Drei- und Mehrachsige 2 - Trapezschaken/Parabelfeder  P66 (WUS)

Version 2.01.98.1, Stand: 28. Juni 2017

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Langschaken/Trapezfedern (DB BA 710, 711, 713) - Langschaken/Parabelfeder (DB BA 711, 713) - Trapezschaken/Parabelfeder P66 (WUS) - Kurzschaken/Trapezfedern (Krupp 70) - Kurzschaken (714, 715/716) - Kurzschaken/Parabelfeder WU 84 (P64)

verwandtes Thema: Parabelfeder - P66


Anfang der 1970er Jahre entwickelte die Waggon Union Siegen (WUS) in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesbahn als Nachfolger für die zweiachsigen Drehgestelle der Bauarten 661 und 664 die Bauart Bauart 665.
Theoretische Studien und Versuche (Anm. 1) führten zur Entwicklung der Trapezschaken, die mit den von der WUS vorgeschlagenen Parabelfedern, mit denen wie beim Y25 eine zweistufige Federung realisiert werden konnte, kombiniert wurden [2].
Als Bauart-Bezeichnung der neuen zweiachsigen, augenscheinlich durch Trapezschaken und Parabelfedern gekennzeichneten Drehgestelle war von Anfang "665" vorgesehen - die WU hat erst ab Anfang der 1980er Jahre eigene Drehgestell-Bezeichnungen wie "WU 80", "WU 83" verwendet. Die Bezeichnung "665" für zweiachsige Ausführungen wurde auch von der SNCB übernommen. (Anm. 2)
Eine dreiachsige Ausführung wurde wohl nicht realisiert, an den vierachsigen DB Ausführung als Enddrehgestell des Uaais 779 ist auf den Revisionsschildern als Bauart "779" angegeben.
Auf den Seiten von Güterwagen-Drehgestelle wird in Anlehnung an die DB Bauartnummer (BA 665) unter Weglassung der letzten Ziffer für die gesamte Drehgestell-Familie die Bezeichnung "P66" verwendet, die vierachsigen Ausführungen werden hier als P66.4 bezeichnet werden.



Skizze P66.4 (BA 779), vierachsiges Drehgestell mit Trapezschaken und Parabelfedern; Quelle WUS-Skizze [3], Bearb. G-D


Vierachsiges Drehgestell BA 779 (P66.4), DB Uaais 779, 31 80 990 0 050-4, Quelle: WUS [3]; Ausschnitt, Bearb. G-D

Vierachsiges verwindungsweiches Kastenrahmen-Drehgestell aus flachen und warmgepressten Blechen (St 52-3), Profilen und Schmiedeteilen zusammengeschweißt. Obergurt der Seitenwangen eben (vgl. P66, zweiachsig: Höckerform), Untergurt mit Schubkästen verstärkt. Zweistufige Parabelfedern, an Trapezschaken aufgehängt, zwei Ausgleichshebel je Seite (zwischen 1. und 2., 3. und 4. Radsatz, symmetrisch zur Längsachse). Radsatzabstand 1600 mm, Gesamtradstand 4800 mm, Laufkreisdurchmesser (neu) 920 mm.

Im Informationsblatt "Achtachsiger Güterwagen mit Tiefladebrücke Bauart Uaais 779" der Waggon Union Siegen werden diese Drehgestelle weiter beschrieben: "Die Grundkonzeption dieser 4achs. Drehgestelle baut auf bewährten Konstruktionssektionen der 2achs. Drehgestellbauart 665 auf. So wurden mit verringertem Radsatzstand zwei solcher Drehgestelle stumpf aneinandergefügt. Über dem Rahmen liegt ein zentraler Träger (Mittellangträger), in den die Last aus der Wagenbrücke über eine Drehpfanne mittig eingeleitet wird. Dieser Mittellangträger stützt sich wiederum auf dem Rahmen nur an zwei Stellen ab, nämlich dort, wo bei den 2-achsigen Drehgestellen ursprünglich die Drehpfannen angeordnet waren. Die Gleitrollen ... sind an frei auskragenden Querbalken des Mittellangträgers angebracht; sie haben mit dem darunterliegenden Rahmen keine unmittelbare Verbindung. Durch die in zwei Ebenen liegende Rahmenbauweise werden diese Drehgestelle besonders verwindungsweich. Der Drehgestellrahmen ist aus St 52-3 gefertigt. Der Saum im Radsatzausschnitt, der Steg für die Radsatzhalter und die Verstärkungen der Seitenwangen (an den Rändern der Bremsschaulöcher, Anm. d. Red.) sind Schmiedeteile, die Seitenwangen und Kopfträger warmgepresste Bleche." [3]



Vierachsiges Drehgestell BA 779 (P66.4), DB Uaais 779, 35 80 994 5 901-0, WUS 1987; Foto: Hans Nahon, Amersfoort, August 2005


Vierachsiges Drehgestell BA 779 (P66.4), DB Uaais 779, 35 80 994 5 901-0, WUS 1987; Foto: Hans Nahon, Amersfoort, August 2005

 

  Vierachsiges Drehgestell BA 779 (P66.4),
  DB Uaais 779, 35 80 994 5 901-0, WUS 1987;
  Foto: Hans Nahon, Amersfoort, August 2005

Auf den Fotos von Hans Nahon ist zunächst die Anordnung und Ausführung der Ausgleichshebel zwischen 1. und 2. sowie 3. und 4. Radsatz gut erkennbar. Das dritte und vierte Foto von ihm illustrieren die Beschreibung des Herstellers: Zwischen den Bremsluftbehältern ist der erwähnte Mittellangträger mit seinem "frei auskragenden Querbalken" zu erkennen. Erkennbar ist auch, wie die Formulierung "stützt sich wiederum auf dem Rahmen nur an zwei Stellen ab" zu verstehen ist: dort, wo bei den 2-achsigen Drehgestellen ursprünglich die Drehpfannen angeordnet waren befindet sich ein Querträger, der mit dem Mittellangträger verschweißt ist. Bemerkenswert ist auch die Ausführung dieses Mittellangträgers, der offensichtlich aus zwei parallel verlaufenden Trägern gebildet erscheint. Auf dem vierten Foto wirken die Gleitrollen seltsam deplatziert: sie können überhaupt nicht in Kontakt mit dem Wagenuntergestell geraten. Hier handelt es sich jedoch um einen Sonderfall: Die Aufnahmen entstanden, als der Wagen nach einer Entgleisung bei der eine der Drehpfannen beschädigt wurde, zur Reparatur abgestellt war. Die Tiefladebrücke ist daher abgehoben und durch unterlegte Bohlen auf dem Drehgestell abgestützt. Auf dem ersten und dritten Foto von Hans Nahon ist zu erkennen, dass aber auch im Normalzustand die Tiefladebrücke nicht auf allen den Gleitrollen aufliegt. Die Last wird (das gilt prinzipiell für alle Drehgestellwagen) nur in den Drehpfannen übertragen. Würde der Wagenkasten oder hier die Tiefladebrücke auf allen vier Gleitstücken/-rollen aufsitzen, könnte sich der Wagen wie ein steifes Brett bei Gleisunebenheiten nicht mehr verwinden, Drehgestelle und Radsätze würden an einer Stelle von der Schiene abgehoben werden und entgleisen.


Ausführungsvarianten, Verwendung
a) Enddrehgestelle mit Kupplungseinrichtung und Pufferträger, verwendet bei
- zwei DB Uaais 779, WUS 1977 und 1987 (jeweils ein Enddrehgestell mit bodenbedienbarer Feststellbremse)
- 26 (event. 28 ?) Torpedopfannenwagen 84 80 D- ROG 9600 011-4 bis 038- 7 [P], 84 80 D- ROG 9600 500-6 bis 502-2 [P] (Anm. 3) [4]


Vierachsiges Enddrehgestell BA 779 (P66.4), DB Uaais 779, 35 80 994 5 901-0, WUS 1987; Foto: Hans Nahon, Amersfoort, August 2005

- Innendrehgestelle ohne Kupplungseinrichtung und Pufferträger, mit Blechklappen vor den beiden wagenmittigen Radsätzen (zum Schutz gegen flüssiges Roheisen beim Entladevorgang), verwendet bei
- 26 (event. 28 ?) Torpedopfannenwagen 84 80
D- ROG 9600 011-4 bis 038- 7 [P], 84 80 D- ROG 9600 500-6 bis 502-2 [P] (Anm. 3) [4]


Vierachsiges Innendrehgestell P66.4, Rogesa Torpedopfannenwagen, 84 80 D-ROG 9960 032-0, DEMAG Jünkerrath/WUS 1985; Foto: Anton Kendall, Völklingen


Datenblatt
Da über die im Text angegebenen Abmessungen keine weiteren bauartspezifischen Werte vorliegen, wurde kein gesondertes Datenblatt erstellt.


Anmerkungen:
Anm. 1: siehe [1, S. 718], dort wird auf die unveröffentlichten Studien (einer leider nur mit "Lohmann" angegebenen Person) über Achsgehänge als Achsführung für Güterwagen verwiesen.
Anm. 2: Der Rahmen des iranischen Drehgestells "H665/IIRR" entspricht nicht der DB Bauart 665, sondern dem WU 83.
Anm. 3: Die Parabelfedern der Rogesa Torpedopfannenwagen sind nicht mit DB-Federn tauschbar, diese Wagen sind für eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/ (beladen) beziehungsweise 90 km/h (leer) zugelassen. Alle Enddrehgestelle mit Übergangsbühnen und Handbremse.

Quellen:
[1] Madeyski, Dr.-Ing. Thilo von: Die Güterwagen-Drehgestelle Y 25 und 665 (in: Eisenbahnbahntechnische Rundschau <27> Heft 11, 1978, S. 713 - 718)
[2] Waggon Union Siegen: Weiterentwicklung DB-Drehgestell. Siegen, Juli 1974 (unveröffentlichte, zwölfseitige, maschinenschriftliche Aktennotiz, Kopie Slg. Westermann/G-D), S. 5
[3] Waggon Union GmbH, Prospekt "Achtachsiger Güterwagen mit Tiefladebrücke Bauart Uaais 779". Berlin/Netphen o. J (1979 ?)
[4] Arlt, Udo: Liste der Saarstahl-Torpedopfannenwagen (http://www.frauen-rl.info/hochofen/tpw/tpw-saar/tpw-saar.pdf, abgerufen am 12. Juni 2017)

- Carstens, Stefan, Nielsen, Per Topp; Feldermann, Gerhard: Güterwagen.DB AG. DB Cargo. Railion.DB Schenker Rail. Fürstenfeldbruck (Verlagsgruppe Bahn), 2014. ISBN 978-3-8375-0824-6
- Waggon Union Siegen: Studie 91440 , Siegen, Oktober 1973 (= Studie über die Weiterentwicklung des DB-Drehgestells 661/664 - 91440; interne12-seitige maschinenschriftliche Aktennotiz mit 9 Anlagen/Zeichnungen und einer Beifügung <Lohmann, Juni 1974>; Kopie BZA Minden/Slg. FVG)
- Lohmann, WUS: Blatttragfeder-Schakengehänge als Achsführung für Güterwagen-Drehgestelle. Siegen, Juni 1974 (in: WUS Studie 91440, Kopie BZA Minden/Slg. FVG, Digitalisat G-D)
 BZA Minden/Slg. FVG, Digitalisat G-D)

Kendall, Anton: Persönliche Mitteilungen
Nahon, Hans: Persönliche Mitteilungen


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