Güterwagen-Drehgestelle: Blechwangen

Version 2.02.99.1, Stand (inhaltlich): 16. Febrauar 2017

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Blechwangen Hauptseite - Rheinische Eisenbahnen, um 1860Böhmen/Mähren/Österreich, um 1860 -  Böhmen/Mähren/Österreich, ab 1884 (?)Belgien, ab 1863 - Prince Henry Bahn/La Brugeoise 1907 - andere


Nachdem 1858 die Rheinische Eisenbahn die ersten Wagen mit eisernen, von der Aktiengesellschaft Phönix zu Laar bei Ruhrort gewalzten Doppel-T-Trägern von der Rheinischen Eisenbahn beschafft hatten [1], wurden beim Bau von Wagenuntergestellen in der Folgen zunehmend hölzerne Bauteile durch gewalzte Profile (H-, U- und Winkelprofile) ersetzt.

Bei in den Drehgestellen wurden die hölzernen Ausfütterungen der Doppelblech-Seitenwangen durch eiserne Teile abgelöst. Nachdem bereits in den 1840er Jahren die Laufwerke vierrädriger Wagen mit einfachen (statt doppelten) Achshalterplatten ausgerüstet waren, kam man in den 1860er Jahren schließlich auch bei Drehgestellen von doppelten Achshaltern/Achsgabeln ab.
Parallel entstanden Konstruktionen, die sich zum Teil erheblich voneinander unterschieden, wie etwa die, beide wohl um 1860 gebauten, Drehgestelle der Bergisch-Märkischen (noch mit hölzernem Rahmen und einzelnen "Einfach"-Achshaltern) und der Rheinischen Eisenbahn.


Offener Güterwagen mit Fachwerk-Drehgestellen der BME (oben)/'Plattformwagen' mit Blechwangen-Drehgestellen der RhEB (unten,
bearbeitete Montage/Skizze, nicht ganz maßstäblich) Quellen: [3] oben, [2] unten


Das Blechwangen-Drehgestell der Rheinischen Eisenbahn bilden die seitlichen Langträger mit den Achsgabeln eine aus einem Flachblech gearbeitete Einheit, während beim Fachwerk-Drehgestell der Bergisch-Märkischen Eisenbahn die Achsgabelstücke einzeln gefertigt und auf den Langträger aufgesetzt sind. Darüber hinaus sind beim RhEB-Drehgestell nur die inneren Achsgabeln gegeneinander abgestützt, wohingegen beim BME-Drehgestell auch die äußeren Achsgabeln mit einer Schrägstrebe gegenüber den Kopfquerträgern abgestützt sind, was diesem Drehgestell ein fachwerkartiges Erscheinungsbild gibt.

Auf den ersten Blick erscheint die Unterscheidung zwischen Fachwerk- und Blechwangen-Drehgestell plausibel und einfach:
Fachwerk-Drehgestellen haben (grundstäzlich) einen aus Profileisen (Seitenlang-, Kopfquer- und Hauptquerträger) zusammengesetzten Rahmen, die Achsgabeln sind aus geschmiedeten Flachblechen auf die Seitenlangträger aufgenietet.

Blechwangen-Drehgestelle haben auf der Längsseite ein nicht mit Winkeln verstärktes, flaches Stehblech mit integrierten Achsgabeln. Beim Blechwangen-Drehgestell der Rheinischen Eisenbahn sind im Gegensatz zu späteren Ausführungen keinerlei Profileisen verbaut. Während bei den frühen Blechwangen-Drehgestellen die inneren Achsgabeln noch mit einer Stange gegeneinander abgestützt waren, wurde später das Stehblech zwischen den inneren Achsgabeln teilweise bis an die Unterkante heruntergezogen. Auch die äußeren Achsgabeln wurden verstärkt, so dass diese als Achsgabeln praktisch nicht mehr in Erscheinung treten und begrifflich nun auf "Achslager-Ausschnitte" abgehoben wird.


Blechwangen-Drehgestell Görlitz 1913, Schmalspur, Wagen 113 der Jagsttalbahn, Foto: Stefan Haag

Blechwangen-Drehgestelle wurden - als Schmalspur-Drehgestelle - noch im 2. Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts gebaut. Dabei verwischen sich jedoch die Unterschiede gegenüber den Fachwerk- und den Blech und Winkel-Drehgestellen zunehmend. Beim schmalspurigen Blechwangen-Drehgestell Görlitz 1913, das unter Wagen 113 der Jagsttalbahn verwendet wird, sind die Achsgabeln nicht angeschnittene Teile der Seitenwangen, sondern ähnlich wie bei Fachwerk-Drehgestellen (hier mit Senkkopfnieten) aufgenietet. (Außerdem sind in der Aufnahme dieses Drehgestell geschweißte Partien erkennbar, vermutlich wurden diese im Zug der Aufarbeitung hinzugefügt.)

Quellen
[1] Heusinger von Waldegg, Edmund: Handbuch für specielle Eisenbahn-Technik. Zweiter Band. Der Eisenbahnwagenbau in seinem ganzen Umfange. Leipzig 1870; Seite 172 *
[2] Heusinger von Waldegg, Edmund: Atlas zu dem Handbuch für specielle Eisenbahn-Technik. Zweiter Band. Der Eisenbahnwagenbau. XLVII Tafeln. Leipzig 1870; Tafel XLII, Fig. 4 *
[3] Menninghaus, Werner; Krause, Günther; von Kampe, Manfred: Bergisch-Märkische Eisenbahn (1843 - 1881) - Ausbesserungswerk Witten - . Lübbecke, 1990, Seite 188
- Haag, Stefan: Persönliche Informationen 

*) auch online verfügbar: BSB München, (https://opacplus.bsb-muenchen.de/metaopac)


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