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Vorbemerkung - LHW Leichtdrehgestell: a) Krimml-Drehgestelle für Reisezugwagen, b) Krimml-Drehgestelle für Versuchsgüterwagen (mit Wiege / ohne Wiege) - WUMAG Profileisen-Drehgestelle: a) für Reisezugwagen/Görlitz III Leicht 2,5 m Achsstand, b) für Versuchsgüterwagen (mit Wiege /ohne Wiege) - Westwaggon Pressblech-Drehgestelle für Versuchswagen: mit gefederter Wiege und Laschengehänge / mit gefederter Wiege und Achslenker / mit ungefederter Wiege und Laschengehänge, Umbauten
Vorbemerkung
Als nach Kenntnisnahme moderner sowjetischer Vierachser [2], [7]
im Juni 1942 die vierachsigen Versuchsgüterwagen vom Zentralamt
der Deutschen Reichsbahn in Auftrag gegeben wurden, gab es in
Mitteleuropa für vierachsige Schnellgüterwagen keine
verkehrliche Verwendbarkeit. Vorrangig ging es bei diesem Projekt
darum, moderne leistungsfähige Wagen zur Lösung der
Transportprobleme in den eroberten Ostgebieten zu entwickeln. Auf
Grundlage der Erprobung wurden im Juli 1943 insgesamt 12 000 OO-, GG-
und RR-Wagen in Auftrag gegeben, die ab Anfang 1944 geliefert werden
sollten. Da sich jedoch die Aufnahme der Serienproduktion immer wieder
verzögerte, konnten bis Kriegsende außer "einer kleinen
Serie von GGths Bromberg ... nur noch einzelne OOfs Kattowitz und SSos
Heilbronn fertig gestellt werden" [2].
Die mit den Drehgestellen dieser
Versuchswagen gewonnenen Erkenntnisse haben dazu beigetragen, dass die
Deutsche Bundesbahn bereits Anfang der 1950er Jahre im Rahmen der
Entwicklung der ersten europäischen Standardgüterwagen ein
modernes Güterwagen-Drehgestell präsentieren konnte, das als
ORE-Standarddrehgestell Verbreitung fand.
Die Drehgestelle der 1942 bestellten Versuchsgüterwagen lassen sich drei Bauarten zuordnen:
a) LHW Leichtdrehgestelle (Hutprofil-Drehgestelle/"Krimml")
b) WUMAG Profileisen-Drehgestelle (für Versuchsgüterwagen).
c) Westwaggon Pressblech-Drehgestelle (für Versuchsgüterwagen).
1. LHW Leichtdrehgestell (Hutprofil-Drehgestelle)
a) Krimml-Drehgestelle für Reisezugwagen ("Krimml 39 P", "Krimml 42 P")
1936 bestellte
die brasilianische Sorocabana-Bahn bei den Linke-Hofmann-Werke (LHW)
meterspurige Personenwagen für den Langstrecken-Luxuszug "Ouro
Verde" (Grünes Gold) [S1], [S2], [S3].
Dafür entwickelte LHW als Alternative zu den dort bis dahin
üblichen Pennsylvania-Drehgestellen ein Leichtdrehgestell mit
hutförmigen Langträgern [4].
Als sich 1938
herausstellte, dass die Laufeigenschaften neubeschaffter Wagen der
Pinzgaubahn (Spurweite 760 mm, Strecke Zell am See - Krimml) nicht den
Anforderungen entsprachen [K1], griff die Deutsche
Reichsbahn (DRB) diese LHW-Konstruktion auf und stattete nach einer
Erprobung mit diesen, nun als "Krimml" bezeichneten Drehgestellen
weitere Neubau-Personenwagen für die Pfinzgaubahn [K1] aus.
1939 stattete
die DRB dann versuchsweise einen zweiachsigen, normalspurigen
Personenwagen der Bauart Bi-29 mit einseitig gebremsten
Krimml-Drehgestellen ("Krimml 39 P") aus [3], [4].
1942
wurden 70
Leicht-Eilzugwagen C4üp-42a
mit Krimml-Drehgestellen in der "Serienausführung" (Fwp
980,
mit beidseitig
auf die Radscheiben wirkender
8-Klotzbremse
[3],
[6];
"Krimml 42 P")
ausgestattet.
Abb.
1.2: LHW Leichtdrehgestell Krimml (Ausführung 1942, Fwp 980; "Krimml
42 P"); Skizze; Quelle [9, S. 105, Bild 322], Bearb.: G-D
Abb.
1.3: LHW Leichtdrehgestell (Ausführung 1942, Fwp 980; "Krimml
42 P"), verwendet mit DB B4ye 74867 Stg; Foto: Fritz
Willke, Slg. Stefan Carstens
(Anschrift
"-> 2,15 m <-" passt nicht zu Fwp 980)
(Ausschnitt)
Beschreibung
[9]:
Geschweißtes Kastenrahmen-Drehgestell mit
schraubengefederten Achsen und blattgefederter Wiege
Geschweißte
Wiegenquerträger aus gekanteten Blechen mit verbreiterten (die bei
genieteten Drehgestellen obligatorischen Knotenbleche ersetzenden)
Flanschen an den Trägerenden ("Breitflanschwiegenquerträger").
Hutprofil-Langträger als Widerlager für die Achsfedern, mit
Aufnahmen für die Hängekloben und Fangeisen der Wiegenfedern und
vorgeschuhten hohlkastenförmigen aus Flachblechen geschweißten
Kopfstücken. Innenseitig an den Langträgern angeschweißte flache
Pressblech-Achshaltern mit Achshalterstegen, innere Achshalter mit
Winkelprofil gegeneinander verstärkt. Aus gekanteten Blechen
geschweißte Kopfquerträger mit an den Trägerenden verbreiterten
Flanschen. Innenschrägstreben aus gekanteten Blechen. Zweifache
Federung: Achsen/Achslager mit Schraubenfedern gegenüber dem
Drehgestell-Rahmen mit Schraubenfedern, Drehgestell-Rahmen mit
längsliegenden, zehnlagigen Blattfedern und Wiege gegenüber dem
Wagenuntergestell abgefedert. Aus Hutprofilen und Flachblechen
geschweißte Wiege mit festen Gleitstücken, auf längsliegenden, mit
Hängekloben, Schakensteinen und Rechteckschaken aufgehängten
zehnlagigen Blatttragfedern. Achsstand 2000 mm, Laufkreisdurchmeser
950 mm. Beidseitig wirkende achtklötzige Abbremsung der Radsätze,
Bremsklotzschuhe innerhalb des Rahmens im geometrischen Mittelpunkt
aufgehängt. Riemengetriebene, innerhalb des Rahmens gelagerte
Lichtmaschine in einem der Drehgestelle des Wagensatzes. top
b)
Krimml-Drehgestelle für Versuchsgüterwagen
("Krimml G")
1942
bauten die Linke Hofmann Werke 2 lange offene
Versuchsgüterwagen OOfs, die als Bln 011 und Bln 019 eingereiht
wurden. Trotz gleicher Grundabmessungen unterschieden sich die beiden
Wagen augenfällig: Der Bln 011 [1, Skizze 91 c] war ein
Leichtbauwagen ohne Sprengwerk mit Drehgestellen ohne Wiege und in
den mittragenden Seitenwänden 3 Türen. Der Bln 019 [1, Skizze 91 b]
hatte ein Sprengwerk, Drehgestelle mit Wiege, die Seitenwände hatten
2 Türen und keinen durchgehenden Obergurt.
Beim Umbau 1953 in
Siegen erhielten beide Wagen Blechwände und Hubschiebedächer und
liefen so als KKk 48, später als Ta 886. Obwohl bereits Anfang der
1970er Jahre ausgemustert [10], waren beide Wagen noch im Jahr 2013
vorhanden [11].
ba)
"Krimml G 019" (mit Wiege)
Abb.
1.4: LHW Leichtdrehgestell mit Wiege (Ausführung 1942, "Krimml
G 019"), verwendet mit DB 143 KKk (Umbau SEAG 1953 aus
DRB Bln
019 OOfs, LHW 1942); Werkfoto SEAG, Slg. Stefan Carstens (Ausschnitt) top
bb) "Krimml G 011" (ohne Wiege)
Abb.
1.5:
LHW Leichtdrehgestell ohne
Wiege (Ausführung
1942, "Krimml G
011");
Verwendet
mit HGK 111, (ex
DB 580
0 000-x
Ta 886,
ex
DB 396 907
KKk 48, ex DB 143
KKs, ex DRB Bln 011
OOfs, LHW 1942, Umbau 1953: SEAG); Foto:
Jörg van Essen, Brühl-Vochem, 24. Januar 2013
Im
Vergleich mit den "Krimml 42 P" fallen bei den Ausführungen
für die Versuchsgüterwagen neben den ausgerundeten Übergängen von
den Lang- zu den Kopfquerträgern die quergestellten, nach unten
v-förmig verjüngten Achshalter (mit aufgeschweißten Gleitbacken)
auf. U-förmig
gekantete Bleche verbinden
die inneren
Achshalter. Anstelle von Schraubenfedern sind die Achsen mit
Kegelstumpffedern gegenüber dem Drehgestellrahmen abgefedert.
Achsstand 2000 mm, Laufkreisdurchmesser 940 mm.
Bei
der Ausführung mit Wiege ("Krimml G 019") wurden die
Federfangeisen vereinfacht, die inneren Achshalter fungieren als
Federböcke zur Aufhängung der Wiegeschaken, so dass auf Hängekloben
verzichtet werden konnte. Die äußeren Bremsklotzschuhe sind an der
Außenkante der Kopfquerträger aufgehängt. Die Ausführung
ohne Wiege ("Krimml G 011") hat eine Innenklotzbremse mit
unterteilter Sohle (4 Bremsklotzsohlen je Achse).
Datenblatt
("Krimml 42 P", "Krimml G 011", "Krimml G
019")
top
2. WUMAG Profileisen-Drehgestelle
a)
Profileisen-Drehgestelle für Reisezugwagen/Görlitz III
Leicht 2,5 m Achsstand, (Fwp 978.04.1 <Versuchsausführung>;
Fwp 997.04.1 <Serienausführung)
Die
Waggon- und Maschinenbau AG
Görlitz (WUMAG) hat Mitte
1942 für
Leichtbau-Reisezugwagen drei Ausführungen von Versuchsdrehgestellen
entwickelt, für deren Rahmen statt geschweißten Blechträgern
billigere Profil- (Walz-)eisen vorgesehen war. Gebaut wurden 2 Sätze
mit 2,5 m Achsstand (Fwp 978.04.1) und ein Satz mit 3,0 m Achsstand
(Fwp 996.04.1) [3].
Abb.
2.1: Drehgestell
Görlitz III Leicht 2,5 m Achsstand (Versuchsausführung, Fwp
978.04.1); Werkfoto WUMAG (Neg. Nr. 2805 b),
Fotoarchiv Verkehrsmuseum Dresden [VMD 1]
Abb.
2.2: Drehgestell Görlitz
III Leicht 2,5 m Achsstand (Versuchsausführung, Fwp 978.04.1);
Skizze;
Quelle [9, S. 107, Bild 324], Bearb.: G-D
Geschweißtes
Profileisen-Drehgestell
mit Achslenkern, schraubengefederten Achsen und blattgefederter
Wiege
Aus Profileisen
geschweißter Rahmen mit Hauptquerträgern,
Schrägstreben und Langträgern. Pressblech-Kopfquerträger.
Langträger aus je zwei mit den Stegen
zueinander angeordneten U-Profilen
mit zwischengefügten Federbügeln,
Böcken für die Federfangeisen
und Lagerböcken für die Achslenker.
U-Profile zwischen den Flanschen mit
10 eingeschweißten
Flachblechstützen verstärkt.
Quergestellte
("räumliche") Achshalter aus
gekanteten Blechen.
Pressblech-Achslenker. Achshalterstege
und Verbindung
zwischen den inneren Achshaltern
aus U-Profilen. Zweifache
Federung: Achsen/Achslager gegenüber dem Drehgestell-Rahmen über
Federbügel mit seitlichen
Schraubenfedern, Drehgestell-Rahmen mit
längsliegenden Blattfedern und Wiege gegenüber dem
Wagenuntergestell abgefedert. Aus Flachblechen geschweißte
Wiegebalken
mit Drehpfanne,
festen Gleitstücken.
Wiegenfedern mit kurzen Rechteckschaken und
Schakensteinen an Hängekloben
aufgehängt. Achsstand
2500 mm,
Laufkreisdurchmesser
950 mm.
Beidseitig wirkende achtklötzige Abbremsung
(Doppelklotzbremse) der Radsätze,
Bremsklotzschuhe im geometrischen Mittelpunkt
aufgehängt.
Eine
Ausführung mit 2,5 m Achsstand und Einfachklotzbremse war konzipiert
(Fwp 977.04.1), wurde aber nicht gebaut, von der Versuchsausführung
mit 3,0 m Achsstand und Doppelklotzbremse
(Fwp 996.04.1) liegt kein Fotobeleg vor
[3].
Für den Serienbau wurde die Ausführung mit 2,5 m Achsstand
"entfeinert".
Abb.
2.3:
Drehgestell Görlitz III
Leicht 2,5 m Achsstand (entfeinerte
Serienausführung mit Gleitlagern, ohne Achslenker, Fwp
997.04.1),
verwendet mit ÖBB C4ipü 32 226;
Foto: ÖBB, Slg. Hermann
Heless [Übernahme
aus Kupplung 73/10. 2008,
S. 16]
Der
Mustersatz für die Serienausführung wurde in im zweiten Quartal
1943 fertiggestellt. Augenfällige Unterschiede gegenüber der
Versuchsausführung sind die Einfachklotzbremsen, die fehlenden
Fangeisen für die Wiegenfedern, die aus zwei, mit den Flanschen
zueinander gekehrten U-Profilen bestehende Verbindung zwischen den
inneren Achshaltern, die hohlprofilartigen Kopfquerträger,
die mit mit
nur
6 eingeschweißten
Flachblechstützen verstärkten
Langträger-Profile und die hutprofilartigen Konsolen der Böcke für
die Flachblech-Achslenker.
Auf
Grund des Mangels an Rollenlagern wurde bereits im September 1943 die
Verwendung von Gleitlagern und dadurch bedingt der Verzicht der
Achslenker angeordnet [3, S. 18],
insgesamt wurden von Serienausführung 230 Sätze gebaut. top
b)
Profileisen-Drehgestelle für Versuchsgüterwagen ("WUMAG
G 42 A", WUMAG G 42 B")
Die
von der Waggon- und
Maschinenbau AG Görlitz (WUMAG) für
die als Bln 027 - 030
eingereihten gedeckten
Versuchsgüterwagen GGths gebauten Profileisen-Drehgestellen sind aus
der Versuchsausführung für Reisezugwagen abgeleitet. Die Wagen Bln
027, 028 und 029 hatten Drehgestelle mit Wiege und 2,0 m Achsstand,
für den Wagen Bln 030 wurde ein Satz Drehgestelle ohne Wiege und 1,8
m Achsstand gebaut.
Die hier zur einfacheren Unterscheidung
gebrauchten Bezeichnungen "G 42 A" und "G 42 B"
werden in amtlichen Unterlagen nicht verwendet.
ba) WUMAG Profileisen-Drehgestell mit Wiege ("WUMAG G 42 A")
Abb.
2.4: WUMAG Drehgestell mit Wiege ("G 42 A"); Werkfoto WUMAG
(Neg. Nr. 2803 35), Fotoarchiv Verkehrsmuseum Dresden [VMD 2]
Abb.
2.5: WUMAG Drehgestell mit Wiege ("G 42 A"); Werkfoto WUMAG
(Neg. Nr. 2803 23), Fotoarchiv Verkehrsmuseum Dresden [VMD 3]
Abb.
2.6: WUMAG Drehgestell mit Wiege ("G 42 A"), verwendet mit
DB 185 014 GGths (ex DR Bln 027 GGths, Lindner 1942), 12. Mai 1955,
Wien West; Foto: Konrad Pfeiffer, Slg. Hermann Heless
Beschreibung:
Geschweißtes
Profileisen-Drehgestell
mit schraubengefederten Achsen und blattgefederter Wiege
Aus
Profileisen geschweißter Rahmen mit Haupt-,
Kopfquerträgern, Schrägstreben und Langträgern. Langträger aus je
zwei mit den Stegen zueinander angeordneten
U-Profilen
mit zwischengefügten, dreikammrigen Federtöpfen und Böcken für
die Federfangeisen. U-Profile zwischen
den Flanschen mit eingeschweißten
Flachblechstützen verstärkt.
Quergestellte ("räumliche")
Achshalter aus gekanteten Blechen mit
geschmiedeten Aufnahmen für die achsführenden Gleitbacken.
Geschmiedete Achshalterstege,
geschmiedetes Verbindungsflacheisen zwischen den inneren, als
Federböcke fungierenden Achshaltern. Zweifache
Federung: Achsen/Achslager mit Schraubenfedern gegenüber dem
Drehgestell-Rahmen, Drehgestell-Rahmen mit längsliegenden
Blattfedern und Wiege gegenüber dem Wagenuntergestell abgefedert.
Aus Flachblechen geschweißte
Wiegebalken
mit flacher
Drehpfanne und
festen Gleitstücken.
Wiegenfedern mit kurzen Rechteckschaken an den Federböcken der
inneren Achshaltern aufgehängt.
Achsstand 2000 mm, Laufkreisdurchmesser
940 mm.
Beidseitig wirkende achtklötzige Abbremsung der Radsätze,
Bremsklotzschuhe im geometrischen Mittelpunkt
aufgehängt. top
bb)
WUMAG Profileisen-Drehgestell ohne Wiege
("WUMAG G 42 B")
Abb.
2.7: WUMAG Drehgestell ohne Wiege ("G 42 B"), gebaut für
Versuchswagen "Bln 030 GGths; Werkfoto WUMAG (Neg. Nr. 2807 d),
Fotoarchiv Verkehrsmuseum Dresden [VMD 4]
Der
Versuchswagen "Bln 030 GGths" war als Leichtgüterwagen
konzipiert, dementsprechend wurden diese Drehgestelle ohne Wiege und
mit auf 1800 mm verkürztem Achsstand ausgeführt. Außerdem tragen
kreisförmige Ausschnitte in den Blechen des Hauptquerträgers, den
seitlichen Gleistücken, den Seiten der Federtöpfe sowie in den
inneren Achshaltern, die daran angeschweißten, aus einfachen
Flachblechen gefertigten Verbindungsstangen und die angeschraubten
Flachblech-Achshalterstege zu einer Gewichtseinsparung von etwa 1150
kg gegenüber den Drehgestellen mit Wiege ("G 42 A")
bei.
Datenblatt (Fwp 987, WUMAG "G 42
A", "G 42 B")
top
3. Westwaggon
Pressblech-Drehgestelle für Versuchswagen
Von den 14
Versuchsgüterwagen war den Beschreibungen [12a] einer mit
konventionellen Pressblech-Drehgestellen der Vereinigten
Westdeutschen
Waggonfabriken AG (Köln -
Deutz
<WWD>),
die sieben anderen waren mit
Pressblech-Drehgestellen in
Versuchsausführungen ausgestattet.
Alle Drehgestelle hatten Seitenwangen-Stehblechen
der "Einheitsbauart" und
einen Achsstand von 2,0 m,
die Versuchsdrehgestelle wurden in drei Ausführungen gebaut.
Die hier gebrauchten
Bezeichnungen "G 42 A",
"G 42 B" und "G
42 C" werden in
amtlichen Unterlagen nicht verwendet.
Wie
viele
Sätzen der
einzelnen Versuchsausführungen gebaut und unter welchen Wagen diese
verwendet wurden, ist nicht eindeutig geklärt.
a) Westwaggon Versuchsdrehgestell mit gefederter Wiege und Laschengehänge ("WWD G 42 A")
Abb.
3.1:
Westwaggon
Versuchsdrehgestell
("WWD
G 42 A") mit
konventionellem Laschengehänge und blattgefederter
Wiege, Wiegebalken;
Werkfotos Westwaggon [RWWA 1],
[RWWA 2]
Die
Ausführung "WWD G 42 A" ist ein klassisches Drehgestell
mit Wiege, bei dem durch eine an Schaken pendelnd aufgehängte, weich
gefederte Wiege
versucht wird, die
aus
dem Sinuslauf der Radsätze resultierenden
Schwingungen zu
dämpfen
und somit Resonanzschwingungen
zu verhindern.
Rahmen
aus Press-, Flachblechen und Winkelprofilen geschweißt. Radsätze
gegen Rahmen mit an Laschen aufgehängten 6-lagigen Blattragfedern
abgefedert. Drehgestell gegen Wagenkasten mittels Wiege auf
längsliegenden,
6-lagigen, an Schaken aufgehängten Blattragfedern abgefedert.
Wiegebalken
aus geformten Flachblechen geschweißt. Kugelförmige Drehpfanne.
Achsstand 2000 mm, Laufkreisdurchmesser 940 mm. Beidseitig
wirkende achtklötzige Abbremsung der Radsätze, Bremsklotzschuhe im
geometrischen Mittelpunkt
aufgehängt.
Mit
den Ausführungen "WWD
G 42 B"
und "WWD G 42 C"
bemühten
sich die Konstrukteure, "die Radsätze
zur Verhinderung eines wellenförmigen Laufs im Gleis in dem
Drehgestellrahmen so zu führen, dass
sie in der Längsrichtung ... möglichst kleine oder überhaupt keine
Spiele besaßen."
[14] top
b)
Westwaggon
Versuchsdrehgestell
mit gefederter Wiege
und Achslenker
("WWD G 42 B")
Abb.
3.2:
Westwaggon
Versuchsdrehgestell
("WWD
G 42 B") lenkender
Achsfederung und gefederter Wiege;
Werkfoto Westwaggon [RWWA 3]
Bei
den Drehgestellen "WWD G 42 B" sind die Achsfedern
unmittelbar, ohne Laschen, an den inneren Federböcken aufgehängt.
Die Aufhängung mittels
Laschen an
den äußeren Federböcken ermöglicht den
lastbedingten Längenausgleich
der Federn, die
Radsätzen werden dadurch
starr im Drehgestell geführt,
ihnen ist die
"Bewegungsmöglichkeit in Längsrichtung"
[14] und in Querrichtung
genommen. top
c)
Westwaggon Versuchsdrehgestell
mit ungefederter
Wiege und
Laschengehänge
(WWD G 42 C")
Abb.
3.3:
Westwaggon
Versuchsdrehgestell
("WWD
G 42 C") mit
konventionellem Laschengehänge und ungefederter
Wiege,
Wiegebalken;
Werkfotos Westwaggon [RWWA
4],
[RWWA 5]
Beim
Drehgestell "WWD G 42 C" sind die Achsfedern beidseitig an
Laschen aufgehängt.
An den Kopfseiten des Wiegebalkens befinden sich Ausgleichshebel mit
walzenartigen Bolzen. Die Wiege soll pendelnd [15]
(mit Schaken und Schakensteinen?) innerhalb des Hauptquerträgers
aufgehängt gewesen sein.
Datenblatt
(BA 925, "WWD G 42 A", "WWD G 42 B", "WWD G
42 C")
top
d)
Umbauten
Während
der Erprobung im ersten
Halbjahr 1943
wurden die Drehgestelle zum Teil getauscht und umgebaut [15].
Zunächst
wurde der Ansatz eines möglichst spielfreien Laufwerks auch in der
Erprobung weiter verfolgt, in dem bei
einem Teil der Drehgestelle "WWD G 42 A" die Wiege
festgelegt
und die an Schaken aufgehängten Wiegefedern ausgebaut
wurden.
Abb.
3.4:
Umgebautes
Westwaggon
Versuchsdrehgestell
("WWD
G 42 A") mit
festgelegter Wiege, verwendet mit DB 125 OOf
47;
Foto: Bustorff, Slg. Stefan Carstens
(Ausschnitt)
Konkrete
Hinweise, dass bei
diesen Laufversuchen ein erhöhter, durch die starre Radsatzführung
bewirkter Verschleiß an Radreifen, Achslagerführungen und Schienen
beobachtet wurde, sind
in den vorliegenden Papieren nicht zu finden.
Im Verlauf der Erprobung wurde
ansatzweise ein gegensätzliches Laufwerkskonzept aufgegriffen: Bei
einigen "WWD
G 42 A" Drehgestellen
mit Wiege wurde
das
Radsatz-
und Wiegen-Querspiel
durch
Umbau vergrößert
wurde und die
Wiege behelfsmäßig
an
längeren
Wiegeschaken aufgehängt
[15],
also den
Radsätzen größere
Bewegungsfreiheit gegeben.
Von dieser behelfsmäßigen Ausführung sind bislang keine
fotografischen Belege bekannt, offensichtlich konnte diese
Entwicklung erst nach Verlegung des Reichsbahn-Zentralamtes in
Göttingen weitergeführt werden.
e)
Weiterentwicklung 1947
1948
hat die Waggonfabrik Uerdingen für das RZA Göttingen als
Versuchswagen sechs weitere kurze offene vierachsige Güterwagen
gebaut, die unter den Nummern DR Göttingen 025 - 030 OOfs (->
DB 125 - 130 OOf) in
Dienst gestellt wurden. Alle sechs Wagen hatten
Pressblech-Drehgestelle mit Seitenwangen der Einheitsbauart,
bei den Wagen 025 und 026 wurden Drehgestelle mit festgelegter Wiege,
für den Wagen 027 Drehgestelle mit ungefederter Wiege verwendet. Die
Wagen 029 und 030 erhielten "neue" Pressblech-Drehgestelle
mit langen Schaken.
Abb.
3.5: zweiachsiges
Einheitsdrehgestell mit 350 mm Schaken für Schnellgüterwagen
(geschweißt), Fwg 1055.04.1 (vgl. [1, S. 168]), verwendet mit
DB 130 OOf;
Foto: Bustorff, Slg. Stefan Carstens
(Ausschnitt)
Abb.
3.6: Skizze 2achs. Einheitsdrehgestell mit 350 mm Schaken für
Schnellgüterwagen (geschweißt), Fwg 1055.04.1; [1, S. 168]
Im Dezember 1951 wurde der Deutschen Bundesbahn ein Patent [14] für die von Dr.-Ing. Karl Raab erfundene "Einrichtung zur Erzielung eines drehschwingungsfreien Laufs von mindestens vierachsigen Schienenfahrzeugen" erteilt, 1952 wurden die ersten Wagen (DB 139 OOtz, DB 141 SSlmas) mit den neuentwickelten Minden Dorstfeld-Drehgestellen in Dienst gestellt.
top
Quellen:
[S1]
Giesbrecht, Ralph Mennucci: Ouro Verde da Sorocabana -- Trens de
passageiros do
Brasil
http://www.estacoesferroviarias.com.br/trens_sp/ouroverde.htm
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<abgerufen 22.
01.
2022>
[S2]
Shikama, Felipe: Vagões do famoso Trem Ouro Verde devem voltar a
Sorocaba (in: Jornal Cruzeiro do Sul, 15 de Agosto de
2020)
https://www.jornalcruzeiro.com.br/cultura/vagoes-do-famoso-trem-ouro-verde-devem-voltar-a-sorocaba/
-
<abgerufen 22.
01.
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[S3]
Estrada
de Ferro Sorocabana, Karte des Streckennetzes
http://vfco.brazilia.jor.br/ferrovias/mapas/1970efSorocabana.shtml
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<abgerufen 22.
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[K1]
Göd, Rupert; Straka,
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http://www.schmalspur-europa.at/schmalsp_64.htm
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[K2]
Rubarth, Herbert: SLB Pinzgauer Lokalbahn, Zell am See- Mittersill-
Krimml
http://www.schmalspur-oesterreich.de/html/slb_pinzgaub_.html
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<abgerufen 22.
01.
2022>
[1]
Deutsche Bundesbahn, Zentralstelle Technik (Hrsg.): Die Güterwagen
im Maßstab 1 : 100 - Stand 1950. Nachdruck anläßlich des
150jährigen Jubiläums der deutschen Eisenbahnen 1985. Mainz
[2]
Scheller, Paul: Planungen für vierachsige Güterwagen 1941 (in:
Kupplung 96 - Juni 2019, S. 2f)
[3]
Deppmeyer,
Joachim: Versuchs- und Seriendrehgestelle für
Leichtbau-Reisezugwagen mit Schürzen der Bauarten 1938 - 1943 (=
Entwurf, 25 Seiten, Stand
Sept. 2008)
[4]
Waldstätten v., Dipl.-Ing.: Neue Drehgestellkonstruktionen. (in:
Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens in technischer
Beziehung. Neue Folge. 79. Band. - 97. Jahrgang 1942, S.. 85 ff,
Tafel 2; nachgedruckt in Steiger Verlag (Hrsg.): Eisenbahnwagen
in Originaldokumenten ... Teil 3: 1910 - 1943, Tafelband.
Moers, 1986/87, Seite 348 ff, Tafel 54, Bild 8)
[5]
Bergsteiner,
Leonhard: LHW-Leichtdrehgestell Bauart Krimml. (=
1
Blatt, in: GeraNova Verlag: Wagen.
Das Archiv der deutschen Reisezug- und Güterwagen. München.
o. J.
[6]
hhw, wdr, jdu: (Rückkupplung)
Versuchs-Drehgestelle
Fwp 977 und 978 der DRB, Nachträge
zum Beitrag in Kupplung 72 ...,
(in: Kupplung
73
- Oktober
2008,
S. 16)
[7]
Diener, Wolfgang: Planungen für vierachsige Güterwagen 1941 (in:
Kupplung 93
- Februar
2017,
S. 2f)
[8]
Deutsche Bundesbahn: Merkbuch für die Fahrzeuge der
Reichsbahn/Deutschen Bundesbahn. IV. Wagen
(Regelspur) DV 939 d, Teil B,
Ausgabe 1950
(Nachdruck Alba Verlag, Düsseldorf)
[9]
Deutsche Reichsbahn/Linke-Hofmann-Werke: Zeichnung Fwp
980/04.1/D103/04.1"b", 2-achs LHW-Leichtdrehgestell
(Krimml) für üp-Wagen, 3. Ausg. v. 13. 4. 42 (Slg. Hermann
Heless)
[10]
Carstens, Stefan; Diener, Hans Ulrich: Güterwagen. Band 2: Gedeckte
Wagen - Sonderbauarten. Nürnberg
1989
[11]
Essen,
Jörg
van:
Fotos und persönliche Informationen, Februar
2021
[12]
Scheller,
Paul: Persönliche Informationen und Unterlagen
[12a]
RZA
Berlin, Dez. 28: Zusammenstellung der Beschreibungen der 4-achsigen
Versuchsgüterwagen (ca. Mai
1943,
Slg. Joachim
Deppmeyer)
[13]
Heless, Hermann: Persönliche
Informationen und Unterlagen
[14]
Raab,
Karl; Deutsche Bundesbahn/EZA Minden: Einrichtung zur Erzielung eines
drehschwingungsfreien Laufs von mindestens vierachsigen
Schienenfahrzeugen. (= Patent DE887664 <C>)
Online:
<abgerufen am 21. Juni 2019>
[15]
Rb
Versuchsamt für Wagen;
Übersicht "Laufversuche mit 4-achsigen Schnellgüterwagen"
, Tafel 3 (= zweiseitige Tabelle, o. D., Slg. Joachim Deppmeyer)
[16]
Krüger
Martin: Fotos und persönliche Informationen, Mai 2009
WUMAG
Werkfotos:
Für
alle hier verwendeten WUMAG-Werkfotos (und Ausschnitte daraus) gilt
als Quelle
“Schenkung der Bombardier Transportation, Werk Görlitz I
Eigentum/Sammlung der Verkehrsmuseum Dresden gGmbH“
[VMD
1]:
Verkehrsmuseum Dresden,
(2020-07-06)/Bildarchiv
Waggonbau Görlitz.
Fotografie: Profileisendrehgestell mit 2,5 m Radstand für
Übergangswagen (Ü-Wagen), Gattung Bqu, mit Doppelklotzbremse
(Schrägansicht, Spurweite: 1435 mm), Seite mit Kilometer-Zähler,
1942. Deutsche
Reichsbahn.
https://sachsen.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=14633
-
<abgerufen 16.
02.
2021>
[VMD
2]:
Verkehrsmuseum
Dresden,
(2020-08-13)/Bildarchiv
Waggonbau Görlitz.
Fotografie: vierachsiger Schnellgüterwagen, Gattung GGths,
Profileisendrehgestell mit 2 m Radstand (Schrägansicht, Spurweite:
1435 mm),
1943. Reichsbahn-Zentralamt (RZA)
Berlin.
https://sachsen.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=14630
-
<abgerufen 16.
02.
2021>
[VMD
3]:
Verkehrsmuseum
Dresden,
(2020-08-13)/Bildarchiv
Waggonbau Görlitz.
Fotografie: vierachsiger Schnellgüterwagen, Gattung GGths
(Schrägansicht, Spurweite: 1435 mm), Drehgestellrahmen kopfstehend,
1943. Reichsbahn-Zentralamt (RZA) Berlin.
https://sachsen.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=14626
-
<abgerufen 16.
02.
2021>
[VMD
4]:
Verkehrsmuseum Dresden,
(2020-07-06)/Bildarchiv
Waggonbau Görlitz.
Fotografie: vierachsiger Schnellgüterwagen, Bauart WUMAG
(Schrägansicht, Spurweite: 1435 mm), zweiachsiges Drehgestell mit
1,8 m Radstand ohne Wiege,
1943.
https://sachsen.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=14653
-
<abgerufen 16.
02.
2021>
Westwaggon
Werkfotos
[RWWA
1]:
Stiftung
Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln,
Bestand-RWWA-107-GN2296.jpg
Online:
https://arachne.dainst.org/entity/3656547
-
<abgerufen 30. 01. 2021>
[RWWA 2]:
Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln,
Bestand-RWWA-107-GN2297.jpg
Online:
https://arachne.dainst.org/entity/3656548
-
<abgerufen 30. 01. 2021>
[RWWA
3]:
Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln,
Bestand-RWWA-107-GN2308.jpg
Online:
https://arachne.dainst.org/entity/3656561
-
<abgerufen 30. 01. 2021>
[RWWA
4]:
Stiftung
Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln,
Bestand-RWWA-107-GN2294.jpg
Online:
https://arachne.dainst.org/entity/3656545
-
<abgerufen 30. 01. 2021>
[RWWA
5]:
Stiftung
Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln,
Bestand-RWWA-107-GN2298.jpg
Online:
https://arachne.dainst.org/entity/3656549
-
<abgerufen 30. 01. 2021>
Ich
danke allen Bildgebern für die freundliche Erlaubnis, die hier
gezeigten Fotos kostenlos auf dieser Seite veröffentlichen zu dürfen
(Genehmigungsdaten: HHW, 10. 04. 22; RWWA, 10. 04. 22; VMD, 11. April
2022).
Besonders danke ich Paul Scheller und Joachim Deppmeyer.
In
Verbindung seinen Archiv-Recherchen zu den Reisezugwagen der
Deutschen Reichsbahn hat
Joachim
Deppmeyer unter
anderem auch
Unterlagen zur
Lauferprobung
der
Versuchsgüterwagen von 1942 gefunden,
die wichtige Einblicke in die Entwicklung dieser Drehgestelle
ermöglichten.