Güterwagen-Drehgestelle mit Wiege: Kühlwagen - Typ B 2 (Niesky 66)

Version 4.01.87.1, Stand: 31. Juli 2010

Inhaltsverzeichnis - Gummifeder-Drehgestelle - Drehgestelle mit Wiege - Aluminium-Drehgestelle - Impressum

Drehgestelle mit Wiege - Hauptseite - Görlitz (2600 mm Achsstand) - Kühlwagen - Schlieren - WUS/Opel, BA 701, 2. Besetzung

Kühlwagen Hauptseite - Dessau 48 - Görlitz Dessau 54 - ZMW Dessau - Typ B 1 (Dessau 65) - Typ B  2 (Niesky 66) - Görlitz V

Kommentar, Fotos - Daten

In den Sechzigerjahren wurden von der DDR-Waggonbauindustrie mehrere Versuchsdrehgestelle entwickelt. Beim Typ A handelt es sich um eine Reisezugwagen-Drehgestell, basierend auf der bis dahin in Serie gebauten Görlitzer Bauart. Bei den Typen B 1 und B 2 handelt es sich um Kühlwagen-Drehgestelle und beim Typ C um ein luftgefedertes Reisezugwagen-Drehgestell.

Beide Kühlwagen-Drehgestelle wurden vom VEB Waggonbau Dessau konstruiert. Während der Typ B 1 in Dessau gefertigt wurde, entstand der Typ B 2 im Jahr 1966 beim VEB Waggonbau Niesky.  Der Typ B 2 ist offensichtlich nicht wie die anderen Kühlwagen-Drehgestelle aus Reisezugwagen-Drehgestellen abgeleitet. Vielmehr handelt es sich hier dem Prinzip nach um ein Three Piece Bogie. Möglicherweise wurde dieses Drehgestell auf Wunsch der Sowjetischen Eisenbahnen entwickelt und war als Nachfolger für die ZMW Dessau-Drehgestelle vorgesehen. 
 
Kühlwagen-Versuchsdrehgestell Typ B 2 (Niesky 66); Foto: DET 15   Kühlwagen-Versuchsdrehgestell Typ B 2
  Variante 1: mit Reibkeilen 

  Foto aus: Deutsche Eisenbahntechnik, 
  Jahrgang 15, Heft 5/1967, Seite 219

"Der kopfstücklose Drehgestellrahmen besitzt zwei Querträger, die jeweils diagonal, mit Gummielementen gegeneinander verwindbar gelagert sind. Hierdurch werden ein Ausgleich der Radlastdifferenzen und eine bessere Anpassung an die Gleislage geschaffen. Die senkrechte Abstützung der pendellos gelagerten Wiege übernehmen auf jeder Seite vier Paar zweifach geschachtelte Schraubenfedersätze mit jeweils drei Gummizusatzfedern; dadurch ergibt sich eine progressive Federcharakteristik. Das Wiegenquerspiel erfolgt direkt auf den Wiegenfedern und wird durch ... Gummielemente begrenzt. Besonders hervorzuheben ist die Ausrüstung mit Scheibenbremsen in Verbindung mit automatischer Lastabbremsung." (aus: Berthel, Klaus: Neuentwicklungen von Reisezug- und Kühlwagen-Drehgestellen in der DDR.) Als Achsfederung werden einfache, sich schalenförmig auf den Achslagergehäusen abstützende Gummifedern verwendet, die zugleich die spielfreie Führung der Radsätze übernehmen.
Zur Dämpfung der Schwingungen der Schraubenfedern wurden zwei Varianten (Variante 1: mit Reibkeilen, Variante 2: mit Reibstab) erprobt.
 
Kühlwagen-Versuchsdrehgestell Typ B 2 (Niesky 66); Foto: Sammlung Matthias Palmer   Kühlwagen-Versuchsdrehgestell Typ B 2
  Variante 2: mit Reibstab

   Foto aus: Deutsche Reichsbahn, VES-M Halle: Lauftechnische
   Erprobung von Versuchsdrehgestellen zur Entwicklung der 
   Einheitsdrehgestelle Typ B 2. Auftrag 107/66. Vom 23. 5. 67.
   (Archiv des  VEB Waggonbau Dessau im Archiv des 
   Bombardier-Werkes Ammendorf, Sammlung Matthias Palmer)

Im Rahmen der lauftechnischen Erprobung zeigte sich, dass bei Variante 1 (mit Reibkeilen) zwischen Reibkeilen und Reibplatten übergroße Reibungskräfte auftraten, die teilweise zu einen Blockieren der Wiegenfederung in vertikaler und horizontaler Richtung und dem Abreißen der Reibplatten vom Drehgestellrahmen führten.  Bei der Variante 2 (mit Reibstab) werden nur die Schwingungen in senkrechter Richtung gedämpft, die die Quersteifigkeit der Schraubenfedern allein ergibt keine ausreichende Rückstellung des Wagenkastens, die Querschwingungen werden praktisch nicht gedämpft.

 
  Kühlwagen-Versuchsdrehgestell   Typ B  2 (Niesky 66)
  Spurweite   1435 mm
  Achsstand   2200 mm
  maximaler Laufkreis-Durchmesser   950 mm
  Achsschenkelmittenabstand    2000 mm
  Größte zulässige Achslast  
  Federung: Wagenkasten gegen Drehgestell  
    Schraubenfedern   
      Anzahl der Federn  
      Außendurchmesser   
      Durchmesser des Stahls   
      Anzahl der Windungen   
  Federung: Drehgestell gegen Achsen  
      Gummifedern  
  Höchstgeschwindigkeit    120 km/h
  Durchschnittsgewicht (incl. Radsätze, Bremse)   6200 kg
  Baujahr   1966

Quellen:
Berthel, Klaus: Neuentwicklungen von Reisezug- und Kühlwagen-Drehgestellen in der DDR. (in: Deutsche Eisenbahntechnik, Jahrgang 15, Heft 5/1967, Seite 216 - 219)
Deinert, Werner: Eisenbahnwagen. Berlin 1985, 5. Auflage
Deutsche Reichsbahn, VES-M Halle: Lauftechnische Erprobung von Versuchsdrehgestellen zur Entwicklung der Einheitsdrehgestelle Typ B 2. Auftrag 107/66. Vom 23. 5. 67. (Archiv des  VEB Waggonbau Dessau im Archiv des Bombardier-Werkes Ammendorf, Sammlung Matthias Palmer)
 


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