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Doppelblechrahmen Hauptseite - Leipzig-Dresdner Eisenbahn, 1841 - Württemberg (Personenwagen), ab 1845 - Görlitz, 1849 - Ringhoffer, 1852 - Dänemark, 1854 - Schweiz/SIG (Personenwagen), 1860 - Kaiser Ferdinands-Nordbahn, 1863 - Württemberg (Schmalspur), 1875
Mitte
der 1840er Jahre begannen kontinentaleuropäische Bahnverwaltungen in
größerem Umfang achträdrige Wagen zu beschaffen. Noch während die
betriebliche Tauglichkeit von Konstruktionsansätzen für die
Ausführung von Untergestellen und deren Komponenten (Rahmen,
Achshalterung, Achsführung, Federn, Federaufhängung, seitliche
Abstützung, "Drehzapfen") erprobt wurden, entstand für
die achträdrigen Wagen (neben anderen) ein
Drehgestell-Konstruktionsmuster, das an von verschiedenen Bahnen und
Herstellern übernommen und rund zwanzig Jahre lang weitergeführt
wurde.
Da es seinerzeit noch keine Bezeichnungen für
Drehgestell-Konstruktionen gab, ja noch nicht einmal der Begriff
"Drehgestell" gebräuchlich war, wird dieses
Konstruktionsmuster hier als Doppelblechrahmen-Drehgestell
bezeichnet.
Diese Doppelblechrahmen-Drehgestelle sind durch zwei
Blechplatten als beiderseitige Armierung der hölzernen Langträger
gekennzeichnet, die nach unten jeweils vier "gabelartige
Vorsprünge" (Weber, S. 183) [1] zwischen
denen die Tragfedern und die Achsbüchsen
(Heusinger, S. 399) [2] gelagert sind. "Die
Längsbalken der Drehgestelle waren beiderseits mit Blechplatten
beschlagen, die zu Achslagerführungen ausgebildet, zwischen sich die
Tragfedern aufnahmen." (Mayer, S. 179) [8].
Wo dieses
Konstruktionsmuster zum ersten Mal bei Drehgestellen realisiert
wurde, dürfte fast unmöglich sein, zu klären, vielleicht auch weil
diese Konstruktion so simpel, naheliegend und unspezifisch war, dass
sie nicht patentiert werden konnte und eventuell an mehreren Stellen
zeitgleich entstand.
So waren doppelte Achshalterplatten (für
einzelne Achsen) bei vierrädrigen Wagen schon länger gebräuchlich
und wurden auch in Drehgestell-Rahmen verwendet bei Lokomotiven (wie
beispielsweise der 1837 in England für die KFNB gebauten "Austria",
siehe: Wikipedia,
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=515608) waren
die Rahmen von Lokomotiven durch Bleche mit Halterungen für einzelne
Achsen verstärkt.
Am
Beispiel der "Austria" und in der Titelvignette der
Eisenbahn-Zeitung erkennt man die zu Rahmenarmierungen erweiterten
"doppelten Achshalterplatten" für einzelne Achsen (Treib-
und Laufachsen). Bei diesen frühen Lokomotiven und ihren Tendern
kombinierte man häufig unterschiedliche Ausführungen der
Federaufhängung: Bei der in der Titelvignette gezeigten Lokomotive
sind alle Achsen, auch die des Tenders mit Blatt- bzw. Trapezfedern
gefedert (z. Vergleich: bei der "Austria" von 1837 sind die
Tenderachsen noch ungefedert). Die Treib- und Vorlaufachse der oben
abgebildeten Lokomotive haben Trapezfedern, die oberhalb des Rahmens
mit Hebeln aufgehängt sind, während die Federn der Nachlaufachse
und die Tenderachsen in "eisernen Schuhen" (Gleitstücken)
an den Unterseite des Langträgers gelagert sind.
Auch bei den
Drehgestellen mit Doppelblechrahmen sind unterschiedliche Federungs-
und Aufhängungsarten bekannt. Von diesen gab es neben Ausführungen
mit in Laschen aufgehängten Trapezfedern auch Ausführungen mit in
Gleitstützen gelagerte Federn, wie die etwa in den vorliegenden
Skizzen von Doppelblechrahmen-Drehgestellen der Wagenbauanstalt der
Leipzig Dresdner Eisenbahn [5, S. 125 ff.] angedeutet ist.
Federlagerung
in Gleitstützen |
Die oberste Blattfeder stützt sich auf einem keilförmigen Sattel ab und wird von zwei seitlichen Schenkeln gehalten. Bei Belastung kann sich die Feder "strecken" und auf dem Sattel nach außen gleiten. Allerdings ändert sich dabei - zumindest theoretisch - auch der Bogenwinkel und die Feder liegt bei zunehmender Belastung nicht mehr flächig (wie in der Abbildung oben dargestellt) sondern zunehmend kantig auf.
Ein Drehgestell mit innengelagertem Doppelblechrahmen, beim dem die nach oben gewölbte Trapezfedern mit den Enden unmittelbar auf den Achsbüchsen liegen, ist im Heusinger-Atlas [3, Tafel VI, Fig. 3.] abgebildet. Im Textband [2, S. 150] wird diese Art der Federanordnung ganz allgemein "vierrädrigen Drehgestellen achträdiger Wagen" zugeordnet. Es könnte sich aber auch um ein Hilfsdrehgestell handeln, wie man es, verladen auf zweiachsigen Hilfswagen der (ab 1862 durchgängig befahrbaren) Böhmischen Westbahn, in einem Ringhoffer Werkfoto [7, (S.9)] erkennen kann.
Innengelagertes
Doppelblechrahmen-Drehgestell |
Außerdem sind Doppelblechrahmen-Drehgestelle mit Kegelstumpf- bzw. "Baillie's Schneckenfedern" bekannt, wie sie etwa ab 1852 von Ringhoffer (Ringhoffer, 1852) für die Österreichische k. k. Nördliche Staatsbahn gebaut wurden.
Baillie's
Schneckenfedern |
Ferner
sind an dieser Stelle die ab 1938 gebauten niederländischen
"Allan-Drehgestelle" zu erwähnen (Andere
Güterwagen-Drehgestelle: Allan). Auch bei diesen geschweißten
Drehgestellen waren die Federn zwischen zwei Seitenwangen-Stehblechen
gelagert. Die Allan-Drehgestelle der ersten Lieferung aus dem Jahr
1938 hatten Schraubenfedern, ab der zweiten Leiferung wurden die
Allan-Drehgestelle mit Blatttragfedern gebaut.
Quellen:
[1]
Weber, Max Maria von: Die Schule des Eisenbahnwesens. Leipzig, 1862
*
[2]
Heusinger von Waldegg, Edmund: Handbuch für specielle
Eisenbahn-Technik. Zweiter Band. Der Eisenbahnwagenbau in seinem
ganzen Umfange. Leipzig, 1870 *
[3] Heusinger
von Waldegg, Edmund: Atlas zu dem Handbuch für specielle
Eisenbahn-Technik. Zweiter Band. Der Eisenbahnwagenbau. XLVII Tafeln.
Leipzig, 1870. *
[4] Etzel, Karl; Klein, Ludwig
(Hrsg.): Eisenbahn-Zeitung. Ab 1843. (Ausgaben ab 1845: *)
[5]
Borchert, Fritz (Hrsg.): Die Leipzig-Dresdner Eisenbahn. Anfänge und
Gegenwart einer 150jährigen. Berlin 1989
[6]
Vandenberghen, Ir. J.: Het goederenmaterieel. SNCB, Departement
Materieel, Brussel (1985?)
[7] Ringhoffer
F., Smichow: Katalog ("Bedeckte Güterwagen") mit 56
Seiten, davon 6 Seiten Werksbeschreibung (ital./dt./fr.) und
zahlreichen Abbildungen. o. O. o. J. (Nachdruck, Corona, ISBN
978-80-86116-63-1/, http://corona-books.sweb.cz/)
[8]
Mayer, Max: Lokomotiven, Wagen und Bergbahnen. Geschichtliche
Entwicklung in der Maschinenfabrik Eßlingen seit dem Jahre 1846.
Berlin, 1924 (online:
http://tudigit.ulb.tu-darmstadt.de/show/36-A-99)
*) auch online verfügbar: BSB München, (https://opacplus.bsb-muenchen.de/metaopac)