Güterwagen-Drehgestelle: Three Piece Bogies - Scheffel
Version 3.02.96.1, Stand (Inhalt): 10. Oktober 2010

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Während in Kasten-Drehgestelle mit blattgefederten Radsatzlagern das Lenkachsenprinzip wirksam werden kann, haben die "amerikanischen" Three Piece Bogies und die "französischen" Drehgestelle der Gattung Y 25 grundsätzlich starr - parallel zueinander - gelagerte Radsätze. Seit Anfang der Siebziger Jahre bemühen sich Konstrukteure, die Laufeigenschaften dieser Drehgestelle zu optimieren, indem sie den Radsätzen radiale Einstellbarkeit ermöglichen (vgl. DB Bauart 684, Y 25 Lsod; TF 25). Bei den vorgenannten Drehgestell-Bauarten erfolgt die Einstellung der Radsätze unabhängig von einander.

Das Scheffel-Drehgestell, so benannt nach seinem Erfinder Herbert Scheffel, bis zu seiner Pensionierung technischer Leiter der Südafrikanischen Eisenbahnen, wurde auf der Basis der Three Piece Bogies entwickelt. Bei dieser Drehgestell-Gattung sind die beiden Radsätze so miteinander verbunden, dass die radiale Einstellung des voranlaufenden Radsatzes (die sich durch das konische Laufflächenprofil ergibt) auf den nachlaufenden Radsatz übertragen und somit ein Selbstlenk-Effekt erzielt wird. Sehr vereinfacht dargestellt wird das dadurch erreicht, dass die Radsatzlager über Kreuz mit Stangen verbunden sind: Radsatz A verändert beim Einlaufen in einen Gleisbogen seinen Winkel gegenüber der Drehgestell-Seitenwange, diese Winkelveränderung wird über die Kreuzanker gegensinnig an Radsatz B weitergegeben. Dieses Prinzip kann nicht nur in Güterwagen-Drehgestellen Anwendung finden, sondern auch in Reisezugwagen-Drehgestellen und motorisierten, angetriebenen Drehgestellen.
 
 
  Scheffel-Radsatzanlenkung (Ansicht von unten)

   LHB-Scheffel-MD-(Reisezugwagen)-Drehgestell

  Werkfoto LHB (aus: Linke-Hofmann-Busch 
  Waggon-Fahrzeug-Maschinen GmbH: 
  Modern self steering high speed Freight Bogies. 
  Technical Description and References. 
  Projekt 6945.GP-121.WD-06-Bogie-85. 
  Salzgitter o. J. (1986), Anlage III, Bild 8

Three Piece Bogies sind in Mitteleuropa (abgesehen vom Diamond- und Bettendorf-Drehgestell) praktisch nicht gebräuchlich. Scheffel-Drehgestelle werden daher bislang vor allem in Südafrika und den USA (z. B. Barber-Scheffel) eingesetzt. Ende der Neunzigerjahre begann der schwedische LKAB-Konzern damit, moderne Fahrzeuge für die Erzbahn (Malmbanan) Narvik - Kiruna - Lulea zu beschaffen. Außer Lokomotiven wurden auch neue Erzwagen für 30 t Radsatzlast zur Entwicklung ausgeschrieben. Im Zug dieser Ausschreibung erhielt die Firma Transwerk (Hauptwerkstätte der Südafrikanischen Eisenbahnen, früher "Union Carriage and
Wagon Co, Nigel, Transvaal, abgek. "UCW") zunächst den Auftrag zur Lieferung von 5 Erprobungswagen, dem sich später ein Auftrag über 68 weitere Wagen anschloss. Sowohl die Erprobungs- als auch die Serienwagen sind mit einer für die Verhältnisse in Nordeuropa weiterentwickelten Variante der Drehgestellbauart Scheffel HS radial ausgestattet. Von älteren Ausführungen der Scheffel-Drehgestelle und von den unter älteren Erzbahn-Wagen verwendeten Henricot-Drehgestellen (konventionelle Three Piece Bogies) unterscheiden sich die neuen Drehgestelle bereits äußerlich eindeutig durch die Primär-Gummifederung an den Achslagern.

Während sich die Scheffel-Drehgestelle im Sommerbetrieb ausgezeichnet bewährt haben, bildeten sich im Winter am Bremsgestänge Eispackungen, die zu Flachstellen an den Rädern geführt haben. Durch Umbauten versuchte man Ende 2002 dieses Problem in den Griff zu bekommen.


Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auf die von Tatravagónka a. s., Poprad (TaPo/TVP) entwickelten Y 25 Varianten mit radialeinstellbaren Radsätzen und Scheffel-Ankern:
Y 25 mit radial einstellbaren Radsätzen - Y 25 Lsod (UIC St, TVP 2007)
Eine ähnliche Ausführung in russischer Breitspur wurde unter der Bezeichnung "TVP 2009 R" 2009 auf der "Expo 1520" vorgestellt.

 

Quellen:
Perner, Dr. Detlev: Neu 45,5 m³-Einzweck-Erztransportwagen Uanoo für 30,0 t RSL; Besteller LKAB-S, Erzbahnen  MTAS-N/MTAS-S; Hersteller Transwerk/Südafrika (in: Güterwagen-Correspondenz 72/73, S. 42 - 47).
Persönliche Mitteilungen von Bengt Dahlberg und C. Thomas Wagner
Scheffel, Herbert: diverse US-Patentschriften bezüglich Eisenbahn-Drehgestellen:
     United States Patent  4,067,262 - Scheffel, Railway truck; January 10, 1978
     United States Patent  4,136,620 - Scheffel et al., Self steering railway truck; January 30, 1979
     United States Patent  4,151,801 - Scheffel et al., Self-steering railway truck; May 1, 1979
     United States Patent  4,300,454 - Scheffel,  Self-steering damping railway truck; November 17, 1981
     United States Patent  4,480,553 - Scheffel,  Stabilized railway vehicle; November 6, 1984
     United States Patent  4,735,149 - Scheffel et al., Railway vehicle suspension; April 5, 1988
     United States Patent  5,746,134 - Scheffel,  Railway vehicle suspensions; May 5, 1998
     United States Patent  6,439,130 - Scheffel, Self-steering bogies; August 27, 2002
     (sämtliche gefunden auf der Homepage des United States Patent and Trademark Office:
     http://www.uspto.gov/patft/index.html)
VescoPlastics: Cross Anchor Bushes (http://www.vesconite.com/industry/applications/railways/cross_anchor_bush.htm)
  



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