Inhaltsverzeichnis - Gummifeder-Drehgestelle - Drehgestelle mit Wiege - Aluminium-Drehgestelle - Impressum
Drehgestelle mit Wiege - Hauptseite - Görlitz (2600 mm Achsstand) - Kühlwagen - Schlieren - WUS/Opel, BA 701, 2. Besetzung
Kühlwagen Hauptseite - Dessau 48 - Görlitz Dessau 54 - ZMW Dessau - Typ B 1 (Dessau 65) - Typ B 2 (Niesky 66) - Görlitz V
Vorbemerkung - Kühlwagen-Entwicklung in den Ostblockstaaten - Zusammenfassung
Vorbemerkung
Auf den ersten Blick erscheint
es plausibel, dass Kühlwagen, mit denen ja leicht verderbliche Waren
transportiert werden, eine schnellere Beförderung verlangen als konventionelle
Güterwagen und von daher mit entsprechend schnelllaufenden Laufwerken
beziehungsweise Drehgestellen ausgerüstet sein müssen. Aber:
in einem regulären Güterzug kann ein "schneller" Kühlwagen
auch nicht schneller befördert werden als konventionelle Güterwagen.
Bis in die Vierzigerjahre
hinein wurde denn zwar das Laufwerk von Kühlwagen so ausgelegt, dass
diese bei Bedarf auch in Reisezüge eingestellt werden konnten. Betrieblich
ist aber das Beistellen und Abziehen solcher Wagen an und von Reisezügen
mit erheblichem Aufwand verbunden und nur unter besonderen Bedingungen
realisierbar, wenn die Wagen langfristig planbar regelmäßig
in festen Relationen verkehren (beispielsweise bei Milchtransporten zur
Versorgung von Großstädten).
Im größtenteils
kleinräumig strukturierten und engbesiedelten Europa besteht grundsätzlich
kein Bedarf für einen betrieblich gesonderten Kühlverkehr (zu
geringe Transportmengen, relativ geringe durchschnittliche Transportentfernungen,
dezentrale Verteilungsstrukturen, saisonale Gebundenheit der Transporte,
relativ hohe Geschwindigkeiten auch im Güterverkehr). Dementsprechend
hatten die nach dem Krieg in Westeuropa gebauten Kühlwagen generell
konventionelle Güterwagen-Laufwerke oder -Drehgestelle.
Kühlwagen-Entwicklung
in den Ostblockstaaten
Dass in Mitteleuropa nach
dem Zweiten Weltkrieg dennoch spezielle Drehgestelle für Kühlwagen
entwickelt und gebaut worden sind ist nur durch die besonderen Gegebenheiten
der osteuropäischen RGW-Staaten (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe)
zu erklären. Die Waggonfabrik Dessau war von 1946 bis 1952 ein SAG-Betrieb
(Sowjetische Aktiengesellschaft) und hatte als solcher in erster Linie
Reparationsleistungen für die Sowjetunion zu erbringen. Im Rahmen
der Arbeitsteilung der RGW-Staaten war die Waggonfabrik Dessau (VEB Waggonbau
Dessau) zuständig für Entwicklung und Bau von Kühlwagen
und Kühlzügen und wurde zu so zum weltweit bedeutendsten Kühlwagen-Hersteller.
Näheres dazu findet sich auf Matthias Palmers Seite:
http://www.kuehlwaggon.de)
Maßgeblich für den gesamten Entwicklungsprozess im Kühlfahrzeugbau der DDR waren und blieben die besonderen Forderungen und Bedingungen der Sowjetischen Eisenbahnen. Angesichts der beträchtlichen Transportentfernungen (durchschnittlich 3000 km), die in der Sowjetunion zurückzulegen sind, ist klar, dass diese Transporte, zunächst ja lediglich in Eisekühlwagen, möglichst schnell erfolgen musste. Für solche Geschwindigkeiten dürften die damals in der Sowjetunion gebräuchlichen Three Piece Bogies kaum geeignet gewesen sein. In Dessau hat man daher bereits in den Vierzigerjahren ein Kühlwagen-Drehgestell entwickelt. Für weitere Lieferungen in die Sowjetunion und nach China (via sowjetischer Breitspurgleise) wurde spätestens in den Sechzigerjahren ein weiteres Kühlwagen-Drehgestell entwickelt.
Die höheren Geschwindigkeiten, die diese Drehgestelle erlaubten, ließen sich freilich nur realisieren, wenn die Kühlwagen nicht im Verband mit konventionellen Güterwagen, sondern gesondert, also in Kühlwagen-Ganzzügen, verkehrten. Da die Kühlleistung (oder gegebenfalls auch die Warmhaltefähigkeit) normaler Kühlwagen ("Eiskühlwagen") sehr begrenzt ist, wurden bereits 1951 Kühlzüge, bestehend aus Generatorwagen, Kältemaschinenwagen und einer Anzahl normaler Kühlwagen, die vom Maschinenwagen aus mit Kühlsole versorgt wurden, gebaut. Ab den Sechzigerjahren setzten sich die Kühlzüge aus Maschinenkühlwagen und Dieselmannschaftswagen zusammen. Es kann wohl davon ausgegangen werden, dass alle in die Sowjetunion und nach China gelieferten Kühlzugwagen mit solchen Kühlwagen-Drehgestellen ausgestattet waren.
Ähnliche Kühlzüge wurden auch für europäische RGW-Länder in Normalspur gebaut, insbesondere für Rumänien und Bulgarien. In den Fünfziger- und frühen Sechzigerjahren waren auch bei den Normalspur-Kühlzügen alle Wagen mit Kühlwagen-Drehgestellen ausgerüstet, später liefen die eigentlichen Kühlwagen dieser Züge in der Regel auf konventionellen Güterwagen-Drehgestellen (Bauart Niesky, später: Y 25). Lediglich für die Mannschaftswagen und die Maschinenkühlwagen mit Begleiterabteil, in denen sich die Bedienmannschaft während der gesamten Fahrt aufhielt und auch schlief, waren Drehgestelle erforderlich, die mehr Laufruhe und Fahrkomfort gewährleisteten.
Die Eiskühlwagen der Fünfziger- und frühen Sechzigerjahre wurden teils mit Kühlwagen-Drehgestellen (z.B. für die CSD), teils mit konventionellen Güterwagen-Drehgestellen ausgestattet.
Zusammenfassung
Die Entwicklung von speziellen
Kühlwagen-Drehgestellen in der DDR war durch die Forderungen und Bedingungen
der Sowjetischen Eisenbahnen bestimmt. Auf Grund politischer Gegebenheiten
wurden ähnliche Kühlverkehrs-Strukturen auch in anderen Ostblockstaaten
aufgebaut. Für Breit- und Normalspur wurden unterschiedliche Kühlwagen-Drehgestelle
entwickelt. Während ein großer Teil der Breitspur-Drehgestellen
wenigstens für die Überführung mit Normalspur-Radsätzen
ausgestattet werden konnten, waren die Normalspur-Drehgestelle in der Regel
nicht für den Übergang auf russische Breitspur ausgelegt. Dem
ersten Breitspur-Drehgestell folgte Anfang der Sechzigerjahre ein erheblich
verbessertes Drehgestell. Das Normalspur-Drehgestell folgte von Anfang
an den Konstruktionsprinzipien von Reisezugwagen-Drehgestellen. Spätestens
ab Beginn der Siebzigerjahre wurde das für Reisezugwagen entwickelte
Drehgestell der Bauart Görlitz V für Dieselmannschaftswagen und
Maschinenkühlwagen mit Begleiterabteil verwendet, während die
eigentlichen Kühlwagen mit konventionellen Drehgestellen ausgerüstet
wurden.
Quellen (auch zu den auf
den Folgeseiten vorgestellten Drehgestell-Bauarten):
Berthel, Klaus: Neuentwicklungen
von Reisezug- und Kühlwagen-Drehgestellen in der DDR. (in: Deutsche
Eisenbahntechnik, Jahrgang 15, Heft 5/1967, Seite 216 - 219)
Deinert, Werner: Eisenbahnwagen.
Berlin, 1985, 5. Auflage
Deutsche Bahn, Geschäftsbereich
Werke: Modul 984 03 Güterwagen und Container instandhalten - Drehgestelle
- gültig ab 01.10.1995
Deutsche Reichsbahn, VES-M
Halle: Lauftechnische Erprobung von Versuchsdrehgestellen zur Entwicklung
der Einheitsdrehgestelle Typ B 2. Auftrag 107/66. Vom 23. 5. 67. (Archiv
des VEB Waggonbau Dessau im Archiv des Bombardier-Werkes Ammendorf,
Sammlung Matthias Palmer)
Kohlmann, Peter; Kahl, Siegfried
(VEB Waggonbau Görlitz): Reisezugwagendrehgestelle aus Görlitz.
(in: Eisenbahn-Jahrbuch 1973, Berlin 1973, S. 106 - 111)
Lampe, Gerhard; Fritzsche,
Wolfgang; Schubert, Christian: Die Erzeugnisse des VEB Waggonbau Dessau
auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1966. (in: Deutsche Eisenbahntechnik,
Jahrgang 14, Heft 3/1966, Seite 138-142)
Palmer, Matthias: Persönliche
Informationen