Inhaltsverzeichnis - Blechwangen - nächstes Kapitel - Impressum
Blechwangen Hauptseite - Rheinische Eisenbahnen, um 1860 - Böhmen/Mähren/Österreich, um 1860 - Böhmen/Mähren/Österreich, ab 1884 (?) - Belgien, ab 1863 - Prince Henry Bahn/La Brugeoise 1907 - andere
Nachdem
1858 die Rheinische Eisenbahn die ersten Wagen mit eisernen, von der
Aktiengesellschaft Phönix zu Laar bei Ruhrort gewalzten
Doppel-T-Trägern von der Rheinischen Eisenbahn beschafft hatten [1],
wurden beim Bau von Wagenuntergestellen in der Folgen zunehmend
hölzerne Bauteile durch gewalzte Profile (H-, U- und Winkelprofile)
ersetzt.
Bei
in den Drehgestellen wurden die hölzernen Ausfütterungen der
Doppelblech-Seitenwangen durch eiserne Teile abgelöst. Nachdem
bereits in den 1840er Jahren die Laufwerke vierrädriger Wagen mit
einfachen (statt doppelten) Achshalterplatten ausgerüstet waren, kam
man in den 1860er Jahren schließlich auch bei Drehgestellen von
doppelten Achshaltern/Achsgabeln ab.
Parallel entstanden
Konstruktionen, die sich zum Teil erheblich voneinander
unterschieden, wie etwa die, beide wohl um 1860 gebauten,
Drehgestelle der Bergisch-Märkischen (noch mit hölzernem Rahmen und
einzelnen "Einfach"-Achshaltern) und der Rheinischen
Eisenbahn.
Offener
Güterwagen mit Fachwerk-Drehgestellen der BME (oben)/'Plattformwagen'
mit Blechwangen-Drehgestellen der RhEB (unten,
bearbeitete
Montage/Skizze, nicht ganz maßstäblich) Quellen: [3] oben, [2]
unten
Das Blechwangen-Drehgestell der Rheinischen Eisenbahn
bilden die seitlichen Langträger mit den Achsgabeln eine aus einem
Flachblech gearbeitete Einheit, während beim Fachwerk-Drehgestell
der Bergisch-Märkischen Eisenbahn die Achsgabelstücke einzeln
gefertigt und auf den Langträger aufgesetzt sind. Darüber hinaus
sind beim RhEB-Drehgestell nur die inneren Achsgabeln gegeneinander
abgestützt, wohingegen beim BME-Drehgestell auch die äußeren
Achsgabeln mit einer Schrägstrebe gegenüber den Kopfquerträgern
abgestützt sind, was diesem Drehgestell ein fachwerkartiges
Erscheinungsbild gibt.
Auf den ersten Blick erscheint die
Unterscheidung zwischen Fachwerk- und Blechwangen-Drehgestell
plausibel und einfach:
Fachwerk-Drehgestellen haben (grundstäzlich) einen aus
Profileisen (Seitenlang-, Kopfquer- und Hauptquerträger)
zusammengesetzten Rahmen, die Achsgabeln sind aus geschmiedeten
Flachblechen auf die Seitenlangträger
aufgenietet.
Blechwangen-Drehgestelle haben auf der Längsseite
ein nicht mit Winkeln verstärktes, flaches Stehblech mit
integrierten Achsgabeln. Beim Blechwangen-Drehgestell der Rheinischen
Eisenbahn sind im Gegensatz zu späteren Ausführungen keinerlei
Profileisen verbaut. Während bei den frühen
Blechwangen-Drehgestellen die inneren Achsgabeln noch mit einer
Stange gegeneinander abgestützt waren, wurde später das Stehblech
zwischen den inneren Achsgabeln teilweise bis an die Unterkante
heruntergezogen. Auch die äußeren Achsgabeln wurden verstärkt, so
dass diese als Achsgabeln praktisch nicht mehr in Erscheinung treten
und begrifflich nun auf "Achslager-Ausschnitte" abgehoben wird.
Blechwangen-Drehgestell
Görlitz 1913, Schmalspur, Wagen 113 der Jagsttalbahn, Foto: Stefan
Haag
Blechwangen-Drehgestelle
wurden - als Schmalspur-Drehgestelle - noch im 2. Jahrzehnt des 20.
Jahrhunderts gebaut. Dabei verwischen sich jedoch die Unterschiede
gegenüber den Fachwerk- und den Blech und Winkel-Drehgestellen
zunehmend. Beim schmalspurigen Blechwangen-Drehgestell Görlitz 1913,
das unter Wagen 113 der Jagsttalbahn verwendet wird, sind die
Achsgabeln nicht angeschnittene Teile der Seitenwangen, sondern
ähnlich wie bei Fachwerk-Drehgestellen (hier mit Senkkopfnieten)
aufgenietet. (Außerdem sind in der Aufnahme dieses Drehgestell
geschweißte Partien erkennbar, vermutlich wurden diese im Zug der
Aufarbeitung hinzugefügt.)
Quellen
[1] Heusinger von
Waldegg, Edmund: Handbuch für specielle Eisenbahn-Technik. Zweiter
Band. Der Eisenbahnwagenbau in seinem ganzen Umfange. Leipzig 1870;
Seite 172 *
[2] Heusinger
von Waldegg, Edmund: Atlas zu dem Handbuch für specielle
Eisenbahn-Technik. Zweiter Band. Der Eisenbahnwagenbau. XLVII Tafeln.
Leipzig 1870; Tafel XLII, Fig. 4 *
[3] Menninghaus, Werner; Krause,
Günther; von Kampe, Manfred: Bergisch-Märkische Eisenbahn (1843 -
1881) - Ausbesserungswerk Witten - . Lübbecke, 1990, Seite
188
- Haag, Stefan: Persönliche Informationen
*)
auch online verfügbar: BSB München,
(https://opacplus.bsb-muenchen.de/metaopac)