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Drei- und Mehrachsige 1 "Laschen" - Drei- und Mehrachsige 2 "Schaken" - Drei- und Mehrachsige 3 "Y 25"verwandtes Thema: Parabelfeder - P66
Anfang
der 1970er Jahre entwickelte die Waggon Union Siegen (WUS) in enger
Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesbahn als Nachfolger
für die zweiachsigen Drehgestelle der Bauarten 661 und 664 die
Bauart Bauart 665.
Theoretische Studien und Versuche (Anm. 1)
führten zur Entwicklung der Trapezschaken, die mit den von der WUS
vorgeschlagenen Parabelfedern, mit denen wie beim Y25 eine
zweistufige Federung realisiert werden konnte, kombiniert wurden [2].
Als Bauart-Bezeichnung der neuen zweiachsigen, augenscheinlich
durch Trapezschaken und Parabelfedern gekennzeichneten Drehgestelle
war von Anfang "665" vorgesehen - die WU hat erst ab Anfang
der 1980er Jahre eigene Drehgestell-Bezeichnungen wie "WU 80",
"WU 83" verwendet. Die Bezeichnung "665" für
zweiachsige Ausführungen wurde auch von der SNCB übernommen. (Anm.
2)
Eine dreiachsige Ausführung wurde wohl nicht realisiert, an
den vierachsigen DB Ausführung als Enddrehgestell des Uaais 779 ist
auf den Revisionsschildern als Bauart "779" angegeben.
Auf
den Seiten von Güterwagen-Drehgestelle wird in Anlehnung an die DB
Bauartnummer (BA 665) unter Weglassung der letzten Ziffer für die
gesamte Drehgestell-Familie die Bezeichnung "P66"
verwendet, die vierachsigen Ausführungen werden hier als P66.4
bezeichnet werden.
Skizze
P66.4 (BA 779), vierachsiges Drehgestell mit Trapezschaken und
Parabelfedern; Quelle WUS-Skizze [3], Bearb. G-D
Vierachsiges
Drehgestell BA 779 (P66.4), DB Uaais 779, 31 80 990 0 050-4, Quelle:
WUS [3]; Ausschnitt, Bearb. G-D
Vierachsiges
verwindungsweiches Kastenrahmen-Drehgestell aus flachen und
warmgepressten Blechen (St 52-3), Profilen und Schmiedeteilen
zusammengeschweißt. Obergurt der Seitenwangen eben (vgl. P66,
zweiachsig: Höckerform), Untergurt mit Schubkästen verstärkt.
Zweistufige Parabelfedern, an Trapezschaken aufgehängt, zwei
Ausgleichshebel je Seite (zwischen 1. und 2., 3. und 4. Radsatz,
symmetrisch zur Längsachse). Radsatzabstand 1600 mm, Gesamtradstand
4800 mm, Laufkreisdurchmesser (neu) 920 mm.
Im
Informationsblatt "Achtachsiger Güterwagen mit Tiefladebrücke
Bauart Uaais 779" der Waggon Union Siegen werden diese
Drehgestelle weiter beschrieben: "Die Grundkonzeption dieser
4achs. Drehgestelle baut auf bewährten Konstruktionssektionen der
2achs. Drehgestellbauart 665 auf. So wurden mit verringertem
Radsatzstand zwei solcher Drehgestelle stumpf aneinandergefügt. Über
dem Rahmen liegt ein zentraler Träger (Mittellangträger), in den
die Last aus der Wagenbrücke über eine Drehpfanne mittig
eingeleitet wird. Dieser Mittellangträger stützt sich wiederum auf
dem Rahmen nur an zwei Stellen ab, nämlich dort, wo bei den
2-achsigen Drehgestellen ursprünglich die Drehpfannen angeordnet
waren. Die Gleitrollen ... sind an frei auskragenden Querbalken des
Mittellangträgers angebracht; sie haben mit dem darunterliegenden
Rahmen keine unmittelbare Verbindung. Durch die in zwei Ebenen
liegende Rahmenbauweise werden diese Drehgestelle besonders
verwindungsweich. Der Drehgestellrahmen ist aus St 52-3 gefertigt.
Der Saum im Radsatzausschnitt, der Steg für die Radsatzhalter und
die Verstärkungen der Seitenwangen (an den Rändern der
Bremsschaulöcher, Anm. d. Red.) sind Schmiedeteile, die Seitenwangen
und Kopfträger warmgepresste Bleche." [3]
Vierachsiges
Drehgestell BA 779 (P66.4), DB Uaais 779, 35 80 994 5 901-0, WUS
1987; Foto: Hans Nahon, Amersfoort, August 2005
Vierachsiges
Drehgestell BA 779 (P66.4), DB Uaais 779, 35 80 994 5 901-0, WUS
1987; Foto: Hans Nahon, Amersfoort, August 2005
Vierachsiges
Drehgestell BA 779 (P66.4), |
Auf
den Fotos von Hans Nahon ist zunächst die Anordnung und Ausführung
der Ausgleichshebel zwischen 1. und 2. sowie 3. und 4. Radsatz gut
erkennbar. Das dritte und vierte Foto von ihm illustrieren die
Beschreibung des Herstellers: Zwischen den Bremsluftbehältern ist
der erwähnte Mittellangträger mit seinem "frei auskragenden
Querbalken" zu erkennen. Erkennbar ist auch, wie die
Formulierung "stützt sich wiederum auf dem Rahmen nur an zwei
Stellen ab" zu verstehen ist: dort, wo bei den 2-achsigen
Drehgestellen ursprünglich die Drehpfannen angeordnet waren befindet
sich ein Querträger, der mit dem Mittellangträger verschweißt ist.
Bemerkenswert ist auch die Ausführung dieses Mittellangträgers, der
offensichtlich aus zwei parallel verlaufenden Trägern gebildet
erscheint. Auf dem vierten Foto wirken die Gleitrollen seltsam
deplatziert: sie können überhaupt nicht in Kontakt mit dem
Wagenuntergestell geraten. Hier handelt es sich jedoch um einen
Sonderfall: Die Aufnahmen entstanden, als der Wagen nach einer
Entgleisung bei der eine der Drehpfannen beschädigt wurde, zur
Reparatur abgestellt war. Die Tiefladebrücke ist daher abgehoben und
durch unterlegte Bohlen auf dem Drehgestell abgestützt. Auf dem
ersten und dritten Foto von Hans Nahon ist zu erkennen, dass aber
auch im Normalzustand die Tiefladebrücke nicht auf allen den
Gleitrollen aufliegt. Die Last wird (das gilt prinzipiell für alle Drehgestellwagen)
nur in den Drehpfannen übertragen. Würde der Wagenkasten oder hier
die Tiefladebrücke auf allen vier Gleitstücken/-rollen aufsitzen,
könnte sich der Wagen wie ein steifes Brett bei Gleisunebenheiten
nicht mehr verwinden, Drehgestelle und Radsätze würden an einer
Stelle von der Schiene abgehoben werden und
entgleisen.
Ausführungsvarianten, Verwendung
a)
Enddrehgestelle mit Kupplungseinrichtung und Pufferträger, verwendet
bei
- zwei DB Uaais 779, WUS 1977 und 1987 (jeweils ein
Enddrehgestell mit bodenbedienbarer Feststellbremse)
- 26 (event.
28 ?) Torpedopfannenwagen 84 80 D- ROG 9600 011-4 bis 038- 7
[P], 84 80 D- ROG 9600 500-6 bis 502-2 [P] (Anm. 3) [4]
Vierachsiges
Enddrehgestell BA 779 (P66.4), DB Uaais 779, 35 80 994 5 901-0, WUS
1987; Foto: Hans Nahon, Amersfoort, August 2005
-
Innendrehgestelle ohne Kupplungseinrichtung und Pufferträger, mit
Blechklappen vor den beiden wagenmittigen Radsätzen (zum Schutz
gegen flüssiges Roheisen beim Entladevorgang), verwendet bei
- 26
(event. 28 ?) Torpedopfannenwagen 84 80 D-
ROG 9600 011-4 bis 038- 7 [P], 84 80 D-
ROG 9600 500-6 bis 502-2 [P] (Anm. 3) [4]
Vierachsiges
Innendrehgestell P66.4, Rogesa Torpedopfannenwagen, 84 80 D-ROG
9960 032-0, DEMAG Jünkerrath/WUS 1985; Foto: Anton Kendall,
Völklingen
Datenblatt
Da
über die im Text angegebenen Abmessungen keine weiteren
bauartspezifischen Werte vorliegen, wurde kein gesondertes Datenblatt
erstellt.
Anmerkungen:
Anm.
1:
siehe [1, S. 718], dort wird auf die unveröffentlichten Studien
(einer leider nur mit "Lohmann" angegebenen Person) über
Achsgehänge als Achsführung für Güterwagen verwiesen.
Anm.
2: Der
Rahmen des iranischen Drehgestells "H665/IIRR" entspricht
nicht der DB Bauart 665, sondern dem WU 83.
Anm.
3: Die
Parabelfedern der Rogesa Torpedopfannenwagen sind nicht mit DB-Federn
tauschbar, diese Wagen sind für eine Höchstgeschwindigkeit von 80
km/ (beladen) beziehungsweise 90 km/h (leer) zugelassen. Alle
Enddrehgestelle mit Übergangsbühnen und Handbremse.
Quellen:
[1]
Madeyski, Dr.-Ing. Thilo von: Die Güterwagen-Drehgestelle Y 25 und
665 (in: Eisenbahnbahntechnische Rundschau <27> Heft 11, 1978,
S. 713 - 718)
[2] Waggon Union Siegen: Weiterentwicklung
DB-Drehgestell. Siegen, Juli 1974 (unveröffentlichte, zwölfseitige,
maschinenschriftliche Aktennotiz, Kopie Slg. Westermann/G-D), S.
5
[3] Waggon Union GmbH, Prospekt "Achtachsiger Güterwagen
mit Tiefladebrücke Bauart Uaais 779". Berlin/Netphen o. J (1979
?)
[4] Arlt, Udo: Liste der
Saarstahl-Torpedopfannenwagen (http://www.frauen-rl.info/hochofen/tpw/tpw-saar/tpw-saar.pdf,
abgerufen am 12. Juni 2017)
- Carstens,
Stefan, Nielsen, Per Topp; Feldermann, Gerhard: Güterwagen.DB AG. DB
Cargo. Railion.DB Schenker Rail. Fürstenfeldbruck (Verlagsgruppe
Bahn), 2014. ISBN 978-3-8375-0824-6
-
Waggon Union Siegen: Studie 91440 , Siegen, Oktober 1973 (= Studie
über die Weiterentwicklung des DB-Drehgestells 661/664 - 91440;
interne12-seitige maschinenschriftliche Aktennotiz mit 9
Anlagen/Zeichnungen und einer Beifügung <Lohmann, Juni 1974>;
Kopie BZA Minden/Slg. FVG)
- Lohmann, WUS:
Blatttragfeder-Schakengehänge als Achsführung für
Güterwagen-Drehgestelle. Siegen, Juni 1974 (in: WUS Studie 91440,
Kopie BZA Minden/Slg. FVG, Digitalisat G-D)
BZA Minden/Slg. FVG, Digitalisat G-D)
Kendall, Anton:
Persönliche Mitteilungen
Nahon, Hans: Persönliche Mitteilungen