätzen wurde 1971 von LHB auf der Basis des spätern Drehgestells der Bauart 684 LHB auch eine Einzelachs-Ausführung des Laufwerks "Salzgitter" konzipiert.
Quellen
zu Teil 3:
Linke-Hofmann-Busch Waggon-Fahrzeug-Maschinen GmbH:
Drehgestell DB Bauart 684. Beschreibung und
Laufwerk-Montageanleitung. Salzgitter 2.75
Stichel, Sebastian:
Modellierung und Parameterstudien zum Fahrverhalten von Güterwagen
mit UIC-Laufwerken (in: ZEV + DET Glas. Ann. 123 (1999) 7/8, S. 289
ff (Archiv FVG)