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Abb 3: Blech und Winkel-Drehgestell, genietet Austauschbau, nach Zeichnung Fw 975.04.000.00.01 Quelle: [4, S. 767f] (Top) |
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Abb. 4: Blech und Winkel-Drehgestell, genietet Austauschbau, nach Zeichnung Fw 975.04.000.00.01 SKW, Karbid-Flaschen-Wagen 84 80 925 2 009-9 . Foto (Ausschnitt): P. T. Nielsen; Trostberg, Juli 1990 |
Genietetes Kastendrehgestell nach Zeichnung Fw 975.04.000.00.01 [4]
Flache Seitenwangen-Stehbleche mit geraden, durch aufgenietete
Winkelbleche verstärkten Ober- und Unterkanten sowie aufgesetzte,
unter der Unterkante vorkragenden Achsführungen.
Kastenförmiger Hauptquerträger aus winkelverstärkten
Steh- und flachen Deckblechen. Kugelförmige Drehpfanne, Radius 190
mm, bogenförmige (Radius 725 mm) seitliche Gleitstücke.
Kopfquerträger aus winkelverstärkten Stehblechen.
Trapezförmige Blatt-Tragfedern (10-lagig, 90 x 13 mm, Länge
1000 mm), mit Laschen an Federböcken der Austauschbauart [6]
aufgehängt. Achsstand 2000 mm, Laufkreis-Durchmesser 940 mm.
Das Drehgestell der Austauschbauart wurde als konventionelle Blech und
Winkel-Konstruktion und unter Verwendung genormter Teile (Federn,
Federböcke u. a.) für den vierachsigen Schienenwagens der
Austauschbauart (SSl Köln, SSlm 25, Rp 670) entwickelt
[3, S.39].
Auf Grund von Überkapazitäten und
Rationalisierungszwängen "verpflichtete sich die DRG im
'Reichsbahn Vertrag' von 1926, 90 % ihrer Aufträge an die 30 Werke
zu vergeben, die sich in der Deutsche Wagenbau-Vereinigung (DWV)
zusammengeschlossen hatten" ... " Diese Firmen waren auch an der
Erstellung der Normen für den Austauschbau .. beteiligt" [2, S. 94].
Für die um 1912 in Verbindung mit der Entwicklung der
Verbandsbauarten entstandenen Drehgestelle der Musterzeichnungen B 23
(Diamond) und B 24 (Pressblech, genietet) wurden Pressblechteile
benötigt, die ein Großteil der Güterwagen-Hersteller
nicht selbst produzieren konnten, sondern von gegebenenfalls
konkurrierenden Unternehmen zukaufen mussten.
Die Drehgestelle der Austauschbauart konnten auch in kleinerer Stückzahl und ohne Pressblechteile gebaut werden.
Feder-Varianten
a) In der Zeichnung Fw 975.04.000.00.01 [1], [8] ist das Drehgestell ohne Federn dargestellt, in der DV 939 F [4,
S. 768 ] ist für die Blatt-Tragfedern die Länger mit 1000 mm,
der Querschnitt mit 90 x 13 mm und die Anzahl mit der Federblätter
mit 10 angegeben.
Bei der vermutlich für Tiefladewagen SSt 06 gebauten
Ausführung mit manuellem Lastwechsel im Drehgestell finden sich
lediglich 9 Federblätter. (Top)
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Abb. 5: Blech und Winkel-Drehgestell, genietet analog zu Zeichnung Fw 975.04.000.00.01 beachte: Lastwechsel im Drehgestell, 9-lagige Blattfeder vmtl. für Tiefladewagen SSt 06 [7, Skizze 28] (Bochum Dahlhausen, 10. Juli 1996) |
b) Die DV 939 F [4] enthält auf Seite 751 (Anm. 1) eine weitere Skizze des Drehgestells der Austauschbauart, bei der die Federlaschen deutlich steiler gestellt sind.
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Abb. 6: Blech und Winkel-Drehgestell, genietet Austauschbauart, vmtl. nach Zeichung 04.000 Quelle: DV 939 F, Jan. 1967, S. 371 [4] |
Das
Konzept des Austauschbaus sah die Verwendung genormter Teile vor.
Dementsprechend sollten im Austauschbau-Drehgestell neben den
charakteristischen Federböcken der Austauschbau-Zweiachser
(02.010) [5, S. 18] auch die dort verwendeten 11-lagigen, 1100 mm
langen Blatt-Tragfedern (02.020) verwendet werden. Diese langen Federn
führen - wie in Abb. 6 erkennbar - zu einer relativ steilen
Stellung der Federlaschen und und hätten so die Laufeigenschaft
der Drehgestelle negativ beeinflusst.
Da bislang kein fotografischer Beleg für ein so gefedertes
Drehgestell der Austauschbauart vorliegt, gehe ich davon aus, dass
diese Ausführung nicht in Fertigung gegangen ist.
Datenblatt:
Blech und Winkel - Austauschbau, DRG, 1928
Anmerkungen:
1: Die DV 939 F [4] behandelt auf den Seiten 751 und
752 das preussische Blech und Winkel-Drehgestell nach Zeichnung VI d 7
III. Auflage, auf Seite 751 ist jedoch nicht dieses preussische
Drehgestell sondern dass Drehgestell der Austauschbauart mit 1100 mm
langer Blatt-Tragfeder abgebildet.
2: Die DV 939 F [4] behandelt auf den Seiten 773 und
774 ein geschweißtes Drehgestell nach Zeichnung Fwg 503.04.1, das
bei Schienenwagen der Bauart SSlma 44 verwendet worden sein soll. Die
beigefügte Skizze ist jedoch mit der von Seite 767 (Austauschbau,
genietet) identisch. Siehe auch: Geschweißt - BA 975, 'Austauschbauart' . (Top)
Quellen:
[1] Deutsche Reichsbahn, RAW "8. Mai" Eberswalde:
Aufstellung der im RAW "8. Mai" Eberswalde beheimateten Drehgestelle
(ohne Ort, ohne Jahrgang)
[2] Carstens, Stefan; Scheller, Paul: Güterwagen.
Band 1.1: Gedeckte Wagen. Länderbahn + DRB. Fürstenfeldbruck
2018
[3] Carstens, Stefan; Scheller, Paul: Güterwagen. Band 8: Drehgestell-Flachwagen. Fürstenfeldbruck, 2016
[4] Deutsche Bundesbahn: Merkbuch für die
Schienenfahrzeuge der Deutschen Bundesbahn. Güterwagen. Band 2. DV
939 F, Januar 1967 und nachfolgende Berichtigungen (bis B 12)
[5] Deutsche Bundesbahn: Merkbuch für die
Fahrzeuge der Reichsbahn/Deutschen Bundesbahn. IV. Wagen (Regelspur) DV
939 d, Teil A, Ausgabe 1948 (Nachdruck Alba Verlag, Düsseldorf)
[6] Jakobs, Manfred: Historische Güterwagen. Berlin 1985
[7] Deutsche Bundesbahn: Verzeichnis der in den
Wagenpark der Deutschen Bundesbahn eingestellten Wagen für
außergewöhnliche Transporte. DV 934. 4. Ausgabe vom November
1953. Minden (Westf.)
[8] Deutsche Reichsbahn, RZA Berlin, Zeichnung
Fw 975.04.000.00.01, Maßstab 1 : 20; Berlin, 6. 2. 1945
(in: Deutsche Reichsbahn, Reichsbahn - Zentralamt Berlin, Dezernat 28:
Die Güterwagen der Regelbauart - Übersichtszeichnungen.
Berlin 1945, Nr. 903 <Originalzeichnungen auf CD-ROM, Herausgeber
und Vertrieb: Schiffer, Viktor; Wuppertal und Janssens, Luc; Lier
- Belgien>)
Zu den Güterwagen der Austauschbauarten:
Billinger, Julius, Karl: Der Serienbau von Güterwagen. (= in: Das
Werk. Monatsblätter der Montangruppe der
Siemens-Rheinelbe-Schuckert-Union. IV. Jahrgang, Heft 12;
Düsseldorf, März 1925, S. 728 – 736); online - abgerufen 28. 02. 2025