Inhaltsverzeichnis - Y 25 - Y 25 mit radial einstellbaren Radsätzen - Parabelfeder-Drehgestelle - Impressum
Hauptseite - DB Bauart 684 - Y 25 Orientable (Y 25 Or Lsm, Y25 Ls(d)mo, Y 27 LDsmo(f)) - Y 25 LDsso WBN - Y 25 Lsod (UIC St, TVP 2007) - andere
Einleitung - DB Bauart 684/1 (LHB) - DB Bauart 684/2 (Talbot)
verwandtes Thema: Güterwagen-Drehgestelle:
Dreiachsige - Y 25
In
Hinblick auf die beabsichtigte Einführung der automatischen
Mittelpufferkupplung und Erhöhung der Geschwindigkeit für Güterzüge
auf 120 km/h ergab sich in den frühen 1960er Jahren die
Notwendigkeit, das bisherige UIC/ORE Standard Güterwagen-Drehgestell
(bei der DB als "BA 931 Minden-Dorstfeld" bezeichnet)
weiter zu entwickeln.
Vor diesem Hintergrund präsentierte
1963 die SEAG (Siegener Eisenbahnbedarf AG, Vorläufer der WUS/Waggon
Union Siegen) zunächst das "Drehgestell in H-Form"
(spätere DB Bauart 887) mit 1,80 m Radsatzabstand, 920 mm
Laufkreis-Durchmesser, längs- und querelastischer ("radial
einstellbarer") Radsatzführung (Langschaken-Gehänge),
konventionellem Achslagergehäuse, jedoch mit nur einstufiger
Trapezfederung und lediglich für Höchstgeschwindigkeit von max. 100
km/h geeignet [1, S. 5]. Demgegenüber stand das von der SNCF
entwickelte Drehgestell Y25.
Trotz der Bemühungen von DB und
SEAG mit dem "Drehgestell BA 661/664 Minden Siegen" ein
auch für 120 km/h geeignetes Drehgestell mit verwindungsweichem
Rahmen eine Alternative anbieten zu können, wurde das Y25 (mit
zweistufiger Schraubenfederung) im November 1967 von der UIC zum
neuen Standard-Drehgestell erklärt.
Auf Grund der starren
Radsatzführung im Y25 bevorzugten außer der DB auch verschiedene
ausländische Bahnverwaltungen weiterhin das "Minden
Siegen-Drehgestell" (z. B. SJ "G 66", RENFE: "ORE
DBE"), das
bis weit in die 1970er Jahre hinein auch bei
zahlreichen Privatwagen Verwendung fand.
Da an den Rahmen der
Minden Siegen Drehgestellen schon nach kurzem Betriebsbeinsatz
Festigkeitsprobleme auftraten, die auch mit größerem Aufwand nicht
dauerhaft befriedigend behoben werden konnten, befasste sich die DB
zusammen mit einschlägigen Herstellern ab 1971 mit der
Neuentwicklung eines verbesserten Güterwagen-Drehgestells für 120
km/h und verbesserten Laufeigenschaften.
Während die Waggon
Union Siegen mit der Weiterentwicklung des DB-Drehgestells mit
Blatttragfedern befasste, beschäftigten sich die Mitwettbewerber
Linke-Hofmann-Busch (LHB), Talbot und Wegmann mit der lauftechnischen
Optimierung des Y25-Drehgestells und meldeten Patente auf
modifizierte Ausführung der Schwingungsdämpfung an.
Von
allen drei Unternehmen sollen Prototypen gebaut worden sein [2, S.
714], durch bislang vorliegende Berichte [3], Zeichnungen und Fotos
sind jedoch nur die 1973 gebauten Ausführungen von LHB und Talbot
belegt. Während die LHB-Prototypen die patentierte LHB-Dämpfung
erkennen lassen, finden sich an den Talbot-Prototypen Elemente aus
den Wegmann-Patenten. Ob es im Verlauf der Entwicklung zu einer
Zusammenarbeit zwischen Talbot und Wegmann gekommen ist, liegt zu
vermuten nahe, kann aber bislang nicht belegt werden.
Nach der
Erprobung wurde das LHB-Drehgestell als DB Bauart 684 in einer
Stückzahl von weniger als 250 Exemplaren in Serie gebaut, Die
Talbot-Prototypen wurden zunächst abgestellt und gelangten 1980
unter neuen Oberleitungsbauwagen nochmals zum Einsatz. Im Betrieb
hat laut Wolff [5, S. 28] auch die LHB-Ausführung nicht dauerhaft
überzeugt, Wolff spricht von Problemen bei der Radsatzführung.
Offensichtlich war bei beiden Ausführungen die Dämpfung der
Querbewegungen nur mittels zusätzlicher elastischer Elemente
möglich.
Bei der WUS entstand in diesem Zusammenhang 1974 das
Drehgestell der Bauart 665 mit Trapzschakengehänge und
Parabelfedern, 1978 brachte LHB mit dem Drehgestell LHB 78 ebenfalls
ein Drehgestell mit Parabelfedern auf den Markt, das bis 1982 zum LHB
82 mit Kurzschakenaufhängung weiterentwickelt wurde.
Auch
Talbot bot ab etwa 1982 eine Ausführung des Drehgestells Talbot R
mit Parabelfedern an. Ab 1978 verwendete Talbot in Drehgestellen für
Niederflurwagen des Kombinierten Verkehrs ("RoLa", Rollende
Landstraße) Clouth-Gummiringfedern. Durch deren Verwendung in Form
vom Doppelgummiringfedern in einem modifizierten, Y25-ähnlichen
Rahmen entstand 1988 das Drehgestell Talbot DRRS.
Auf
französischer Seite arbeitete die SNCF zusammen mit den Usines et
Acieries de Sambre et Meuse (Sambre et Meuse/SM) ab 1973 an der
Verbesserung der Laufeigenschaften des Y25 [4, S. 13]. Beide Seiten
haben 1980 Patente auf ein Y25 mit radial einstellbaren Radsätzen
angemeldet. 1984 rüsteten die SBB einen Versuchswagen mit einem
solchen, von Sambre et Meuse gelieferten Drehgestell aus. Aus diesen
Entwicklungen ging das von der UIC standardisierte Drehgestell Y25
Lsod hervor, auf dessen Grundlage Tatravagonka Poprad zunächst das
TV P 2007 (mit Radsatzkoppelung/Kreuzanker, zur Dämpfung der
Querkräfte) und in der Folge das auf der InnoTrans 2014 zunächst
als Modell präsentierte TVP NG-DBS entwickelt hat.
In der
zweiten Hälfte der 1980er Jahre begann im Bereich der Deutschen
Reichsbahn der VEB Waggonbau Niesky mit der Entwicklung eines auf dem
Rahmen des Y25 basierenden Drehgestells mit radial einstellbaren
Radsätzen, ein entsprechendes Patent wurde nach der Wende
angemeldet. Nach der Übernahme durch Bombardier wurde statt diesem
Ansatz in Niesky das bei DRRS-Drehgestell
weiterentwickelt.
Quellen:
[1] Waggon Union
Siegen: Weiterentwicklung DB-Drehgestell. Siegen, Juli 1974
(unveröffentlichte, zwölfseitige, maschinenschriftliche Aktennotiz,
Kopie Slg. Westermann/G-D)
[2] Madeyski, Dr.-Ing. Thilo von: Die
Güterwagen-Drehgestelle Y 25 und 665 (in: Eisenbahnbahntechnische
Rundschau <27> Heft 11, 1978, S. 713 - 718)
[3] Deutsche
Bundesbahn, AW Paderborn: Bericht zu Punkt 4 der Tagesordnung der 85.
Beratung des Güterwagenbauausschusses. Stellungsnahme des GBA zum
Güterwagendrehgestell für 120 km/h Geschwindigkeit und 20 t
Achsfahrmasse DB 684 - Vergleich der Prototypen Talbot und LHB -.
Paderborn, Dezember 1973(= unveröffentlichte sechsseitge
maschinenschriftliche Stellungsnahme mit 4 Anlagen <Zeichnungen>,
Kopie Slg. FVG)
[4] Daffos, Jean: Les développements du bogie Y
25 depuis 1971 (in: REVUE GÉNÉRALE DES CHEMINS DER FER, Janvier
1987, S. 5 - 15)
[5] Wolff, Gerd: EK-Güterwagen-Lexikon DB: Die
vierachsigen Selbstentladewagen. Die Staubbehälterwagen. Freiburg
1994
- Waggon Union Siegen: Studie 91440, Siegen, Oktober 1973
(= Studie über die Weiterentwicklung des DB-Drehgestells 661/664 -
91440; internezwölfseitige maschinenschriftliche Aktennotiz mit neun
Anlagen/Zeichnungen und einer Beifügung <Lohmann, Juni 1974>;
Kopie BZA Minden/Slg. FVG)
- Lohmann, WUS:
Blatttragfeder-Schakengehänge als Achsführung für
Güterwagen-Drehgestelle. Siegen, Juni 1974 (in: WUS Studie 91440,
Kopie BZA Minden/Slg. FVG, Digitalisat G-D)
Patente:
-
Linke-Hofmann-Busch Waggon-Fahrzeug-MaschinenGmbH,
Salzgitter-Watenstedt: Drehgestell für Schienenfahrzeuge,
Aktenzeichen 1582 (= Patentschrift
DE2160274; angemeldet am 4.12.1971/7.6.1973)
- Waggonfabrik
Talbot, Aachen: Drehgestell für Schienenfahrzeuge, Aktenzeichen 12
724 (= Patentschrift DE2206290; angemeldet am 10.2.1972/6.9.1973)
-
Wegmann & Co, Kassel: Achsfederung an einem Drehgestell für
Schienenfahrzeuge, insbesondere Güterwagen (= Patentschrift
DE2105162; angemeldet am 4.2.1971/10.8.1973)
- Wegmann &
Co, Kassel: Achsfederung an einem Drehgestell für Schienenfahrzeuge,
insbesondere Güterwagen (= Patentschrift DE2110072; angemeldet am
3.3.1971/6.9.1973)
- Usines et Acieries de Sambre et
Meuse, Feignies (F): Suspension pour chassis à au moins deux essieux
de véhicule de chemin de fer et chassis muni de cette suspension (=
Patentschrift FR0035443, angemeldet am 29.2.1980/9.9.1981)
-
Societe Nationale des Chemins de fer Francais, Paris: Agendement des
suspension pour véhicules ferroviarires (= Patentschrift FR0035443,
angemeldet am 17.9.1980/24.3.1982)