Güterwagen-Drehgestelle mit Wiege: Kühlwagen - Görlitz V Kühl

Version 3.01.87.1, Stand: 31. Juli 2010

Inhaltsverzeichnis - Gummifeder-Drehgestelle - Drehgestelle mit Wiege - Aluminium-Drehgestelle - Impressum

Drehgestelle mit Wiege - Hauptseite - Görlitz (2600 mm Achsstand) - Kühlwagen - Schlieren - WUS/Opel, BA 701, 2. Besetzung

Kühlwagen HauptseiteDessau 48 - Görlitz Dessau 54 - ZMW Dessau - Typ B 1 (Dessau 65) - Typ B 2 (Niesky 66) - Görlitz V

Vorbemerkung  - Görlitz V Kühl (Fotos, Kommentar) - Achsführung - Daten

Vorbemerkung
Seit den Zwanzigerjahren steht der Begriff "Görlitz" als Sitz der damaligen WUMAG für hochwertige Reisezugwagen-Drehgestelle. 1923 wurde dort ein neuartiges Personenwagen-Drehgestell konsturiert, das nachhaltig die Drehgestell-Entwicklung beeinflusst hat. Die Entwicklungsstadien der Görlitz-Drehgestelle wurden mit römischen Ziffern unterschieden. Besondere Bedeutung hat das Görlitz III erlangt. Noch während des Zweiten Weltkrieges wurde das Görlitz IV entwickelt, dass jedoch kaum mehr Verbreitung fand.

Unter völlig neuen Voraussetzungen wurde ab 1950 in Görlitz eine weitere Entwicklungsstufe realisiert, das Görlitz V, das für fast zwei Jahrzehnte Standard-Reisezugwagen-Drehgestell der Deutschen Reichsbahn und vieler anderer normalspuriger Ostblockbahnen wurde. Da man sich begrifflich, aus welchen Gründen auch immer, abheben wollte, taucht in der Literatur für dieses Drehgestell zunächst der Begriff "Achshalterloses Drehgestell" auf, erst Ende der Fünfzigerjahre kommt nach und nach die Bezeichnung "Görlitz V" in Gebrauch.

(Was der Begriff "achshalterlos" bedeutet, wurde auf den vorigen Seiten angeschnitten. Nach meinem bisherigen Kenntnisstand trifft diese Bezeichnung auch auf die etwas früher entwickelten Schweizer Schlieren-Drehgestelle und deren Güterwagen-Pendant, das SBB 2-46, zu und ist daher nicht unproblematisch.)

Ende der Fünfzigerjahre aber dürfte das Görlitz V seine wesentlichen charakteristischen Merkmale gefunden haben: Achshalterlose Radsatzführung, schraubengefederte Wiege, Aufhängung des Wiegenfederntrogs an kurzen Rechteckschaken, Achsstand 2500 mm, 1000 mm Laufkreisdurchmesser, Dämpfungselemente an Achsen und Wiege.

In dieser Bauform war das Görlitz V für eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h geeignet. Mitte der Sechzigerjahre war man um eine Erhöhung der Fahrgeschwindigkeiten bemüht. In diesem Zusammenhang wurden von der DDR-Waggonbauindustrie mehrere Versuchsdrehgestelle für Reisezug- und Kühlwagen entwickelt. Aus dem damals konstruierten Versuchdrehgestell Typ A ist später das Görlitz VI und weitere Entwicklungsstufen (bis Görlitz VIII) hervorgegangen, bevor in den Siebzigerjahren mit dem GP 200 (GP = Görlitz Prag, weil in Verbindung mit den CSD entwickelt) auch im Ostblock ein Reisezugwagen-Drehgestell für Geschwindigkeiten bis 200 km/h zur Verfügung stand.


Görlitz V Kühl
Neben diesen weiterentwickelten Reisezugwagen-Drehgestellen wurde das Görlitz V vor allem als Kühlwagen-Drehgestell weitergebaut. Dass man nicht das 1965 entwickelte Versuchs-Drehgestell vom Typ B 1 zur Serienreife weiterentwickelt hat, dürfte daran liegen, dass Kühlzüge und Maschinenkühlwagen nicht auf besonders hohe Transportgeschwindigkeit angewiesen sind. Für die eigentlichen Kühlwagen genügen daher konventionelle Güterwagen-Drehgestelle und nur die mit Personen besetzten Dieselmannschaftswagen und Maschinenkühlwagen mit Begleiterabteil benötigen Drehgestelle, die einen höheren Fahrkomfort gewährleisten. Nach dem mit dem Görlitz V bereits ein entsprechendes in Serie gebautes Drehgestell vorhanden war, erübrigte sich die Weiterentwicklung des Typ B 1 zur Serienreife.

Ich gehe allerdings davon aus, dass die als Kühlwagen-Drehgestellen gebauten Görlitz V den Reisezugwagen-Drehgestellen nicht in allen Details entsprochen haben, sondern für die spezifischen Einsatzbedingungen - beispielsweise durch die Verwendung anderer Federn modifiziert wurden. Davon abgesehen wurde auch das Görlitz V Reisezug in modifizierten Ausführugnen gebaut (1000/920 mm Laufkreisdurchmesser, 1435/1067/1000 mm Spurweite, unterschiedliche Bremsausrüstung ... ).

Görlitz V Kühl; Werkfoto VEB Waggonbau Dessau, Slg. Matthias Palmer   Kühlwagen-Drehgestell Görlitz V Kühl
  eingesetzt bei DM 4-311-77 DR
  Baujahr 1977

  Werkfoto VEB Waggonbau Dessau,
  Sammlung Matthias Palmer


 
Görlitz V Kühl mit Generator; Werkfoto VEB Waggonbau Dessau, Slg. Matthias Palmer   Kühlwagen-Drehgestell Görlitz V Kühl
  mit Drehstrom-Klauenpolgenerator
  eingesetzt bei DM 4-311-77 DR
  Baujahr 1977

  Werkfoto VEB Waggonbau Dessau,
  Sammlung Matthias Palmer 


 
Kühlwagen-Drehgestell Görlitz V Kühl, Foto: Matthias Palmer   Kühlwagen-Drehgestell Görlitz V Kühl
  Hersteller: VEB Waggonausrüstungen Vetschau,
  Fabriknummer 299/77 

  DR Iaiis 11 50 83508795989
  (ex 11 50 879 5 041-2, Dok.Nr. 4678, 
  Dieselmannschaftswagen DM  4)
  Foto: Matthias Palmer, Technikmuseum Dessau,
  1. März 2004

Der Rahmen des Görlitz V besteht aus geschweißten Kastenprofilen. Er ist mit Schraubenfedern gegenüber den Achsen und gegenüber dem Wagenkasten abgefedert. Die Wiegenfedern stehen in einem Trog, der über kurze Recheckschaken am Drehgestellrahmen aufgehängt ist. Zwischen Achslager und Drehgestellrahmen sind Reibungsstoßdämpfer eingebaut, die Schwingungen der Wiege und der Wiegenfederung werden hydraulisch gedämpft.
 
Kühlwagen-Drehgestell Görlitz V Kühl, Foto: Matthias Palmer   Kühlwagen-Drehgestell Görlitz V Kühl
  Hersteller: VEB Waggonausrüstungen Vetschau, 
  Fabriknummer 299/77 

  DR Iaiis 11 50 83508795989
  (ex 11 50 879 5 041-2, Dok.Nr. 4678, 
  Dieselmannschaftswagen DM  4)
  Foto: Matthias Palmer, Technikmuseum Dessau,
  1. März 2004


 
Kühlwagen-Drehgestell Görlitz V Kühl, Foto: Matthias Palmer   Kühlwagen-Drehgestell Görlitz V Kühl
  (Generatorseite)
  Hersteller: VEB Waggonausrüstungen Vetschau, 
  Fabriknummer 299/77 

  DR Iaiis 11 50 83508795989
  (ex 11 50 879 5 041-2, Dok.Nr. 4678, 
  Dieselmannschaftswagen DM  4)
  Foto: Matthias Palmer, Technikmuseum Dessau,
  1. März 2004

Achsführung
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von Drehgestell-Konstrukteuren eine Alternative zu der als aufwändig und verschleißanfällig gelten Achshaltergleitbacke-Führung gesucht. Bei der Anfang der Fünfzigerjahre in der DDR entstandene Weiterentwicklung des Görlitz-Drehgestells wurden die Achsen zunächst ausschließlich von den Schraubenfedern geführt. Da sich diese Lösung nicht bewährt hatte wurde eine in die Schraubenfedern integrierte Achsführung entwicklet.
 
Achsführung bei Görlitz V   Achsführung bei
  Reisezugwagen-
  Drehgestell
  "Görlitz V"

   Quelle: Deinert, Werner: 
   Eisenbahnwagen, Seite 79

Achsführung bei Dessau 65, Foto (Ausschnitt): Matthias Palmer   Kühlwagen-
  Drehgestell 
  ZMW Dessau

   Foto (Ausschnitt):
   Matthias Palmer, 
   Technikmuseum Dessau,
   1. März 2004

Erläuterungen zur Zeichnung: 1 Bundmutter, 2 Führungsbuchse, 3 Konsole, 4 Gummischeibe, 5 Führungsring, 6 Bolzen, 7 Schraubenfeder, 8 Drehgestell-Langträger, 9 Erdungskabel, 10 Achslagergehäuse.

An der Unterseite des Drehgestellrahmens sind Bolzen (auch als Federspindeln bezeichnet) angeschraubt. Diese ragen in die Federteller der Achslagergehäuse hinein und werden dort von einer Führungsbuchse aus Kunstharz-Presstoff nahezu spielfrei geführt.

 
  Kühlwagen-Drehgestell   Görlitz V
  Spurweite   1435 mm
  Achsstand   2500 mm
  maximaler Laufkreis-Durchmesser   920 mm
  Achsschenkelmittenabstand    2000 mm
  Größte zulässige Achslast  
  Federung: Wagenkasten gegen Drehgestell  
    Schraubenfedern   
      Anzahl der Federn   
      Außendurchmesser   
      Durchmesser des Stahls  
      Anzahl der Windungen   
  Federung: Drehgestell gegen Achsen  
    Schraubenfedern   
      Anzahl der Federn   8
      Außendurchmesser   
      Durchmesser des Stahls  
      Anzahl der Windungen  
  Höchstgeschwindigkeit    120 km/h
  Durchschnittsgewicht (incl. Radsätze, Bremse)  
  Baujahr  

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