Güterwagen-Drehgestelle: Y 25 mit radial einstellbaren Radsätzen - DB Bauart 684/2 (Talbot)
Version1.02.103.1, Stand (inhalt): 28. Juni 2017 

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Einleitung - DB Bauart 684/1 (LHB) - DB Bauart 684/2 (Talbot)

verwandtes Thema:
Güterwagen-Drehgestelle: Dreiachsige - Y 25


Die Drehgestelle der DB Bauart 684/2 (Talbot) wurden mit geschweißtem und gegossenem Rahmen gebaut.


Drehgestell DB Bauart 684/2, Ausführung Talbot, mit geschweißtem Rahmen, integrierter Bremsanlage und bodenbedienbarer Hand-/Feststellbremse,
Nachzeichnung auf Grundlage: Zeichnung 0Fwg 684.0.04.00.201 (als fotografische Reproduktion enthalten in [1]; Anm. 1)


Drehgestell DB Bauart 684/2, Ausführung Talbot, mit geschweißtem Rahmen, integrierter Bremsanlage und Wiegeventil (s. Foto rechts), ohne bodenbedienbare
Feststellbremse, Bremsklötze ausgebaut; DB Oberleitungsbauwagen BA 576, 80 80 979 3 001-6, Fotos: Thomas Linberg, 8. Januar 2012, Berlin


Drehgestell DB Bauart 684/2, Ausführung Talbot, mit gegossenem Rahmen, integrierter Bremsanlage, Bremsklötzen in Bgu-Anordnung und Wiegeventil (s. Foto rechts),
ohne bodenbedienbare Feststellbremse; DB Oberleitungsbauwagen BA 576, 80 80 979 3 003-2, Fotos: Thomas Linberg, 17. Februar 2013, Fürstenberg (Havel)

Y25-typischer Rahmen in geschweißter bzw. gegossener Ausführung (Y25 Css, entsprechend Zeichnung ORE 10453 [2]/Y25 Cssm) mit radial einstellbaren Radsätzen und veränderter Federdämpfung.

Rahmen aus Blechen und Walzprofilen (St 52-3) bzw. Stahlguss, aus zwei Langträgern, hohlträgerartigem Hauptquerträger und zwei U-Kopfquerträger. Langträger durch Hauptquerträger und die beiden Kopfquerträger verbunden. U-trägerförmige Längsstreben zur Aufnahme des Bremsgestänges. UIC-Drehpfanne mit Kunststoffeinlage. Angeschweißte/angegossene Achslagerführungen aus Stahlguss.
Acht Schraubenfedersätze. Gefederte seitliche Gleitstücke. Achsstand 1800 mm, Laufkreis-Durchmesser maximal 920 mm. Hammerförmiger, am Achslagerdeckel angeschraubter Halter als Abhebesicherung. KE-GP-A Bremsanlage (Lastbremsventil, Doppelbremszylinder, Gestängesteller) und Feststellbremse (Anm. 2) im Drehgestell integriert, Wiegeventil (über Gelenk gesteuert) am "rechten" (Anm. 3) vierten Federsatz angebracht, (Grauguss-) Bremssohlen in Bgu-Anordnung. [1]


Drehgestell DB Bauart 684/2, Ausführung Talbot, mit gegossenem Rahmen, Position und Anordnung des Wiegeventils;
DB Oberleitungsbauwagen BA 576, 80 80 979 3 001-6, Fotos: Thomas Linberg, 8. Januar 2012, Berlin

Die radiale Einstellbarkeit der Radsätze wurde durch die Veränderung der Radsatzführung erreicht. Beim konventionellen Y 25 haben die Radsätze kein Längsspiel (Querspiel ± 10 mm), bei den Drehgestellen der Bauart 684/1 und /2 beträgt das Querspiel ± 23 mm, das Längsspiel ± 6 mm. Um dies zu ermöglichen wurden die Achsführung und die Schwingungsdämpfung verändert.


Drehgestell DB Bauart 684/2 (Talbot), Radsatzführung, Federung und Dämpfung; Fig 1.: Radsatz 2, "rechte" Seitenwange (ohne Wiegeventil),
Fig. 2: Radsatz 2, "linke" Seitenwange (mit Wiegeventil), Fig. 3: Längs- und Querspiel des Radsatzes (Schnitt A - A durch Fig. 1);
Fig. 4: schraubbare Gummianschlänge an der Radsatzführung (Nachzeichnung);
Quelle/Grundlage: Zeichnungen 0Fwg 684.0.04.00.201 und 1Fwg 684.0.02.00.201 (als fotografische Reproduktionen enthalten in [1]; Anm. 1)

Die Achslagerführungen am Drehgestellrahmen stützen sich auf doppelte Schraubenfedern ab und übertragen die Last über Führungsrohre und Gehängependel auf die Achslagergehäuse und die Radsätze. Das maximale Querspiel des Radsatzes beträgt 23 mm, das maximale Längsspiel 6 mm. Dabei legt sich das Achslager nach 10 mm Querweg bzw. 2 mm Längsweg gegen schraubbare Gummianschläge, deren Führungsflächen durch Schleißstücke aus Mangan-Hartstahl geschützt sind. Mit entsprechenden Schleißstücken sind auch die Führungsflächen an den Achslagergehäuse geschützt. [1]


Drehgestell DB Bauart 684/2, Ausführung Talbot, mit gegossenem Rahmen, Aufhängung der Schraubenfedern;
DB Oberleitungsbauwagen BA 576, 80 80 979 3 001-6, Foto: Thomas Linberg, 8. Januar 2012, Berlin

Dämpfung
"Zur senkrechten Schwingungsdämpfung ist zwischen Achslagerführung und Schraubenfeder ein keilförmiger Kunststoffkeil (Anm. 6) eingefügt, der sich an das Führungsrohr anpresst, wodurch eine lastabhängige Dämpfung erreicht wird. ...
Zur Dämpfung der Längs- und Querbewegung dienen die Pendelköpfe, die als Kugelkalotten ausgeführt sind und sich in Kunststoffschalen spielfrei bewegen" [1, S. 3] (Anm. 5).


Ausführungsvarianten:
Die Drehgestelle der DB Bauart 684/2 (Talbot) wurden nur als Prototypen in den Ausführungen mit geschweißtem und gegossenem Rahmen (s. auch Anm. 2) gebaut.


Verwendung:
- Erprobung in Selbstentladewagen DB Fads 175 ab 1973/74 (Anm. 4)
- 5 Oberleitungsbauwagen BA 576, Baujahr 1980 (Weiterverwendung der Erprobungs-Drehgestelle)


Datenblatt


Anmerkungen:
Anm. 1: Es liegen nur eine Zeichnungen der Ausführung mit geschweißtem Rahmen vor, die außer Seitenansicht und Draufsicht einen vertikalen Schnitt mittig auf Querträgerhöhe und eine Schnittdarstellung der Schraubenfeder und des Wiegeventils enthält. Da die Bremsanlage, Feststellbremse, die Längsstreben usw. wie bei der Ausführung LHB angeordnet sind, wird auf eine Wiedergabe der Draufsicht der Ausführung Talbot verzichtet.
Anm. 2: Die Zeichnung 0Fwg 684.0.04.00.201 zeigt eine Ausführung mit integrierter bodenbedienbarer Feststellbremse. Es kann davon ausgegangen werden, dass es auch Ausführungen ohne derartige Feststellbremse gebaut worden sind. Die fünf Oberleitungsbauwagen BA 576 , bei denen die Talbot - Drehgestellen weiterverwendet wurden, verfügten über eine bühnenbedienbare Handbremse. An den Drehgestellen selbst sind keine Hinweise darauf zu erkennen, dass eine früher vorhandene bodenbedienbare Feststellbremse nachträglich ausgebaut wurde.
Anm. 3: Die Zählung der Radsätze erfolgt hier (unabhängig von DIN 30052) von der Stirnseite des Wagens aus. Als erster, vorderer Radsatz wird der zu den Wagenstirnseiten hin angeordnete Radsatz begriffen, der zweite Radsatz liegt zur Wageninnenseite und zum Hauptluftbehälter hin. Daraus abgeleitet ist die Vorstellungen einer Fahrtrichtung, aus der sich die Zuordnungen "links" und "rechts" ergeben. In der Draufsicht (vgl. Bauart 684/1 <LHB>, Collage 1, Fig. 3) liegt die rechte Seitenwange also oben.
Anm. 4: Die bei Fads/Fals 175 verwendeten Drehgestell-Prototypen Bauart 684/2 (Talbot) wurden zu einem späteren Zeitpunkt (wohl nach Abschluss der Erprobung, ein genauer Zeitpunkt ist leider nicht bekannt) wieder gegen Drehgestelle anderer Bauart getauscht.
Anm. 5: Madeyski [2, S. 714] erwähnt, dass neben den Prototypen von LHB und Talbot auch Prototypen von Wegmann gebaut und erprobt worden seien. Die Existenz solcher Wegmann-Prototypen ist jedoch nicht belegt. Die Talbot-Prototypen weisen jedoch Merkmale einer von Wegmann entwickelten, im Februar 1971 zum Patent angemeldeten Achsfederung auf.


Wegmann Achsfederung; bearbeitete Patentskizzen, Legende: 1) Achslagergehäuse mit Tragarm,  2) kalottenförmige Pendellager/Pendelköpfe, 3) Pendel,
4) Schraubenfeder, 5) unterer Federteller, 6) oberer Federteller mit Hebelarm und 7) Lagerzapfen, 8) Reibstück, 9) Trägerstück,  10) Queranschlag aus elastischem Material;
Quelle: [3]

In der realisierten Talbot Konstruktion ist die Achsführung und die Dämpfung verändert und weiterentwickelt. Auf wen diese Weiterentwicklung zurückgehen bzw. welche Patente zu Grund liegen, konnte bislang nicht eindeutig ermittelt werden. Dies gilt insbesondere für das Konzept zur Dämpfung der senkrechten Schwingungen (Schraubenfedern) mit dem "keilförmigen, sich an das Führungsrohr anpressende Kunst
stoffkeil" [1, S. 3].

Quellen:
[1] Deutsche Bundesbahn, AW Paderborn: Bericht zu Punkt 4 der Tagesordnung der 85. Beratung des Güterwagenbauausschusses. Stellungsnahme des GBA zum Güterwagendrehgestell für 120 km/h Geschwindigkeit und 20 t Achsfahrmasse DB 684 - Vergleich der Prototypen Talbot und LHB -. Paderborn, Dezember 1973 (= unveröffentlichte sechseitige maschinenschriftliche Stellungsnahme mit vier Anlagen <Zeichnungen>, Kopie Slg. FVG)
[2] Madeyski, Dr.-Ing. Thilo von: Die Güterwagen-Drehgestelle Y 25 und 665 (in: Eisenbahnbahntechnische Rundschau <27> Heft 11, 1978, S. 713 - 718)
[3] Wegmann & Co, Kassel: Achsfederung an einem Drehgestell für Schienenfahrzeuge, insbesondere Güterwagen. Akte 71-10-20-08 (= Patentschrift DE2105162; angemeldet am
4. 2. 1971/10. 8. 1972)

Persönliche Informationen:
- Linberg, Svetlana, Linberg, Thomas: Bahndienstwagen-online, Oberleitungsbauwagen 576
(http://www.bahndienstwagen-online.de/bahn/BDW/BDWBA/HTML500/ba576.html)

Weitere Patente:
- Waggonfabrik Talbot, Aachen: Drehgestell für Schienenfahrzeuge, Aktenzeichen 12 724 (= Patentschrift DE2206290; angemeldet am
10.2.1972/6.9.1973)
- Wegmann & Co, Kassel: Achsfederung an einem Drehgestell für Schienenfahrzeuge, insbesondere Güterwagen (= Patentschrift DE2110072; angemeldet am
3.3.1971/6.9.1973)


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