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In gewisser Hinsicht können Federn als Energiespeicher verstanden werden. Dies gilt auch für die Federn in Güterwagen-Drehgestellen: sowohl Blatt- als auch Schraubenfedern nehmen die auf sie übertragene Energie auf und speichern sie zunächst. Ich stelle mir das zunächst vor vor wie bei einem der früher gängigen Feder-Uhrwerke: Durch das Aufziehen der Uhr wird Energie in der Feder gespeichert, die das Uhrwerk antreibt. (Freilich ist in einer solchen Feder auch dann noch Energie gespeichert, wenn die Uhr stehen geblieben ist. Diese "Rest-Energie" entlädt sich unter Umständen recht dramatisch, wenn man eine solche Uhr nicht fachgerecht demontiert.)
Hier, im Zusammenhang mit Güterwagen-Drehgestellen, stellt sich die Frage, was mit der Energie, die auf die Federn übertragen wird, geschieht: keinesfalls soll diese in den Federn gespeicherte Energie den Wagenkasten für längere Dauer in Schwingungen versetzen. Sie muss daher in irgendeiner Form "vernichtet", gemeinhin durch Reibung in Wärme werden.
Bei Blattfedern, die zu trapezförmigen Federpaketen zusammengefügt sind, geschieht dies vor allem durch die Reibung der einzelnen Blattfedern an den gegenseitigen Berührungsflächen.
Schraubenfedern, wie sie unter anderem beim Diamond-Drehgestell, bei den meisten Three Piece Bogies und bei Y 25-Drehgestellen verwendet werden, haben keine derartigen Berührungsflächen, an denen Reibung, die Energie in Wärme umwandelt, entstehen kann. Zur Dämpfung der Schwingungen von Schraubenfedern bedarf es daher besonderer Dämpfungs-Elemente.
Auf Grund der großen
Verbreitung der Y 25-Drehgestelle hat in Europa der nach seinem Erfinder
benannte Lenoir-Dämpfer eine gewisse Bekanntheit erlangt.
Lenoir-Dämpfer
in Y 25-Drehgestell
Quelle:
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Die schräggestellte Dämpferschake erzeugt eine lastabhängige Querkomponente, die über ein im Rahmen gelagertes Druckstück auf das Lagergehäuse übertragen wird. Durch diese lastabhängige Querkomponete wird das Lagergehäuse an die Radsatzhalter gedrückt. Lastabhängig (!) entsteht dadurch die erwünschte, "dämpfende" Reibung zwischen Lagerhäuse und den Radsatzführungen.
Moderne Ausführungen
des Diamond-Drehgestells verfügen über ähnlich wirkende
Dämpfungs-Elemente.
Diamond-Drehgestell
mit Dämpfungselement
im Querträger Bei Belastung der Federn wird eine Kraft erzeugt, die auf einen Stößel in der Wanddes Querträgers übertragen wird. Der Stößel drückt gegen die Verbindungssäule. Die dabei auftretende Reibung dämpft die Federschwingungen. Drehgestll Typ Y 11 Mk, Fauvet Girel 1977 SNCF/Transnucleaire
33 87 994 5 000-6
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Eine - allerdings nicht lastabhängige
(?) - Dämpfung der Schwingungen von Schraubenfedern wird erreicht,
wenn Schrauben- und Blattfedern miteinander kombiniert werden.
Kombination von Schrauben-
und Blattfedern
Drehgestell Bauart 964 (Dok.Nr. 0964) DR ZZ 8-51-79-61
(Ladegut: Roherdöl)
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Die bei diesem österreichischen Diamond-Drehgestell an den Verbindungssäulen
angebrachten seitlichen Federelemente dienen nicht der Dämpfung
der Schraubenfedern unter dem Querträger, sondern federn die Querbewegungen
des "Wiegebalkens" ab.
Diamond-Drehgestell,
Österreich
seitliche Federn dienen nicht der Dämpfung der Schraubenfedern ÖBB Ga 185 099;
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Das Problem der Schwingungsdämpfung
stellt sich selbstverständlich bei allen "modernen" Three Piece Bogies
mit gegossenem Rahmen und Schraubenfedern. Spätestens in den Fünfzigerjahren
wurden dazu von amerikanischen Herstellern eine Vielzahl unterschiedlicher
Lösungen angeboten. Prinzipiell wird auch hier eine Reibung zwischen
dem Querträger und der seitlichen Führung des Querträgers
erzeugt. Die entsprechenden Dämpfungselemente (z. B. gefederte Reibungskeile,
"friction wedges") liegen teilweise von außen unsichtbar innerhalb
der gegossenen Seitenwangen. Allein die in der Car Builders' Cyclopedia
von 1953 vorgestellten Konzepte sind so vielfältig, dass sie hier
auch nicht in Ansätzen referiert werden können.