Güterwagen-Drehgestelle: Drei- und mehrachsige - Langschaken/Trapezfedern

Version 6.0*.85.1, Stand: 19. April 2015 (Inhaltlicher Stand: 5. November 2008)

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Drei- und Mehrachsige 1 "Laschen" - Drei- und Mehrachsige 2 "Schaken" - Drei- und Mehrachsige 3 "Y 25"

Langschaken/Trapezfedern (DB BA 710, 711, 713) - Langschaken/Parabelfeder (DB BA 711, 713) - Trapezschaken (P66) - Kurzschaken/Trapezfedern (Krupp 70) - Kurzschaken (714, 715/716) - Kurzschaken/Parabelfeder (P64)

DB BA 710:  Zeichnung - Fotos (Ausschnitte, Untergurt-Verstärkung) - DB BA 711: Foto - DB BA 713: Fotos - LHB Werkfoto 1 - Werkfoto 2; PKP: Foto; SJ: Link

Vorbemerkung:
Diese Seite entstand zu einem Zeitpunkt, als ich noch meinte, die Drehgestelle der Tiefladewagen in einem eigenen Kapitel abhandeln zu können. Bei der Erarbeitung weiterer Seiten (Blech und Winkel, Geschweißt) hat sich gezeigt, dass dies jedoch nicht sinnvoll ist.
Folglich müssten an dieser Stelle auch die Tiefladewagen-Drehgestelle mit Langschaken behandelt werden. Das ist jedoch ohne weitere Auswertung verschiedener Quellen nicht möglich. Darüberhinaus gehe ich bis auf weiteres davon aus, dass es zwischen den hier behandelten Drehgestelle der DB Bauarten 710, 711 und 713 keine direkten Entwicklungszusammenhänge mit den entsprechenden Tiefladewagen-Drehgestellen gibt. Ich bitte daher um Verständnis, das die Tiefladewagen-Drehgestelle mit Langschaken erst zu einem späteren Zeitpunkt und an anderer Stelle dargestellt werden.

Gemeinsame Merkmale der hier zusammengefassten Drehgestelle sind neben den Trapezfedern die vom Minden Dorstfeld-Drehgestell übernommenen Langschaken. Während beim Minden Dorstfeld (und nachfolgenden zweiachsigen Drehgestellen mit Langschakengehänge) die Langschaken in einen Winkel von 60° zur Waagrechten stehen, stehen die Langschaken bei den hier vorgestellten dreiachsigen Drehgestellen steiler (75 ° - gilt nicht für das schwedische dreiachsige Drehgestell).

1. DB-Drehgestelle, Bauart 710, 711 und 713
Bei den deutschen Drehgestellen kommt als weiteres Merkmal die Form der Seitenwangen hinzu: Die Unterkante der Seitenwangen ist nicht gerade sondern zwischen den Achshaltern nach oben gezogen. Zur Verstärkung laufen flach aufgeschweißte Blechstreifen vom oberen Ende der Achshalter schräg nach unten. Die Kopfquerträger aus kräftigen U-Profilen, die mit Blechzuschnitten verschweißt einen kastenförmigen Hohlprofil-Träger bilden.

Äußerlich unterscheiden sich die Drehgestelle der Bauarten 710, 711 und 713 untereinander durch die Aufhängung der Bremsklotzschuhe und der Ausschnitte für die Bremsschaulöcher.

Das dreiachsige Drehgestell mit der heutigen Bauartnummer 710 wurde 1963 in Verbindung mit dem sechsachsigen Flachwagen SSylms (aktuell: Samms 710) von Linke Hofmann Busch unter der Zeichnungsnummer 17 026 entwickelt. In der DV 939 vom Januar 1967 wird dieses Drehgestell als "Bauart Minden Salzgitter" mit der "Gattungs"-nummer 941 geführt.
Das Drehgestell hat in den Seitenwangen relativ große Ausschnitte als Bremsschaulöcher, deren Form als in den Ecken ausgerundete Dreiecke beschrieben werden kann. Die Bremsklotzschuhe sind nicht im Schwerpunkt aufgehängt und haben daher Rückstellfedern.
In den amtlichen Verzeichnissen darüberhinaus wird zwischen den Bauarten 710 (gebaut bis 1971) und 710.1 (gebaut ab 1971) unterschieden. Die Unterschiede stehen in Zusammenhang mit der Vorbereitung der Wagen und Drehgestelle für den Einbau einer automatischen Kupplung (710: Flanschpatrone, 780 mm Einbautiefe), 710.1: Bügelpatrone, 1505 mm Einbautiefe).

Die Drehgestelle der Bauart 711 entstanden ab 1974. Optisch unterscheiden sich diese Drehgestelle gegenüber denen der Bauart 710 vor allem durch die kleinen, kreisförmigen Ausschnitte für die Bremsschaulöcher. Die Bremsklotzschuhe sind im Schwerpunkt aufgehängt. Der maximale Laufkreisdurchmesser beträgt 920 mm (gegenüber 900 mm bei Drehgestellen der Bauart 710).
Die Unterbauart 711.5 (Baujahr ab 1976) ist aus stärkeren Blechen gefertigt und für eine Radsatzlast bis 22,5 t ausgelegt. Die Drehgestelle sind teils mit 8-lagigen, teils mit 9-lagigen Trapezfedern, teils aber auch mit einstufigen Parabelfedern ausstattet.
Die Unterbauart 711.6 (früher 711.5 S) wird bei Faal-Wagen verwendet.

Die für eine Radsatzlast bis 22,5 t ausgelegten Drehgestelle der Bauart 713 entstanden ab 1981. Im Gegensatz zu den Drehgestellen der Bauarten 710 und 711 ist die Drehpfanne bei dieser Bauart mit einer Kunststoffeinlage ausgestattet, die nicht geschmiert werden muss. Da weitere Unterschiede wie etwa das vergrößtere Querspiel der Radsätze kaum sichtbar sind, ist der fehlende Ölbehälter für die Drehpfannenschmierung das wichtigste Erkennungsmerkmal der Bauart 713.
Auch bei der Bauart 713 gibt es zwei Unterbauarten : 713.1 (früher 713 S, für Faal-Wagen) und 713.2 (früher 713 P), über die mir bislang nichts Näheres bekannt ist.
Zu beachten ist, dass die Drehgestelle der Bauart 713 teils mit 9-lagigen Trapezfedern, teils mit einstufigen Parabelfedern ausgerüstet sind.

DB Bauart 710
  Drehgestell Bauart 710 nach Zeichnung 17 026 LHB

  Skizze: Hermann Jahn, auf Grundlage der Zeichnung in der DV 939


 
Drehgestell BA 710 (Ausschnitt)   Drehgestell Bauart 710 (Ausschnitt)
  hochgezogene Seitenwangen-Unterkante im Bereich zwischen den
  Achshaltern
dreieckartige Bremsschaulöcher,
  Rückstellfeder, max. Laufkreisdurchmesser 900 mm

  DB Samms 710, 31 80 486 2 776-0
  Hameln, 2. August 2002, ID 232.13 A


 

  Drehgestell Bauart 710 mit nachträglicher Untergurt-Verstärkung

  DB Samms 710 31 80 486 2 414-8; Foto: Jürgen Steinhoff, Uelzen, September 2004

In den Achtzigerjahren wurde bei Drehgestellen der Bauart 710, bei denen sich im Bereich der Federausgleichshebel Risse gebildet hatten, die Untergurte wie im Bild oben sichtbar verstärkt. Teilweise wurden dabei nur einzelne Untergurte in den betroffenen Bereichen verstärkt.

DB Bauart 711
  Drehgestell Bauart 711 mit 9-lagiger Trapezfedern; beachte: Ölbehälter rechts neben Spillhaken

  DB Sahmms 711 31 80 486 9 073-5, Foto: Hans Nahon, Amersfoort, Dezember 2004

DB Bauart 713
Drehgestell Bauart 713, Foto: Hans Nahon
  Drehgestell Bauart 713 mit 9-lagiger Trapezfedern, beachte: kein Ölbehälter

  DB Sahmms 711 31 80 486 8 142-., Foto: Hans Nahon, Amersfoort, 17. Dezember 2004


 
Drehgestell Bauart 713 mit kleinen kreisrunden Bremsschaulöchern   Drehgestell Bauart 713 (Ausschnitt)
  9-lagige Trapezfeder
  kleine kreisrunde Bremsschaulöcher
  Schwerpunktaufhängung
  max. Laufkreisdurchmesser 920 mm

  DB Samms 709, 31 80 486 5 582-9
  Hameln, 2. August 2002, ID 232.17 A


 
Drehgestell Bauart 713 mit ovalen Bremsschaulöchern   Drehgestell Bauart 713 (Ausschnitt)
  8-lagige Trapezfeder
  ovale Bremsschaulöcher
  max. Laufkreisdurchmesser 920 mm
  Hersteller: Orenstein und Koppel, 1986

  BAOR (Britische Rheinarmee) Salmms
  (ähnlich DB Samms 709)
  33 80 481 6 013-3
  Hameln, 2. August 2002, ID 232.22 A

Aufnahmen von Drehgestellen unter Flachwagen mit herabgezogenem Außenlangtäger sind grundsätzlich problematisch. Ich bitte daher die Qualität einiger Aufnahmen zu entschuldigen. Für die Präsentation im Internet wurden die eingescannten Fotos sehr stark aufgehellt. Dabei ließ sich eine Verfälschung der Farben nicht vermeiden, so dass die Bilder hier nur in Schwarzweiß eingestellt wurden.

 
Drehgestell Bauart 713, Seitenansicht; Foto: Werkfoto Linke Hofmann Busch
  Drehgestell Bauart 713

  Werkfoto Linke-Hofmann-Busch, Archiv Nr. R-361-2


 
Drehgestell Bauart 713, Draufsicht; Foto: Werkfoto: Linke Hofmann Busch   Drehgestell Bauart 713
  In dieser Ansicht sind die Drehgestelle der Bauart 
  713 durch die trapezförmigen Verbreiterungen der
  Deckbleche im Bereich der Drehpfanne erkennbar.

  Werkfoto Linke-Hofmann-Busch, Archiv Nr. R-361-8

2. PKP: 3-achsiges Drehgestell
Polnisches 3-achsiges Drehgestell mit Langschaken und Trapezfeder; PKP Samms 31 51 486 1 681-8; Foto: Philipp Zipf
 Polnisches 3-achsiges Drehgestell mit Langschaken und Trapezfedern (8-lagig)
 Aufhängung der Bremsklotzschuhe im Schwerpunkt

 PKP Samms 31 51 486 1 681-8; Foto: Philipp Zipf, Plochingen, 3. Februar 2004

Leider liegen mir zu dem polnischen 3-achsigen Drehgestell bislang keine weiteren Informationen vor.

3. SJ G 75 (war: Green Cargo/SJ: 3-achsiges Drehgestell)
siehe: Drei- und Mehrachsige 1 - Skandinavien

Quellen:
Carstens, Stefan: Die Güterwagen der DB AG. Nürnberg 1998
Deutsche Bahn, Geschäftsbereich Werke: Modul 984 03 Güterwagen und Container instandhalten - Drehgestelle - gültig ab 01.10.1995
Deutsche Bundesbahn: Merkbuch für die Schienenfahrzeuge der Deutschen Bundesbahn. Güterwagen. Band 2. DV 939 F,  Januar 1967 und nachfolgenden Berichtigungen (bis B 12)
Nielsen, Per Topp: Persönliche Informationen
 

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