Güterwagen-Drehgestelle: Versuchsbauarten

Version 6.02.102, Stand: 8. Januar 2023

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Vorbemerkung - LHW Leichtdrehgestell: a) Krimml-Drehgestelle für Reisezugwagen, b) Krimml-Drehgestelle für Versuchsgüterwagen (mit Wiege / ohne Wiege) - WUMAG Profileisen-Drehgestelle: a) für Reisezugwagen/Görlitz III Leicht 2,5 m Achsstand, b) für Versuchsgüterwagen (mit Wiege /ohne Wiege) - Westwaggon Pressblech-Drehgestelle für Versuchswagen: mit gefederter Wiege und Laschengehänge / mit gefederter Wiege und Achslenker / mit ungefederter Wiege und Laschengehänge, Umbauten

Vorbemerkung
Als nach Kenntnisnahme moderner sowjetischer Vierachser [2], [7] im Juni 1942 die vierachsigen Versuchsgüterwagen vom Zentralamt der Deutschen Reichsbahn in Auftrag gegeben wurden, gab es in Mitteleuropa für vierachsige Schnellgüterwagen keine verkehrliche Verwendbarkeit. Vorrangig ging es bei diesem Projekt darum, moderne leistungsfähige Wagen zur Lösung der Transportprobleme in den eroberten Ostgebieten zu entwickeln. Auf Grundlage der Erprobung wurden im Juli 1943 insgesamt 12 000 OO-, GG- und RR-Wagen in Auftrag gegeben, die ab Anfang 1944 geliefert werden sollten. Da sich jedoch die Aufnahme der Serienproduktion immer wieder verzögerte, konnten bis Kriegsende außer "einer kleinen Serie von GGths Bromberg ... nur noch einzelne OOfs Kattowitz und SSos Heilbronn fertig gestellt werden" [2].
Die mit den Drehgestellen dieser Versuchswagen gewonnenen Erkenntnisse haben dazu beigetragen, dass die Deutsche Bundesbahn bereits Anfang der 1950er Jahre im Rahmen der Entwicklung der ersten europäischen Standardgüterwagen ein modernes Güterwagen-Drehgestell präsentieren konnte, das als ORE-Standarddrehgestell Verbreitung fand.

Die Drehgestelle der 1942 bestellten Versuchsgüterwagen lassen sich drei Bauarten zuordnen:
a) LHW Leichtdrehgestelle (Hutprofil-Drehgestelle/"Krimml")
b) WUMAG Profileisen-Drehgestelle (für Versuchsgüterwagen).
c) Westwaggon Pressblech-Drehgestelle (für Versuchsgüterwagen).


1. LHW Leichtdrehgestell (Hutprofil-Drehgestelle)
a) Krimml-Drehgestelle für Reisezugwagen ("Krimml 39 P", "Krimml 42 P")
1936 bestellte die brasilianische Sorocabana-Bahn bei den Linke-Hofmann-Werke (LHW) meterspurige Personenwagen für den Langstrecken-Luxuszug "Ouro Verde" (Grünes Gold) [S1], [S2], [S3]. Dafür entwickelte LHW als Alternative zu den dort bis dahin üblichen Pennsylvania-Drehgestellen ein Leichtdrehgestell mit hutförmigen Langträgern [4].
Als sich 1938 herausstellte, dass die Laufeigenschaften neubeschaffter Wagen der Pinzgaubahn (Spurweite 760 mm, Strecke Zell am See - Krimml) nicht den Anforderungen entsprachen [K1], griff die Deutsche Reichsbahn (DRB) diese LHW-Konstruktion auf und stattete nach einer Erprobung mit diesen, nun als "Krimml" bezeichneten Drehgestellen weitere Neubau-Personenwagen für die Pfinzgaubahn [] aus.
1939 stattete die DRB dann versuchsweise einen zweiachsigen, normalspurigen Personenwagen der Bauart Bi-29 mit einseitig gebremsten Krimml-Drehgestellen ("Krimml 39 P") aus [], [4].


Abb. 1.1: LHW Leichtdrehgestell Krimml (Ausführung 1939, "Krimml 39 P"); Skizze; Quelle: [4], Bearb.: G-D

1942 wurden 70 Leicht-Eilzugwagen C4üp-42a mit Krimml-Drehgestellen in der "Serienausführung" (Fwp 980, mit beidseitig auf die Radscheiben wirkender 8-Klotzbremse [3], [6]; "Krimml 42 P") ausgestattet.


Abb. 1.2: LHW Leichtdrehgestell Krimml (Ausführung 1942, Fwp 980; "Krimml 42 P"); Skizze; Quelle [9, S. 105, Bild 322], Bearb.: G-D


Abb. 1.3: LHW Leichtdrehgestell (Ausführung 1942, Fwp 980; "Krimml 42 P"), verwendet mit DB B4ye 74867 Stg; Foto: Fritz Willke, Slg. Stefan Carstens
(Anschrift "-> 2,15 m <-" passt nicht zu Fwp 980)
(Ausschnitt)

Beschreibung [9]:
Geschweißtes Kastenrahmen-Drehgestell mit schraubengefederten Achsen und blattgefederter Wiege

Geschweißte Wiegenquerträger aus gekanteten Blechen mit verbreiterten (die bei genieteten Drehgestellen obligatorischen Knotenbleche ersetzenden) Flanschen an den Trägerenden ("Breitflanschwiegenquerträger"). Hutprofil-Langträger als Widerlager für die Achsfedern, mit Aufnahmen für die Hängekloben und Fangeisen der Wiegenfedern und vorgeschuhten hohlkastenförmigen aus Flachblechen geschweißten Kopfstücken. Innenseitig an den Langträgern angeschweißte flache Pressblech-Achshaltern mit Achshalterstegen, innere Achshalter mit Winkelprofil gegeneinander verstärkt. Aus gekanteten Blechen geschweißte Kopfquerträger mit an den Trägerenden verbreiterten Flanschen. Innenschrägstreben aus gekanteten Blechen. Zweifache Federung: Achsen/Achslager mit Schraubenfedern gegenüber dem Drehgestell-Rahmen mit Schraubenfedern, Drehgestell-Rahmen mit längsliegenden, zehnlagigen Blattfedern und Wiege gegenüber dem Wagenuntergestell abgefedert. Aus Hutprofilen und Flachblechen geschweißte Wiege mit festen Gleitstücken, auf längsliegenden, mit Hängekloben, Schakensteinen und Rechteckschaken aufgehängten zehnlagigen Blatttragfedern. Achsstand 2000 mm, Laufkreisdurchmeser 950 mm. Beidseitig wirkende achtklötzige Abbremsung der Radsätze, Bremsklotzschuhe innerhalb des Rahmens im geometrischen Mittelpunkt aufgehängt. Riemengetriebene, innerhalb des Rahmens gelagerte Lichtmaschine in einem der Drehgestelle des Wagensatzes. top

b) Krimml-Drehgestelle für Versuchsgüterwagen ("Krimml G")
1942 bauten die Linke Hofmann Werke 2 lange offene Versuchsgüterwagen OOfs, die als Bln 011 und Bln 019 eingereiht wurden. Trotz gleicher Grundabmessungen unterschieden sich die beiden Wagen augenfällig: Der Bln 011 [1, Skizze 91 c] war ein Leichtbauwagen ohne Sprengwerk mit Drehgestellen ohne Wiege und in den mittragenden Seitenwänden 3 Türen. Der Bln 019 [1, Skizze 91 b] hatte ein Sprengwerk, Drehgestelle mit Wiege, die Seitenwände hatten 2 Türen und keinen durchgehenden Obergurt.
Beim Umbau 1953 in Siegen erhielten beide Wagen Blechwände und Hubschiebedächer und liefen so als KKk 48, später als Ta 886. Obwohl bereits Anfang der 1970er Jahre ausgemustert [10], waren beide Wagen noch im Jahr 20
13 vorhanden [11].

ba) "Krimml G 019" (mit Wiege)


Abb. 1.4: LHW Leichtdrehgestell mit Wiege (Ausführung 1942, "Krimml G 019"), verwendet mit DB 143 KKk (Umbau SEAG 1953 aus
DRB Bln 019 OOfs, LHW 1942); Werkfoto SEAG, Slg. Stefan Carstens (Ausschnitt) 
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bb) "Krimml G 011" (ohne Wiege)


Abb. 1.5: LHW Leichtdrehgestell ohne Wiege (Ausführung 1942, "Krimml G 011"); Verwendet mit HGK 111, (ex DB 580 0 000-x Ta 886,
ex DB 396 907 KKk 48, ex DB 143 KKs, ex DRB Bln 011 OOfs, LHW 1942, Umbau 1953: SEAG); Foto: Jörg van Essen, Brühl-Vochem, 24. Januar 2013

Im Vergleich mit den "Krimml 42 P" fallen bei den Ausführungen für die Versuchsgüterwagen neben den ausgerundeten Übergängen von den Lang- zu den Kopfquerträgern die quergestellten, nach unten v-förmig verjüngten Achshalter (mit aufgeschweißten Gleitbacken) auf. U-förmig gekantete Bleche verbinden die inneren Achshalter. Anstelle von Schraubenfedern sind die Achsen mit Kegelstumpffedern gegenüber dem Drehgestellrahmen abgefedert. Achsstand 2000 mm, Laufkreisdurchmesser 940 mm.
Bei der Ausführung mit Wiege ("Krimml G 019") wurden die Federfangeisen vereinfacht, die inneren Achshalter fungieren als Federböcke zur Aufhängung der Wiegeschaken, so dass auf Hängekloben verzichtet werden konnte. Die äußeren Bremsklotzschuhe sind an der Außenkante der Kopfquerträger aufgehängt. Die Ausführung ohne Wiege ("Krimml G 011") hat eine Innenklotzbremse mit unterteilter Sohle (4 Bremsklotzsohlen je Achse).


Datenblatt ("Krimml 42 P", "Krimml G 011", "Krimml G 019")

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2. WUMAG Profileisen-Drehgestelle
a) Profileisen-Drehgestelle für Reisezugwagen/Görlitz III Leicht 2,5 m Achsstand, (Fwp 978.04.1 <Versuchsausführung>; Fwp 997.04.1 <Serienausführung)
Die Waggon- und Maschinenbau AG Görlitz (WUMAG) hat Mitte 1942 für Leichtbau-Reisezugwagen drei Ausführungen von Versuchsdrehgestellen entwickelt, für deren Rahmen statt geschweißten Blechträgern billigere Profil- (Walz-)eisen vorgesehen war. Gebaut wurden 2 Sätze mit 2,5 m Achsstand (Fwp 978.04.1) und ein Satz mit 3,0 m Achsstand (Fwp 996.04.1) [3].


Abb. 2.1: Drehgestell Görlitz III Leicht 2,5 m Achsstand (Versuchsausführung, Fwp 978.04.1); Werkfoto WUMAG (Neg. Nr. 2805 b), Fotoarchiv Verkehrsmuseum Dresden [VMD 1]



Abb. 2.2: Drehgestell Görlitz III Leicht 2,5 m Achsstand (Versuchsausführung, Fwp 978.04.1); Skizze; Quelle [9, S. 107, Bild 324], Bearb.: G-D

Geschweißtes Profileisen-Drehgestell mit Achslenkern, schraubengefederten Achsen und blattgefederter Wiege

Aus Profileisen geschweißter Rahmen mit Hauptquerträgern, Schrägstreben und Langträgern. Pressblech-Kopfquerträger. Langträger aus je zwei mit den Stegen zueinander angeordneten U-Profilen mit zwischengefügten Federbügeln, Böcken für die Federfangeisen und Lagerböcken für die Achslenker. U-Profile zwischen den Flanschen mit 10 eingeschweißten Flachblechstützen verstärkt. Quergestellte ("räumliche") Achshalter aus gekanteten Blechen. Pressblech-Achslenker. Achshalterstege und Verbindung zwischen den inneren Achshaltern aus U-Profilen. Zweifache Federung: Achsen/Achslager gegenüber dem Drehgestell-Rahmen über Federbügel mit seitlichen Schraubenfedern, Drehgestell-Rahmen mit längsliegenden Blattfedern und Wiege gegenüber dem Wagenuntergestell abgefedert. Aus Flachblechen geschweißte Wiegebalken mit Drehpfanne, festen Gleitstücken. Wiegenfedern mit kurzen Rechteckschaken und Schakensteinen an Hängekloben aufgehängt. Achsstand 2500 mm, Laufkreisdurchmesser 950 mm. Beidseitig wirkende achtklötzige Abbremsung (Doppelklotzbremse) der Radsätze, Bremsklotzschuhe im geometrischen Mittelpunkt aufgehängt.

Eine Ausführung mit 2,5 m Achsstand und Einfachklotzbremse war konzipiert (Fwp 977.04.1), wurde aber nicht gebaut, von der Versuchsausführung mit 3,0 m Achsstand und Doppelklotzbremse (Fwp 996.04.1) liegt kein Fotobeleg vor [3]. Für den Serienbau wurde die Ausführung mit 2,5 m Achsstand "entfeinert".


Abb. 2.3: Drehgestell Görlitz III Leicht 2,5 m Achsstand (entfeinerte Serienausführung mit Gleitlagern, ohne Achslenker, Fwp 997.04.1),
verwendet mit ÖBB C4ipü 32 226
; Foto: ÖBB, Slg. Hermann Heless [Übernahme aus Kupplung 73/10. 2008, S. 16]


Der Mustersatz für die Serienausführung wurde in im zweiten Quartal 1943 fertiggestellt. Augenfällige Unterschiede gegenüber der Versuchsausführung sind die Einfachklotzbremsen, die fehlenden Fangeisen für die Wiegenfedern, die aus zwei, mit den Flanschen zueinander gekehrten U-Profilen bestehende Verbindung zwischen den inneren Achshaltern, die hohlprofilartigen Kopfquerträger, die mit mit nur 6 eingeschweißten Flachblechstützen verstärkten Langträger-Profile und die hutprofilartigen Konsolen der Böcke für die Flachblech-Achslenker.
Auf Grund des Mangels an Rollenlagern wurde bereits im September 1943 die Verwendung von Gleitlagern und dadurch bedingt der Verzicht der Achslenker angeordnet [3, S. 18], insgesamt wurden von Serienausführung 230 Sätze gebaut.
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b) Profileisen-Drehgestelle für Versuchsgüterwagen ("WUMAG G 42 A", WUMAG G 42 B")
Die von der Waggon- und Maschinenbau AG Görlitz (WUMAG) für die als Bln 027 - 030 eingereihten gedeckten Versuchsgüterwagen GGths gebauten Profileisen-Drehgestellen sind aus der Versuchsausführung für Reisezugwagen abgeleitet. Die Wagen Bln 027, 028 und 029 hatten Drehgestelle mit Wiege und 2,0 m Achsstand, für den Wagen Bln 030 wurde ein Satz Drehgestelle ohne Wiege und 1,8 m Achsstand gebaut.
Die hier zur einfacheren Unterscheidung gebrauchten Bezeichnungen "G 42 A" und "G 42 B" werden in amtlichen Unterlagen nicht verwendet.

ba) WUMAG Profileisen-Drehgestell mit Wiege ("WUMAG G 42 A")


Abb. 2.4: WUMAG Drehgestell mit Wiege ("G 42 A"); Werkfoto WUMAG (Neg. Nr. 2803 35), Fotoarchiv Verkehrsmuseum Dresden [VMD 2]


Abb. 2.5: WUMAG Drehgestell mit Wiege ("G 42 A"); Werkfoto WUMAG (Neg. Nr. 2803 23), Fotoarchiv Verkehrsmuseum Dresden [VMD 3]



Abb. 2.6: WUMAG Drehgestell mit Wiege ("G 42 A"), verwendet mit DB 185 014 GGths (ex DR Bln 027 GGths, Lindner 1942), 12. Mai 1955,
Wien West; Foto: Konrad Pfeiffer, Slg. Hermann Heless

Beschreibung:
Geschweißtes Profileisen-Drehgestell mit schraubengefederten Achsen und blattgefederter Wiege

Aus Profileisen geschweißter Rahmen mit Haupt-, Kopfquerträgern, Schrägstreben und Langträgern. Langträger aus je zwei mit den Stegen zueinander angeordneten U-Profilen mit zwischengefügten, dreikammrigen Federtöpfen und Böcken für die Federfangeisen. U-Profile zwischen den Flanschen mit eingeschweißten Flachblechstützen verstärkt. Quergestellte ("räumliche") Achshalter aus gekanteten Blechen mit geschmiedeten Aufnahmen für die achsführenden Gleitbacken. Geschmiedete Achshalterstege, geschmiedetes Verbindungsflacheisen zwischen den inneren, als Federböcke fungierenden Achshaltern. Zweifache Federung: Achsen/Achslager mit Schraubenfedern gegenüber dem Drehgestell-Rahmen, Drehgestell-Rahmen mit längsliegenden Blattfedern und Wiege gegenüber dem Wagenuntergestell abgefedert. Aus Flachblechen geschweißte Wiegebalken mit flacher Drehpfanne und festen Gleitstücken. Wiegenfedern mit kurzen Rechteckschaken an den Federböcken der inneren Achshaltern aufgehängt. Achsstand 2000 mm, Laufkreisdurchmesser 940 mm. Beidseitig wirkende achtklötzige Abbremsung der Radsätze, Bremsklotzschuhe im geometrischen Mittelpunkt aufgehängt.
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bb) WUMAG Profileisen-Drehgestell ohne Wiege ("WUMAG G 42 B")


Abb. 2.7: WUMAG Drehgestell ohne Wiege ("G 42 B"), gebaut für Versuchswagen "Bln 030 GGths; Werkfoto WUMAG (Neg. Nr. 2807 d),
Fotoarchiv Verkehrsmuseum Dresden [VMD 4]

Der Versuchswagen "Bln 030 GGths" war als Leichtgüterwagen konzipiert, dementsprechend wurden diese Drehgestelle ohne Wiege und mit auf 1800 mm verkürztem Achsstand ausgeführt. Außerdem tragen kreisförmige Ausschnitte in den Blechen des Hauptquerträgers, den seitlichen Gleistücken, den Seiten der Federtöpfe sowie in den inneren Achshaltern, die daran angeschweißten, aus einfachen Flachblechen gefertigten Verbindungsstangen und die angeschraubten Flachblech-Achshalterstege zu einer Gewichtseinsparung von etwa 1150 kg gegenüber den Drehgestellen mit Wiege ("G 42 A") bei.


Datenblatt (Fwp 987, WUMAG "G 42 A", "G 42 B")

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3. Westwaggon Pressblech-Drehgestelle für Versuchswagen
Von den 14 Versuchsgüterwagen war den Beschreibungen [12a] einer mit konventionellen Pressblech-Drehgestellen der Vereinigten Westdeutschen Waggonfabriken AG (Köln - Deutz <WWD>), die sieben anderen waren mit Pressblech-Drehgestellen in Versuchsausführungen ausgestattet. Alle Drehgestelle hatten Seitenwangen-Stehblechen der "Einheitsbauart" und einen Achsstand von 2,0 m, die Versuchsdrehgestelle wurden in drei Ausführungen gebaut.
Die hier gebrauchten Bezeichnungen "G 42 A", "G 42 B" und "G 42 C" werden in amtlichen Unterlagen nicht verwendet. Wie viele Sätzen der einzelnen Versuchsausführungen gebaut und unter welchen Wagen diese verwendet wurden, ist nicht eindeutig geklärt.

a) Westwaggon Versuchsdrehgestell mit gefederter Wiege und Laschengehänge ("WWD G 42 A")


Abb. 3.1: Westwaggon Versuchsdrehgestell ("WWD G 42 A") mit konventionellem Laschengehänge und blattgefederter Wiege, Wiegebalken;
Werkfotos Westwaggon [RWWA
1], [RWWA 2]

Die Ausführung "WWD G 42 A" ist ein klassisches Drehgestell mit Wiege, bei dem durch eine an Schaken pendelnd aufgehängte, weich gefederte Wiege versucht wird, die aus dem Sinuslauf der Radsätze resultierenden Schwingungen zu dämpfen und somit Resonanzschwingungen zu verhindern.

R
ahmen aus Press-, Flachblechen und Winkelprofilen geschweißt. Radsätze gegen Rahmen mit an Laschen aufgehängten 6-lagigen Blattragfedern abgefedert. Drehgestell gegen Wagenkasten mittels Wiege auf längsliegenden, 6-lagigen, an Schaken aufgehängten Blattragfedern abgefedert. Wiegebalken aus geformten Flachblechen geschweißt. Kugelförmige Drehpfanne. Achsstand 2000 mm, Laufkreisdurchmesser 940 mm. Beidseitig wirkende achtklötzige Abbremsung der Radsätze, Bremsklotzschuhe im geometrischen Mittelpunkt aufgehängt.
Mit den Ausführungen "WWD G 42 B" und "WWD G 42 C" bemühten sich die Konstrukteure, "die Radsätze zur Verhinderung eines wellenförmigen Laufs im Gleis in dem Drehgestellrahmen so zu führen, dass sie in der Längsrichtung ... möglichst kleine oder überhaupt keine Spiele besaßen." [14]  
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b) Westwaggon Versuchsdrehgestell mit gefederter Wiege und Achslenker ("WWD G 42 B")


Abb. 3.2: Westwaggon Versuchsdrehgestell ("WWD G 42 B") lenkender Achsfederung und gefederter Wiege; Werkfoto Westwaggon [RWWA 3]

Bei den Drehgestellen "WWD G 42 B" sind die Achsfedern unmittelbar, ohne Laschen, an den inneren Federböcken aufgehängt. Die Aufhängung mittels Laschen an den äußeren Federböcken ermöglicht den lastbedingten Längenausgleich der Federn, die Radsätzen werden dadurch starr im Drehgestell geführt, ihnen ist die "Bewegungsmöglichkeit in Längsrichtung" [14] und in Querrichtung genommen. top

c) Westwaggon Versuchsdrehgestell mit ungefederter Wiege und Laschengehänge (WWD G 42 C")


Abb. 3.3: Westwaggon Versuchsdrehgestell ("WWD G 42 C") mit konventionellem Laschengehänge und ungefederter Wiege, Wiegebalken;
Werkfotos Westwaggon
[RWWA 4], [RWWA 5]

Beim Drehgestell "WWD G 42 C" sind die Achsfedern beidseitig an Laschen aufgehängt. An den Kopfseiten des Wiegebalkens befinden sich Ausgleichshebel mit walzenartigen Bolzen. Die Wiege soll pendelnd [15] (mit Schaken und Schakensteinen?) innerhalb des Hauptquerträgers aufgehängt gewesen sein.


Datenblatt (BA 925, "WWD G 42 A", "WWD G 42 B", "WWD G 42 C")

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d) Umbauten
Während der Erprobung im ersten Halbjahr 1943 wurden die Drehgestelle zum Teil getauscht und umgebaut [15]. Zunächst wurde der Ansatz eines möglichst spielfreien Laufwerks auch in der Erprobung weiter verfolgt, in dem bei einem Teil der Drehgestelle "WWD G 42 A" die Wiege festgelegt und die an Schaken aufgehängten Wiegefedern ausgebaut wurden.


Abb. 3.4: Umgebautes Westwaggon Versuchsdrehgestell ("WWD G 42 A") mit festgelegter Wiege, verwendet mit DB 125 OOf 47;
Foto: Bustorff, Slg. Stefan Carstens
(Ausschnitt)

Konkrete Hinweise, dass bei diesen Laufversuchen ein erhöhter, durch die starre Radsatzführung bewirkter Verschleiß an Radreifen, Achslagerführungen und Schienen beobachtet wurde, sind in den vorliegenden Papieren nicht zu finden.
Im Verlauf der Erprobung
wurde ansatzweise ein gegensätzliches Laufwerkskonzept aufgegriffen: Bei einigen "WWD G 42 A" Drehgestellen mit Wiege wurde das Radsatz- und Wiegen-Querspiel durch Umbau vergrößert wurde und die Wiege behelfsmäßig an längeren Wiegeschaken aufgehängt [15], also den Radsätzen größere Bewegungsfreiheit gegeben. Von dieser behelfsmäßigen Ausführung sind bislang keine fotografischen Belege bekannt, offensichtlich konnte diese Entwicklung erst nach Verlegung des Reichsbahn-Zentralamtes in Göttingen weitergeführt werden.

e) Weiterentwicklung 1947
1948 hat die Waggonfabrik Uerdingen für das RZA Göttingen als Versuchswagen sechs weitere kurze offene vierachsige Güterwagen gebaut, die unter den Nummern DR Göttingen 025 - 030 OOfs (-> DB 125 - 130 OOf) in Dienst gestellt wurden. Alle sechs Wagen hatten Pressblech-Drehgestelle mit Seitenwangen der Einheitsbauart, bei den Wagen 025 und 026 wurden Drehgestelle mit festgelegter Wiege, für den Wagen 027 Drehgestelle mit ungefederter Wiege verwendet. Die Wagen 029 und 030 erhielten "neue" Pressblech-Drehgestelle mit langen Schaken.


Abb. 3.5: zweiachsiges Einheitsdrehgestell mit 350 mm Schaken für Schnellgüterwagen (geschweißt), Fwg 1055.04.1 (vgl. [1, S. 168]), verwendet mit DB 130 OOf;
Foto: Bustorff, Slg. Stefan Carstens
(Ausschnitt)


Abb. 3.6: Skizze 2achs. Einheitsdrehgestell mit 350 mm Schaken für Schnellgüterwagen (geschweißt), Fwg 1055.04.1; [1, S. 168]

Im Dezember 1951 wurde der Deutschen Bundesbahn ein Patent [14] für die von Dr.-Ing. Karl Raab erfundene "Einrichtung zur Erzielung eines drehschwingungsfreien Laufs von mindestens vierachsigen Schienenfahrzeugen" erteilt, 1952 wurden die ersten Wagen (DB 139 OOtz, DB 141 SSlmas) mit den neuentwickelten Minden Dorstfeld-Drehgestellen in Dienst gestellt.

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Quellen:
[S1] Giesbrecht, Ralph Mennucci: Ouro Verde da Sorocabana -- Trens de passageiros do Brasil
http://www.estacoesferroviarias.com.br/trens_sp/ouroverde.htm
- <abgerufen 22. 01. 2022>
[
S2] Shikama, Felipe: Vagões do famoso Trem Ouro Verde devem voltar a Sorocaba (in: Jornal Cruzeiro do Sul, 15 de Agosto de 2020)
https://www.jornalcruzeiro.com.br/cultura/vagoes-do-famoso-trem-ouro-verde-devem-voltar-a-sorocaba/
- <abgerufen 22. 01. 2022>
[
S3] Estrada de Ferro Sorocabana, Karte des Streckennetzes
http://vfco.brazilia.jor.br/ferrovias/mapas/1970efSorocabana.shtml - <abgerufen 22. 01. 2022>
[
K1] Göd, Rupert; Straka, Franz: Die Krimmler Wagen
http://www.schmalspur-europa.at/schmalsp_64.htm - <abgerufen 22. 01. 2022>
[K2] Rubarth, Herbert: SLB Pinzgauer Lokalbahn, Zell am See- Mittersill- Krimml
http://www.schmalspur-oesterreich.de/html/slb_pinzgaub_.html - <abgerufen 22. 01. 2022>

[1] Deutsche Bundesbahn, Zentralstelle Technik (Hrsg.): Die Güterwagen im Maßstab 1 : 100 - Stand 1950. Nachdruck anläßlich des 150jährigen Jubiläums der deutschen Eisenbahnen 1985. Mainz
[2] Scheller, Paul: Planungen für vierachsige Güterwagen 1941 (in: Kupplung 96 - Juni 2019, S. 2f)
[3] Deppmeyer, Joachim: Versuchs- und Seriendrehgestelle für Leichtbau-Reisezugwagen mit Schürzen der Bauarten 1938 - 1943 (= Entwurf, 25 Seiten, Stand Sept. 2008)
[4] Waldstätten v., Dipl.-Ing.: Neue Drehgestellkonstruktionen. (in: Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens in technischer Beziehung. Neue Folge. 79. Band. - 97. Jahrgang 1942, S.. 85 ff, Tafel 2; nachgedruckt in Steiger Verlag (Hrsg.): Eisenbahnwagen in Originaldokumenten  ... Teil 3: 1910 - 1943, Tafelband. Moers, 1986/87, Seite 348 ff, Tafel 54, Bild 8)
[
5] Bergsteiner, Leonhard: LHW-Leichtdrehgestell Bauart Krimml. (= 1 Blatt, in: GeraNova Verlag: Wagen. Das Archiv der deutschen Reisezug- und Güterwagen. München. o. J.
[6] hhw, wdr, jdu: (Rückkupplung) Versuchs-Drehgestelle Fwp 977 und 978 der DRB, Nachträge zum Beitrag in Kupplung 72 ..., (in: Kupplung 73 - Oktober 2008, S. 16)
[7] Diener, Wolfgang: Planungen für vierachsige Güterwagen 1941 (in: Kupplung 93 - Februar 2017, S. 2f)
[
8] Deutsche Bundesbahn: Merkbuch für die Fahrzeuge der Reichsbahn/Deutschen Bundesbahn. IV. Wagen      (Regelspur) DV 939 d, Teil B, Ausgabe 1950 (Nachdruck Alba Verlag, Düsseldorf)
[
9] Deutsche Reichsbahn/Linke-Hofmann-Werke: Zeichnung Fwp 980/04.1/D103/04.1"b", 2-achs LHW-Leichtdrehgestell (Krimml) für üp-Wagen, 3. Ausg. v. 13. 4. 42 (Slg. Hermann Heless)
[10] Carstens, Stefan; Diener, Hans Ulrich: Güterwagen. Band 2: Gedeckte Wagen - Sonderbauarten. Nürnberg 1989
[11] Essen, Jörg van: Fotos und persönliche Informationen, Februar 2021
[
12] Scheller, Paul: Persönliche Informationen und Unterlagen
[12a] RZA Berlin, Dez. 28: Zusammenstellung der Beschreibungen der 4-achsigen Versuchsgüterwagen (ca. Mai 1943, Slg. Joachim Deppmeyer)
[13] Heless, Hermann: Persönliche Informationen und Unterlagen

[14] Raab, Karl; Deutsche Bundesbahn/EZA Minden: Einrichtung zur Erzielung eines drehschwingungsfreien Laufs von mindestens vierachsigen Schienenfahrzeugen. (= Patent DE887664 <C>)
Online: <abgerufen am 21. Juni 2019>
[15] Rb Versuchsamt für Wagen; Übersicht "Laufversuche mit 4-achsigen Schnellgüterwagen" , Tafel 3 (= zweiseitige Tabelle, o. D., Slg. Joachim Deppmeyer)
[16] Krüger Martin: Fotos und persönliche Informationen, Mai 2009


WUMAG Werkfotos:
Für alle hier verwendeten WUMAG-Werkfotos (und Ausschnitte daraus) gilt als Quelle “Schenkung der Bombardier Transportation, Werk Görlitz I Eigentum/Sammlung der Verkehrsmuseum Dresden gGmbH“

[VMD 1]: Verkehrsmuseum Dresden, (2020-07-06)/Bildarchiv Waggonbau Görlitz. Fotografie: Profileisendrehgestell mit 2,5 m Radstand für Übergangswagen (Ü-Wagen), Gattung Bqu, mit Doppelklotzbremse (Schrägansicht, Spurweite: 1435 mm), Seite mit Kilometer-Zähler, 1942. Deutsche Reichsbahn.
https://sachsen.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=14633 - <abgerufen 16. 02. 2021>
[VMD 2]: Verkehrsmuseum Dresden, (2020-08-13)/Bildarchiv Waggonbau Görlitz. Fotografie: vierachsiger Schnellgüterwagen, Gattung GGths, Profileisendrehgestell mit 2 m Radstand (Schrägansicht, Spurweite: 1435 mm), 1943. Reichsbahn-Zentralamt (RZA) Berlin.
https://sachsen.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=14630 - <abgerufen 16. 02. 2021>
[VMD
3]: Verkehrsmuseum Dresden, (2020-08-13)/Bildarchiv Waggonbau Görlitz. Fotografie: vierachsiger Schnellgüterwagen, Gattung GGths (Schrägansicht, Spurweite: 1435 mm), Drehgestellrahmen kopfstehend, 1943. Reichsbahn-Zentralamt (RZA) Berlin.
https://sachsen.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=14626 - <abgerufen 16. 02. 2021>
[VMD
4]: Verkehrsmuseum Dresden, (2020-07-06)/Bildarchiv Waggonbau Görlitz. Fotografie: vierachsiger Schnellgüterwagen, Bauart WUMAG (Schrägansicht, Spurweite: 1435 mm), zweiachsiges Drehgestell mit 1,8 m Radstand ohne Wiege, 1943.
https://sachsen.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=14653 - <abgerufen 16. 02. 2021>

Westwaggon Werkfotos
[RWWA 1]: Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln, Bestand-RWWA-107-GN2296.jpg
Online:
https://arachne.dainst.org/entity/3656547 - <abgerufen 30. 01. 2021>
[RWWA
2]: Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln, Bestand-RWWA-107-GN2297.jpg
Online:
https://arachne.dainst.org/entity/3656548 - <abgerufen 30. 01. 2021>
[RWWA
3]: Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln, Bestand-RWWA-107-GN2308.jpg
Online: https://arachne.dainst.org/entity/3656561 - <abgerufen 30. 01. 2021>
[RWWA 4]: Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln, Bestand-RWWA-107-GN2294.jpg
Online: https://arachne.dainst.org/entity/3656545 - <abgerufen 30. 01. 2021>
[RWWA 5]: Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln, Bestand-RWWA-107-GN2298.jpg
Online:
https://arachne.dainst.org/entity/3656549 - <abgerufen 30. 01. 2021>


Ich danke allen Bildgebern für die freundliche Erlaubnis, die hier gezeigten Fotos kostenlos auf dieser Seite veröffentlichen zu dürfen (Genehmigungsdaten: HHW, 10. 04. 22; RWWA, 10. 04. 22; VMD, 11. April 2022).
Besonders danke ich Paul Scheller und Joachim Deppmeyer
. In Verbindung seinen Archiv-Recherchen zu den Reisezugwagen der Deutschen Reichsbahn hat Joachim Deppmeyer unter anderem auch Unterlagen zur Lauferprobung der Versuchsgüterwagen von 1942 gefunden, die wichtige Einblicke in die Entwicklung dieser Drehgestelle ermöglichten.

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