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Drei- und Mehrachsige 1 "Laschen" - Drei- und Mehrachsige 2 "Schaken" - Drei- und Mehrachsige 3 "Y 25"
Blech und Winkel - Harkort - Innenrahmen, Blech und Winkel - Pressblech, genietet - Geschweißt - Pressblech, geschweißt (Einheitsbauart) - Niesky - Skandinavien
1. Grundlegendes
War
bis zu Beginn der Vierzigerjahre
der Anteil von vierachsigen Drehgestellwagen am
Güterwagen-Gesamtbestand
beinahe verschwindend gering, so waren sechs- und mehrachsige
Güterwagen
stets "Exoten", die als Einzelexemplare oder allenfalls in
Kleinstserien
gebaut wurden.
Deshalb muss man grundsätzlich davon ausgehen, dass sich die drei- und mehrachsigen Drehgestelle in Details, aber auch in ihrem Gesamterscheinungsbild zum Teil erheblich unterschieden haben. Alle diese Drehgestelle in ihrer Unterschiedlichkeit zu dokumentieren ist schwierig, da über viele dieser Wagen, insbesondere solche, die als Privatwagen nur werksintern eingesetzt wurden, wenig bekannt ist.
Andererseits findet man in unterschiedlichen Quellen durchaus Informationen zu Tiefladewagen und deren Drehgestellen, die sich in Zusammenhang bringen lassen.
Bei diesen Quellen handelt
es sich zum einen um die DV 934 "Verzeichnis der in den Wagenpark der
Deutschen
Bundesbahn eingestellten Wagen für
außergewöhnliche Transporte.
4. Ausgabe vom November 1953". Diese DV wurde 1936 eingeführt.
Leider
liegt mir weder die Ausgabe von 1936, noch die beiden folgenden
Ausgaben
vor. Die mir vorliegende Ausgabe von 1953 (mit Nachträgen 1
bis 5
von 1954) enthält nur die seinerzeit bei der Deutschen
Bundesbahn
eingestellten bahneigenen und Privat-Tiefladewagen. Tiefladewagen, die
nach dem Krieg bei anderen Verwaltungen verblieben sind oder abgestellt
waren, sind darin nicht enthalten.
Leider
sind die Drehgestelle
in der DV 934 grundsätzlich nur schematisch dargestellt,
genauere
Unterscheidungen sind auf dieser Basis allein kaum möglich.
Darüberhinaus
enthält die DV 934 keinerlei Angaben zu anderen 6-achsigen
Wagen,
beispielsweise Kesselwagen.
Zum anderen finden sich Angaben
zu Tiefladewagen und deren Drehgestellen in Ausgaben der DV 939 d, die
vor der Einführung der DV 934, also vor 1936, erschienen sind.
Mir
liegen Auszüge aus den Ausgaben von 1928 und 1933 (Sammlung
Peter
Driesch) vor. (Die Angaben zu den Tiefladewagen-Drehgestellen sind auch
noch in der Ausgabe von 1948 enthalten. Eine Zuordnung zu den Angaben
der
DV 934 ist jedoch nur mittels der Daten aus den älteren
Ausgaben möglich.)
Zu
beachten ist, dass in
der DV 939 d (Ausgaben 1928, 1933 und in gewissem Sinne auch 1948)
offensichtlich
nur ein Teil der Tiefladewagen und deren Drehgestelle enthalten sind -
und zwar die stückzahlmäßig bedeutenderen.
Viele andere
Drehgestelle, insbesondere auch die der Privat-Tiefladewagen sind darin
nicht vermerkt.
(Top)
2. Zusammenstellung der
Tiefladewagen mit drei- und mehrachsigen Blech und Winkel-Drehgestellen
In
der Zusammenschau von
DV 934 und der DV 939 f , Ausgabe 1933, ergibt sich folgendes Bild:
(Die
Angaben zum Achsstand
beziehen sich immer auf den Achstand im Drehgestell, die angegebene
Skizzennummer
auf die DV 934.)
2.1 Genietete Tiefladewagen
mit Blech und Winkel-Drehgestellen (belegt)
a)
6-achsige SSt 06,
Wagennummer 980 046 bis 048, Hersteller: van der Zypen und Charlier,
1891
und 1900,
Tragfähigkeit
47250 kg, Achsstand 1500 mm, Laufkreisdurchmesser 940 mm (3 Einheiten,
Skizze 3)
Dreiachsiges Blech
und Winkel-Drehgestell für Plattformwagen der Kgl.
Preussischen Staatsbahnen Direktion Köln (rechtsrheinisch), Ladegewicht 45 000 kg, Hersteller: van der Zypen und Charlier, 1891; Achsstand 1,50 m, Laufkreisdurchmesser 940 mm, mittlere Achse ungebremst Zeichnung: Hermann Jahn auf der Basis einer Zeichnungskopie aus der Sammlung Peter Driesch (Darstellung der Federn stilisiert) |
Dreiachsiges Blech
und Winkel-Drehgestell für Plattformwagen der Kgl.
Preussischen Staatsbahnen Direktion Köln (rechtsrheinisch), Ladegewicht 45 000 kg, Hersteller: van der Zypen und Charlier, 1891; Achsstand 1,50 m, Laufkreisdurchmesser 940 mm, mittlere Achse ungebremst Zeichnung: Eisenbahnmaschinenwesen der Gegenwart,1. Absch., 2. Teil "Die Wagen ...", 2. Aufl., Berlin 1910 (Slg. Paul Scheller) |
Plattformwagen der
Kgl. Preussischen Staatsbahnen, Direktion Köln
(rechtsrheinisch), Ladegewicht 45 000 kg mit dreiachsigen Blech- und Winkel-Drehgestellen (siehe oben); beachte: Gestaltung des Bremsersitzes Quelle: Sammlung Peter Driesch |
Ein Foto eines der drei Wagen, noch mit dem altertümlichen Bremsersitz, findet sich in "Klebes, Günther: Die Wagen auf der Eisenbahntechnischen Ausstellung in Seddin (= Eisenbahn und Museen, Folge 28, Karlsruhe 1982), Seite 9 unten rechts).
b) 6-achsige SSt 06,
Wagennummer 980 041 bis 042, Hersteller: LHW , 1916 und 1917
Tragfähigkeit
55 t, Achsstand 1350 mm, Laufkreisdurchmesser nicht angegeben (2
Einheiten,
Skizze 2)
nach
DV 939 d, Ausg. 1933: Wagenzeichnung: Ce 187, Drehgestell
nach Zeichnung
Ci 251 -
Blech
und Winkel, Federn: 11 Blätter, 1000 mm gestreckte
Länge, 90
x 13 mm
c) 6-achsige SSt 06,
Wagennummer 980 121 bis 126, Hersteller: Waggonfabrik Gotha, 1924
Tragfähigkeit
53 t, Achsstand 1500 mm, Laufkreisdurchmesser 940 mm (6 Einheiten,
Skizze
21)
nach
DV 939 d, Ausg. 1933: Wagenzeichnung: Ce 137 a, Drehgestell
nach Zeichnung
Ci 163 -
Blech
und Winkel, Federn: 11 Blätter, 1000 mm gestreckte
Länge, 90
x 13 mm
d) 6-achsige SSt 06,
Wagennummer 980 131 bis 140, Hersteller: LHW, Beuchelt, Wismar,
Hanomag,
Görlitz, 1924/25
Tragfähigkeit
55 t, Achsstand 1500 mm, Laufkreisdurchmesser nicht angegeben (10
Einheiten,
Skizze 22)
nach
DV 939 d, Ausg. 1933: Wagenzeichnung: Ce 187 a, Drehgestell
nach Zeichnung
Ci 163 -
Blech
und Winkel, Federn: 11 Blätter, 1000 mm gestreckte
Länge, 90
x 13 mm
3-achsige
Blech und Winkel-Drehgestelle nach Zeichnung Ci 163 wurden (lt. DV 939
d, Ausg. 1933) außerdem unter
Tiefladewagen
nach Zeichnung Cf 70 a verwendet (Tragfähigkeit 63 t,
Länge über
Puffer 19,3 m, Abstand der
Drehpfannenbolzen
12,0 m, erstes Baujahr 1911).
2.2. Genietete Tiefladewagen,
vermutlich mit Blech und Winkel-Drehgestellen (jedoch nicht
näher
belegt)
a)
6-achsiger SSt
06, Wagennummer 980 116, Hersteller: Gotha, 1909
Tragfähigkeit 63 t, Achsstand 1500 mm, Laufkreisdurchmesser
nicht
angegeben (1 Einheit, Skizze 14)
b) 6-achsiger
Privat-Tiefladewagen
Essen 504 750 P, Einsteller: Ruhrstahl AG, Hattingen/Ruhr,
Hersteller:
Baume et Marpent (B), 1910
Tragfähigkeit
52 t, Achsstand 1500 mm, Laufkreisdurchmesser 1000 mm (Skizze 91)
c) 6-achsiger
Privat-Tiefladewagen
Karlsruhe 547 081 P, Einsteller: Brown Boveri & Cie, Mannheim,
Hersteller:
Fuchs, 1911
Tragfähigkeit
63 t, Achsstand 1500 mm, Laufkreisdurchmesser nicht angegeben (Skizze
111)
d) 6-achsiger
Privat-Tiefladewagen
Köln 537 625 P, Einsteller: Rheinisch-Westfälische
Elektrizitätswerke,
Essen,
Hersteller: Orenstein und Koppel, 1915
Tragfähigkeit
56,7 t, Achsstand 1500 mm, Laufkreisdurchmesser nicht angegeben (Skizze
121)
e) 12-achsige
Privat-Tiefladewagen
München 516 500 P und Nürnberg 521 030 P,
Einsteller
(beider Wagen): Bayernwerk AG, Hersteller: MAN, 1921 und 1923
Tragfähigkeit
110 t, Achsstand 1400 mm, Laufkreisdurchmesser nicht angegeben (Skizze
143)
Wagen
München 516 500 P war 1924 in Seddin ausgestellt (Abbildungen
in Gottwaldt
und Klebes,
s. Literaturverzeichnis),
soweit auf den Abbildungen erkennbar hatten die Drehgestelle
Ausschnitte
(als
Bremsschaulöcher?)
in den Seitenwangen, die Federn könnten mit Schlaufen
aufgehängt
gewesen sein
f) 12-achsiger
Privat-Tiefladewagen
Essen 501 241 P, Einsteller: AEG Transformatorenwerk
Mülheim/Ruhr,
Hersteller:
AEG Mülheim/Ruhr, 1923
Tragfähigkeit
100 t, Achsstand 1230 mm, Laufkreisdurchmesser nicht angegeben (Skizze
67)
g) 6-achsige SSt 06,
Wagennummer 980 161 bis 163, Hersteller: LHW, 1934
Tragfähigkeit
55 t, Achsstand 1500 mm, Laufkreisdurchmesser 940 mm (3 Einheiten,
Skizze
22a)
Bei diesen
drei Wagen scheint es sich um einen in Details veränderten
Nachbau
der Wagen nach Skizze
22 zu
handeln (Baujahr 1924/25).
Laut
Taschinger hat LHW im Jahr 1934 außerdem mindestens einen
6-achsigen
Tiefladewagen mit 80 t
Tragfähigkeit
gebaut (Drehzapfenabstand: 15,8 m - gegenüber 12,8 m bei den
Wagen
nach Skizze 22a).
Ein entsprechender
Wagen ist in der DV 934 auf Skizze 96 zu finden. Dort ist als Baujahr
1938
angegeben
und die
Drehgestelle sind, soweit erkennbar der geschweißten Bauart
zuzurechnen.
3. Andere Blech und Winkel-Drehgestelle
oder: Die Sache mit den Federböcken
Während
zu den vorgenannten,
in den DV 934 und 939 d vermerkten Tiefladewagen und -Drehgestellen
bislang
keine Fotos aufgetaucht sind, liegen mir Fotos von Tiefladewagen
(bezeihungsweise
deren Drehgestellen) vor, die - da sie im Bestand der (ost-)Deutschen
Reichsbahn
waren - keinem der beiden Verzeichnisse genannt sind.
Diese Fotos zeigen nun aber nicht nur weitere Ausführungen von Blech und Winkel-Drehgestellen, sondern belegen darüberhinaus markante Bauformen von Federböcken.
Zunächst liegt es nahe anzunehmen, dass die Bauform von Federböcken von der Art des Federgehänges abhängig ist. Zum zweiten wird man annehmen können, dass ein Hersteller - gerade bei Spezialanfertigungen wie Tiefladewagen bei denen Aspekte der Großserienfertigung keine besondere Rolle spielen - vielleicht eine "hauseigene" Federbock-Bauform entwickelt, die eventuell eine Art Markenzeichen darstellen könnte.
Die beiden im folgenden vorgestellten
Drehgestelle weisen denn auch Federböcke auf, die sich zum
einen deutlich
unterscheiden, die sich zum anderen aber auch bei später
gebauten,
geschweißten Drehgestellen wiederfinden lassen.
3.1
Vierachsiges
Blech und Winkel-Drehgestell mit senkrecht stehendem Federbock
4-achsiges Blech
und Winkel Drehgestell, gleichmäßiger Achsstand,
vermutlich
1500 mm mittlerer Federbock geteilt, senkrecht an der Unterkante der Seitenwange angreifend, Ausgleichshebel innen gelagert, Halterung U-förmig Tragschnabelwagen DR SSt 66-36-02; Foto: Günter Meyer, Aue (Sammlung Peter Driesch), 1963, Zwönitz |
Leider ist bislang der Hersteller
dieses Wagens und es Drehgestells nicht bekannt.
Die
Bauform der Federböcke
entspricht dem Baumuster A der geschweißten
(Tiefladewagen-)Drehgestelle.
3.2 Fünfachsiges
Blech und Winkel-Drehgestell mit v-förmigen
Federböcken
5-achsiges Blech
und Winkel-Laufwerk (ursprünglich: Drehgestell)
innere Federböcke: verbunden, v-förmig am unteren Rad der Seitenwangen angreifend , Ausgleichshebel innengelagert, Halterung T-förmig beachte: Federanschlag; Achsstand vermutlich 1350mm, 1210 mm, 1210 mm, 1350 mm SKET Magdeburg 1093, museal erhalten beim Eisenbahnverein "Hei Na Ganzlin" e. V.; Foto: Holger Viebke, Ganzlin, Sommer 2002 |
An dem oben abgebildeten 5-achsigen Drehgestell fallen der ungleichmäßige Achsstand und die festen, inneren Federböcke auf. Die Federböcke ähneln entsprechen mit ihrer winklingen Form auffällig den festen, geschweißten Federböcken des Baumusters C.
Die DV 934 von 1953 verzeichnet (wohlgemerkt für den Bereich der DB, es ist also recht unwahrscheinlich, dass sich darunter auch der Wagen befindet, dem das Magdeburger SKET-Drehgestell zuzuordnen wäre) immerhin sechs Skizzen von fünfachsigen (Privat-) Tiefladewagen mit Achsständen von 1350 beziehungsweise 1210 mm.
a) Skizze 112: Karlsruhe
547 082, Einsteller: Brown Boveri & Cie, Mannheim, Hersteller:
Fuchs,
1922
b)
Skizze 116: Köln
537 624 (ex Köln 536 360), Einsteller:
Rheinisch-Westfälische
Elektrizitätswerke,
Essen, Hersteller: MAN, 1923, Foto s. "Uebel, Lutz; Richter, Wolfgang
D.
(Hrsg.): 150 Jahre Schienenfahrzeuge
aus Nürnberg. Freiburg 1994", Seite 213
c)
Skizze 116a: Köln
537 622 (ex Köln 536 144), Einsteller:
Rheinisch-Westfälische
Elektrizitätswerke,
Essen, Hersteller: MAN, 1923/1943, Foto s. "Fuhlberg-Horst, John: Die
Eisenbahn
im Bild. Eine Bilderreihe aus
aller Welt. Dritte Folge. (Reihe: Wunder der Technik)
Stuttgart,
1925", Seite 53
d)
Skizze 123: Köln
537 627, Einsteller: Rheinisch-Westfälische
Elektrizitätswerke,
Essen, Hersteller: LHW, 1920
e)
Skizze 124: Köln
537 628, Einsteller: Rheinisch-Westfälische
Elektrizitätswerke,
Essen, Hersteller: LHW, 1920 (Brücke: MAN 1935)
f)
Skizze 142:
Nürnberg 521 147, Einsteller: Siemens-Schuckertwerke,
Nürnberg,
Hersteller:
Dortmunder Bergwerks- und Hütten AG, 1923
Keinem dieser Wagen mit Sicherheit
zuzuordnen ist das Foto eines 10-achsigen Tiefladewagens, das sich
unter
anderem in
"Fuhlberg-Horst,
John: Die
Eisenbahn im Bild. Eine Bilderreihe aus aller Welt. Dritte Folge.
(Reihe:
Wunder der Technik) Stuttgart, 1925", auf Seite 53 abgedruckt
findet:
Essen 602 887 P, Einsteller: Fried. Krupp. Die Drehgestelle dieses
Wagens
entsprechen vor allem in der Ausführung der
Federböcke in geradezu
überraschender Weise dem oben gezeigten Drehgestell. Dabei
dürfen
aber auch die Unterschiede nicht übersehen werden: Die
Federanschläge
haben keine Dämpfer und die Kanten der Seitenwangen sind im
unteren
Bereich deutlich ausgerundeter.
10-achsiger Tiefladewagen
Essen 602 887 P, Ladegewicht: 105 t, Einsteller Fried. Krupp
Foto: Werkfoto Friedr.
Krupp, Repro: Hermann Jahn (Quelle: Fuhlberg-Horst, John: Die Eisenbahn
im Bild. |
Das obengezeigtes 5-achsige SKET-Laufwerk ist offensichtlich keinem der hier genannten Wagen zuzuordnen. Dennoch weisen das SKET-Laufwerk, die in Skizze 124 erkennbaren LHW-Drehgestelle und der Krupp'sche "Essen 602 887" eine beachtliche Anzahl von Gemeinsamkeiten auf. Darüberhinaus ist zu berücksichtigen, dass beide Federbock-Bauformen in den Dreißigerjahren von LHW bei geschweißten (Tiefladewagen-)Drehgestellen parallel gebaut wurden.
Eine plausible Erklärung
habe ich bislang dafür nicht. Äußerst
spekulativ ist in
diesem Zusammenhang die Hypothese, dass Krupp in den Zwanzigerjahren
den
Bau von Tiefladewagen an LHW übertragen hat - im Gegenzug zum
Übertrag
des Lokomotivbau-Kontingents von LHW an Krupp. Als Fakt kann gelten,
dass
Krupp zu Länderbahnzeiten einer der bedeutendsten Hersteller
von Tiefladewagen
war - gleichwohl aber in der DV 934 (von 1953) überhaupt nicht
in
Erscheinung tritt.
4. Jüngere Blech
und Winkel-Drehgestelle
Zwischen
1938 und 1942 wurden
bei drei Herstellern (Talbot, Fuchs, Waggonfabrik Dessau) eine
insgesamt
relativ große Anzahl sechsachsiger Chemie-, Druckgas- und
Teerkesselwagen
gebaut, von denen einige bis in die Achtzigerjahre in Betrieb waren.
Jedes
der am Bau dieser Wagen beteiligte Unternehmen verwendete eigene
Drehgestell-Konstruktionen.
Der weitaus größten Anteil dieser sechsachsigen
Wagen wurde
von Fuchs gebaut. Bei Talbot entstand nur eine Serie mit etwa 10 bis 15
Exemplaren.
Grundsätzlich
würde
man von Drehgestellen, die zu dieser Zeit gebaut wurden, erwarten, dass
es sich dabei um Schweißkonstruktionen handelt.
Ähnlich jedoch
wie bei den zweiachsigen Drehgestellen wurden diese dreiachsigen
Drehgestelle
als genietete Blech und Winkel-Konstruktionen ausgeführt.
Vergleicht
man das Drehgestell des preußischen Plattformwagens von 1891
mit
dem Drehgestell der ab 1939 bei Fuchs gebauten Chemie-Kesselwagen,
findet
man überraschend wenig Unterschiede.
Bauart Talbot 1938
Dreiachsiges Blech
und Winkel-Drehgestell für Druckgas-Kesselwagen, Talbot 1938
Laufkreisdurchmesser ? mm, Achsstand (gesamt) 3200 mm, 6-lagige Federn Hoechst, DB 556 314 P, Foto: Joachim Claus (Ausschnitt aus Wagenfoto), Slg. Harald Westermann |
Bauart Fuchs 1939
Dreiachsiges Blech
und Winkel-Drehgestell für Chemie-Kesselwagen, Fuchs, 1941
Laufkreisdurchmesser 940 mm, Achsstand (gesamt) 2900 mm, 11-lagige Federn Foto: Peter Driesch, 1985 |
Dreiachsiges Blech
und Winkel-Drehgestell für Chemie-Kesselwagen, Fuchs 1941; 10-lagige Federn Foto: Peter Driesch, Hamburg Wilhelmsburg, August 1976 |
Dreiachsiges Blech
und Winkel-Drehgestell für
Chemie-Kesselwagen, Waggonfabrik Dessau 1941; mit rechteckigen Ausschnitten Hoechst, 20 80 006
3 264-5 |
Dreiachsiges Blech
und Winkel-Drehgestell Bauart Dessau, Waggonfabrik Dessau 1941
Laufkreisdurchmesser 940 mm, Achsstand (gesamt) 3000 mm, 10-lagige Federn. Ausgleichshebel zwischen erster und zweiter Achse von links, fester Federbock zwischen zweiter und dritter Achse Foto: Harald Westermann |
Dreiachsiges Blech
und Winkel-Drehgestell Bauart Dessau, Waggonfabrik Dessau 1941.
Fester Federbock zwischen erster und zweiter Achse von links, Ausgleichshebel zwischen zweiter und dritter Achse. Foto: Sammlung Harald Westermann |
Peter Driesch weist darauf hin, dass mit den Chemie-Kesselwagen Natronlauge zur Herstellung von Aluminium (Flugzeugbau) transportiert wurde. Die Druckgas-Kesselwagen sind seinen Angaben zufolge Chlor(gas)-Kesselwagen.
Quellen:
Deutsche
Bundesbahn: Verzeichnis
der in den Wagenpark der Deutschen Bundesbahn eingestellten Wagen
für
außergewöhnliche Transporte. DV 934. 4. Ausgabe vom
November
1953. Minden (Westf.)
Deutsche
Reichsbahn: Merkbuch
für die Fahrzeuge. IV. Wagen (Regelspur) DV 939d, Teil
A, Ausgabe
1933 (kopierte Auszüge ohne Titelblatt, bibliograph. Angaben
nicht
gesichert)
Deutsche
Reichsbahn: Merkbuch
für die Fahrzeuge. IV. Wagen (Regelspur) DV 939d, Teil
A, Ausgabe
1928 (kopierte Auszüge ohne Titelblatt, bibliograph. Angaben
nicht
gesichert)
Fuhlberg-Horst,
John: Die
Eisenbahn im Bild. Eine Bilderreihe aus aller Welt. Dritte Folge.
(Reihe:
Wunder der Technik). Stuttgart, 1925
Gottwaldt,
Alfred B.: Eisenbahntechnische
Ausstellung Seddin 1924. Stuttgart 1985
Klebes,
Günther: Die
Wagen auf der Eisenbahntechnischen Ausstellung in Seddin (= Eisenbahn
und
Museen, Folge 28, Karlsruhe 1982)
Taschinger,
Otto: Geschweißte
Tiefladewagen. Nachgedruckt in: Steiger Verlag (Hrsg.): Eisenbahnwagen
in Originaldokumenten: eine internationale Übersicht aus
"Organ für
Fortschritte des Eisenbahnwesens in technischer Beziehung" Teil 3: 1910
- 1943, Text- und Tafelband. Moers, 1986/87; Seite 229 ff.
Uebel,
Lutz; Richter, Wolfgang
D. (Hrsg.): 150 Jahre Schienenfahrzeuge aus Nürnberg. Freiburg
1994
Westermann,
Harald: Persönliche
Informationen zu sechsachsigen Kesselwagen