Güterwagen Drehgestelle: Geschweißt - BA 981.2 - 4, Spandau
Version 4.02.98.1, Stand:29. April 2017

Inhaltsverzeichnis - "Geschweißt"- Hauptseite - Bauart 975, nach Zeichnung 503.04.1 - Bauart 975,  nach Zeichnung  D 643 a - Schotterwagen (Talbot) - Bauart 981.2 - 4, Spandau - Bauart 981.5, Gotha 42 - Bauart 973, Gotha 43 - Österreich, SGP Güt 52 ff.  - Bauart 984 - Bauart 989 ("Selbsteinstellbar") - Bauart 981.1, Pressblech, geschweißt - nächstes Kapitel - Impressum
 

Vorbemerkung - Zeichnung - Fotos - Kommentar - Daten

Vorbemerkungen
Die DV 939 führt in der Ausgabe vom Januar 1967 unter der Bauartnummer 981 fünf Drehgestelle auf, allesamt ohne Skizze, aber mit den Zeichnungsnummern der Wagen, bei denen diese Drehgestelle verwendet wurden. Durch die Angaben von Zeichnungsnummer, Hersteller und Wagennummer in Stefan Carstens Buch über die "Offenen Güterwagen in Sonderbauart" ist es aber möglich, die unter der Bauartnummer 981 zusammengefassten Drehgestelle weitgehend sicher zu identifizieren. Entsprechend der Abfolge in der DV 939 F werden hier die Unterbauarten als 981.1 bis 981.5 bezeichnet. Zwei dieser Unterbauarten (981.1 und 981.5) lassen sich der Form ihrer Seitenwangen nach anderen Drehgestell-Bauarten zuordnen. Sie werden auf der folgenden Seiten  "981.5, Gotha 42" und "981.1, Pressblech, geschweißt" aufgeführt.

Die drei übrigen Unterbauarten (981.2 bis 981.4) sind - soweit sich das aus den Bildern im Verzeichnis der Großgüterwagen erkennen lässt - weitgehend baugleich. In österreichischen Verzeichnissen wird diese Bauart als "MBA Spandau" bezeichnet, entsprechend der Maschinenbau und Bahnbedarf AG, Spandau (MBAG, vormals Orenstein & Koppel). Im Zusammenhang mit den Bauartbezeichnungen "Spandau" und "Gotha" ist anzumerken, dass auch die Gothaer Waggonfabrik ab 1931 mehrheitlich zu Orenstein & Koppel gehörte.


Drehgestell Bauart Spandau; Skizze: Hermann Jahn   Drehgestell Bauart Spandau
  1800 mm Achsstand

  Skizze: Hermann Jahn in Anlehnung an Fotos
  und Bilder im Verzeichnis der Großgüterwagen


 
Drehgestell Bauart Spandau; Foto: ÖBB, Sammlung Heless   Drehgestell Bauart Spandau
  1800 mm Achsstand

  Foto: ÖBB, Sammlung Heless


 
Drehgestell Bauart Spandau; Foto: Hermann Heless   Drehgestell Bauart Spandau
  1800 mm Achsstand

  ÖBB Fal 82 81 655 0 811-4ex ÖBB 866 111, ex DR OOt Sbr 3922
  MBA Spandau, 1941
  Foto: Hermann Heless


Drehgestell Bauart Spandau; Foto: Marc Schmitz   Drehgestell Bauart Spandau
  2000 mm Achsstand
  (12 Federblätter, andere Federfangböcke)

  CFL (ex R) 80 82 978 3 046-1
  Foto: Marc Schmitz, Differdange, 19. Sept. 2008

Die Spandau-Drehgestelle sind offensichtlich in einer Mischbauweise entstanden: Während die einzelnen Baugruppen (Seitenwangen, Hauptquerträger) in überwiegend Schweißbauweise hergestellt wurden, sind Seitenwangen und Hauptquerträger durch Nieten miteinander verbunden. Auch die Federböcke sind durch Nieten mit den Seitenwangen verbunden. Die Drehgestelle haben beidseitig wirkende Bremsen, zwei kreisrunde Ausschnitte in den Seitenwangen dienen als Bremsschaulöcher. Außenliegende Bremsschaulöcher sind offensichtlich nicht erforderlich.
Umittelbar auf den den Obergurten der Seitenwangen befinden sich in der Mitte des Drehgestells seitliche Gleitstücke. Der Obergurt ist an dieser Stelle durch ein stumpf auf die Seitenwange aufgeschweißtes Blechdreieck verstärkt. (Bei anderen Drehgestell-Bauarten, bei denen sich die Gleitstücke ebenfalls auf dem Obergurt über der Seitenwangen befinden, sind häufig drei solcher Verstärkungsbleche zu finden. Denkbar ist also, dass es auch bei den Spandau-Drehgestellen entsprechende Varianten gibt.) Das Drehgestell ist - auch entsprechend seinem Einsatz unter Sattelwagen mit tief herabreichenden Seitenklappen - nicht unter dem Wagen durchdrehbar.
Die 7-lagige Blattfedern sind mit Laschen aufgehängt. In der DV 939 F ist die gestreckte Länge der Blattfedern mit 1200 mm angegeben. Beim Erstellen der Skizze zeigte sich, dass eine Feder mit dieser Länge nicht in diesem Drehgestell untergebracht werden kann. Es ist daher anzunehmen, dass der in Unterlagen der Österreichischen Bundesbahnen angegebene Wert von 1050 mm der richtige ist.

Die Spandau-Drehgestelle wirken auf Grund ihrer relativ kurzen Bauweise sehr kompakt. Die Seitenwangenbleche reichen tiefer hinrunter als bei vielen anderen Drehgestell-Bauarten. Von den Gotha-Drehgestellen, deren Seitenwangenbleche ebenso tief hinunterreichen, lassen sich die Spandau-Drehgestelle zum einen durch die Form der Seitenwangen-Bleche unterscheiden. Deren Enden bilden zu den Kopfquerträgern hin eine gerade, etwa im Winkel von 45 Grad verlaufende Kante. Zum anderen reichen die senkrechten Bleche der Federböcke im Gegensatz zu den Gotha-Drehgestellen bis an die Unterkante der Seitenwange.   

OOt Reichswerke Hermann Göring 107, DRB Hannover 588 806 (P); Werkfoto Westwaggon, Sammlung Harald Westermann Drehgestell Bauart Spandau; Ausschnitt aus Werkfoto Westwaggon, Sammlung Harald Westermann
  OOt "Reichswerke Hermann Göring 107"
  Deutsche Reichsbahn Hannover 588 806 (P), Baujahr 1939
  Foto: Werkfoto Westwaggon Köln, Slg. Harald Westermann
  Drehgestell Bauart Spandau
  (Ausschnitt aus nebenstehendem Foto)

Spandau-Drehgestelle wurden, wie die vorstehenden Abbildungen belegen, auch bei den von den "Reichswerken Hermann Göring" bereits ab 1939 beschafften Erzwagen verwendet. Diese Wagen sind, da es sich um Privatwagen handelt, nicht im Verzeichnis der Großgüterwagen vermerkt. An der Lieferung der 210 Exemplare umfassenden Serie waren insgesamt 4 Werke beteiligt. An der zweiten, überarbeiteten und 1942/43 gebauten Serie war außerdem die österreichische Firma Simmering beteiligt. Diese zweite Serie lief jedoch auch verstärkten Pressblech-Drehgestellen ("Einheitsbauart") mit 1800 mm Achsstand.


Drehgestell Bauart Spandau; Foto: Marc Schmitz   Drehgestell Bauart Spandau
  2000 mm Achsstand (12 Federblätter, andere Federfangböcke)

  CFL (ex R) 80 82 978 3 046-1
  Foto: Marc Schmitz, Differdange, 19. Sept. 2008

Dieses unter einem luxemburgischen Wagen verwendete "Spandau" wurde aller Wahrscheinlichkeit nach umgebaut: Die Bremsklotzschuhe sind im Schwerpunkt aufgehängt. Dabei wurden vermutlich auch die 7-lagigen Federn durch 12-lagige ersetzt. Auch die Rollenlager gehörten selbstverständlich nicht zur Originalausstattung dieser Drehgestelle.
Ob dieses Drehgestell der Zeichnung Kl 104 129 zuzuordnen ist, erscheint fraglich. Wahrscheinlicher ist, dass dieses Drehgestell für Privatwagen gebaut wurde, die nicht von der DR/DB übernommen wurden und die daher auch keinen Eingang in die Verzeichnisse der Deutschen Bundesbahn gefunden haben.

 
 
Drehgestell Bauart Spandau, umgebaut?; Foto: Stefano Paolini   Drehgestell Bauart Spandau
  mit im Bereich des Hauptquerträgers 
  herabgezogenem Obergut

  Foto (Ausschnitt): Stefano Paolini, Dienst-Flachwagen, 
   ex FS Poz (?), La Spezia, 13. Juli 2002 
   http://www.photorail.com/phr1-leFS/i__carri.htm 

Allen bislang vorliegenden Hinweisen zu Folge hatten die für Großgüterwagen gebauten Spandau-Drehgestelle einen geraden Obergurt. Auf dem vorstehenden Foto-Ausschnitt ist nun ein Spandau-Drehgestell mit im Mittelbereich herabgezogenem Obergurt zu erkennen. Wie es zu dieser Bauform kam ist bislang ebenso wenig bekannt wie die Umstände, durch die dieses Drehgestell unter diesen italienischen Dienst-Flachwagen gelangt ist.

 

  Geschweißte Drehgestelle Bauart "Spandau"
  Kl 102 702   Kl 102 915   Kl 104 129
  Drehgestell-Gattungsnummer   981.2   981.3   981.4
  Achsstand   1800 mm   1800 mm   2000 mm
  maximaler Laufkreis-Durchmesser   940 mm   940 mm   940 mm
  Achsschenkelmittenabstand    
  Blatt-Tragfedern    
    Gestreckte Länge (nach ÖBB-Angaben)   1050 mm   1050 mm   1050 mm
    Anzahl der Federblätter (nach Zeichnung/Foto)   7   7   7
    Federblattquerschnitt   120 x 16 mm   120 x 16 mm  120 x 16 mm
  Durchschnittsgewicht (incl. Radsätze, Bremse)    
  erstes Baujahr  1941  1941  1941

Nachbemerkung zum Drehgestell Bauart Spandau, 981.4, nach Zeichnung Kl 104 129
Dieses Drehgestell wurde - laut Bild 31 im Verzeichnis der Großgüterwagen - bei den 50 für Krupp gebauten Wagen verwendet. Dort findet sich dazu aber auch folgender, mir nicht recht verständlicher Vermerk: " 46 ( von 50, Amn. d. Red.) Wagen haben nachträglich Achssteuerung erhalten. 4 Wagen haben nachträglich versuchsweise gesteuerte Drehgestelle erhalten." Das deutet darauf hin, dass sich die Drehgestelle wohl unterschieden haben. Wie aber haben wohl die "gesteuerten Drehgestelle" ausgesehen? Wie wurde diese Steuerung erreicht? Und: was hat man sich unter "Achssteuerung" vorzustellen?

Quellen:
Bürnheim, Hermann: Württembergische Eisenbahn-Gesellschaft WEG. Die Geschichte einer bedeutenden Privatbahn. Stuttgart 1986
Carstens, Stefan: Güterwagen Band 4: Offene Wagen in Sonderbauart. Nürnberg 2003
Deutsche Bundesbahn: Merkbuch für die Schienenfahrzeuge der Deutschen Bundesbahn. Güterwagen. Band 2. DV 939 F,  Januar 1967 und nachfolgenden Berichtigungen (bis B 12)
Deutsche Bundesbahn: Verzeichnis der Großgüterwagen, 2-achs. Selbstentladewagen und Kübelwagen. EZA 999577. Gültig ab März 1952. Minden
Heuer, Christoph: www.Gothawagen.de  - Gothaer Waggonfabrik (= http://home.arcor.de/heuer.c/gothawagen/vorgaenger/gotha1883.html)
Österreichische Bundesbahnen: Dienstbehelf 832/4. Übersicht über die Drehgestellbauarten in vierachsigen normalspurigen ÖBB-Wagen. Teil 3: Güterwagen. Ausgabe 1979 (Sammlung Hermann Heless)
Österreichische Bundesbahnen, GD Ref. IV/1: Beilage zum Dienstbehelf 802. Verzeichnis der normalspurigen ÖBB-Güterwagen-Drehgestelltypen. Ausgabe Mai 1965 (Sammlung Hermann Heless)
 
 



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