Inhaltsverzeichnis - LEILA - Three Piece Bogies - Schwanenhals-Drehgestelle - Impressum
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Während in Kasten-Drehgestelle mit blattgefederten Radsatzlagern das Lenkachsenprinzip wirksam werden kann, haben die "amerikanischen" Three Piece Bogies und die "französischen" Drehgestelle der Gattung Y 25 grundsätzlich starr - parallel zueinander - gelagerte Radsätze. Seit Anfang der Siebziger Jahre bemühen sich Konstrukteure, die Laufeigenschaften dieser Drehgestelle zu optimieren, indem sie den Radsätzen radiale Einstellbarkeit ermöglichen (vgl. DB Bauart 684, Y 25 Lsod; TF 25). Bei den vorgenannten Drehgestell-Bauarten erfolgt die Einstellung der Radsätze unabhängig von einander.
Das Scheffel-Drehgestell,
so benannt nach seinem Erfinder Herbert Scheffel, bis zu seiner Pensionierung
technischer Leiter der Südafrikanischen Eisenbahnen, wurde auf der
Basis der Three Piece Bogies entwickelt. Bei dieser Drehgestell-Gattung
sind die beiden Radsätze so miteinander verbunden, dass die radiale
Einstellung des voranlaufenden Radsatzes (die sich durch das konische Laufflächenprofil
ergibt) auf den nachlaufenden Radsatz übertragen und somit ein Selbstlenk-Effekt
erzielt wird. Sehr vereinfacht dargestellt wird das dadurch erreicht, dass
die Radsatzlager über Kreuz mit Stangen verbunden sind: Radsatz A
verändert beim Einlaufen in einen Gleisbogen seinen Winkel gegenüber
der Drehgestell-Seitenwange, diese Winkelveränderung wird über
die Kreuzanker gegensinnig an Radsatz B weitergegeben. Dieses Prinzip kann
nicht nur in Güterwagen-Drehgestellen Anwendung finden, sondern auch
in Reisezugwagen-Drehgestellen und motorisierten, angetriebenen Drehgestellen.
Scheffel-Radsatzanlenkung
(Ansicht von unten)
LHB-Scheffel-MD-(Reisezugwagen)-Drehgestell Werkfoto LHB (aus:
Linke-Hofmann-Busch
|
Three Piece Bogies sind in
Mitteleuropa (abgesehen vom Diamond- und Bettendorf-Drehgestell) praktisch
nicht gebräuchlich. Scheffel-Drehgestelle werden daher bislang vor
allem in Südafrika und den USA (z. B. Barber-Scheffel) eingesetzt.
Ende der Neunzigerjahre begann der schwedische LKAB-Konzern damit, moderne
Fahrzeuge für die Erzbahn (Malmbanan) Narvik - Kiruna - Lulea zu beschaffen.
Außer Lokomotiven wurden auch neue Erzwagen für 30 t Radsatzlast
zur Entwicklung ausgeschrieben. Im Zug dieser Ausschreibung erhielt die
Firma Transwerk (Hauptwerkstätte der Südafrikanischen Eisenbahnen,
früher "Union Carriage and
Wagon Co, Nigel, Transvaal,
abgek. "UCW") zunächst den Auftrag zur Lieferung von 5 Erprobungswagen,
dem sich später ein Auftrag über 68 weitere Wagen anschloss.
Sowohl die Erprobungs- als auch die Serienwagen sind mit einer für
die Verhältnisse in Nordeuropa weiterentwickelten Variante der Drehgestellbauart
Scheffel HS radial ausgestattet. Von älteren Ausführungen der
Scheffel-Drehgestelle und von den unter älteren Erzbahn-Wagen verwendeten
Henricot-Drehgestellen (konventionelle Three Piece Bogies) unterscheiden
sich die neuen Drehgestelle bereits äußerlich eindeutig durch
die Primär-Gummifederung an den Achslagern.
Während sich die Scheffel-Drehgestelle im Sommerbetrieb ausgezeichnet bewährt haben, bildeten sich im Winter am Bremsgestänge Eispackungen, die zu Flachstellen an den Rädern geführt haben. Durch Umbauten versuchte man Ende 2002 dieses Problem in den Griff zu bekommen.
Hinzuweisen ist in diesem
Zusammenhang auf die von Tatravagónka a. s., Poprad (TaPo/TVP) entwickelten
Y 25 Varianten mit radialeinstellbaren Radsätzen und Scheffel-Ankern:
Y 25
mit radial einstellbaren Radsätzen - Y 25 Lsod (UIC St, TVP 2007)
Eine ähnliche Ausführung
in russischer Breitspur wurde unter der Bezeichnung "TVP 2009 R" 2009 auf
der "Expo 1520" vorgestellt.
Quellen:
Perner, Dr. Detlev: Neu
45,5 m³-Einzweck-Erztransportwagen Uanoo für 30,0 t RSL; Besteller
LKAB-S, Erzbahnen MTAS-N/MTAS-S; Hersteller Transwerk/Südafrika
(in: Güterwagen-Correspondenz 72/73, S. 42 - 47).
Persönliche Mitteilungen
von Bengt Dahlberg und C. Thomas Wagner
Scheffel, Herbert: diverse
US-Patentschriften bezüglich Eisenbahn-Drehgestellen:
United States Patent 4,067,262 - Scheffel, Railway truck; January
10, 1978
United States Patent 4,136,620 - Scheffel et al., Self steering railway
truck; January 30, 1979
United States Patent 4,151,801 - Scheffel et al., Self-steering railway
truck; May 1, 1979
United States Patent 4,300,454 - Scheffel, Self-steering damping
railway truck; November 17, 1981
United States Patent 4,480,553 - Scheffel, Stabilized railway
vehicle; November 6, 1984
United States Patent 4,735,149 - Scheffel et al., Railway vehicle
suspension; April 5, 1988
United States Patent 5,746,134 - Scheffel, Railway vehicle
suspensions; May 5, 1998
United States Patent 6,439,130 - Scheffel, Self-steering bogies;
August 27, 2002
(sämtliche gefunden auf der Homepage des United States Patent and
Trademark Office:
http://www.uspto.gov/patft/index.html)
VescoPlastics: Cross Anchor
Bushes (http://www.vesconite.com/industry/applications/railways/cross_anchor_bush.htm)