Güterwagen-Drehgestelle: Fachwerk - Dortmund 
Version 1.02.97.1, Stand: 20. Februar 2017

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Fachwerk Hauptseite - Bergisch-Märkische Eisenbahn, um 1860 - Pfalz 1873Elsass-Lothringen/Württemberg (MEK) 1874 - Bayern 1886 - Böhmen/Mähren/Österreich, ab 1885Schweiz/SIG (Personenwagen), 1886 - Dortmund - Breslau 1900, 1905 

Das ehemalige Dortmunder Unternehmen Both & Tilmann G.m.b.H. wird heute vor allem in Zusammenhang mit schmalspurigen Güterwagen erwähnt. Vorstellbar ist, dass Both & Tilmann zunächst normalspurige Wagen gebaut hat und in den 1890er Jahren, als sich ein zunehmender Bedarf an Schmalspurfahrzeugen abzeichnete, verstärkt auf diesem Markt engagiert hat. Aus heutiger Sicht würde man erwarten, dass in diesem Zusammenhang ein Programm an Standard-Fahrzeugen entwickelt wurde, aus dem die Besteller wie aus einem Katalog hätten auswählen können. Tatsächlich jedoch scheint es allenfalls bestimmte Konstruktionsprinzipien gegeben zu haben, während viele Details von Auftrag zu Auftrag neu festgelegt wurden.

Folgende von Both & Tilmann gebauten Drehgestellwagen sind mir bisher bekannt:
 
 Bahn
 (Standort)
 Wagen- 
 nummer
 LüP  Drehzapfen-
 abstand
 Achsstand  Baujahr  Herkunft  Sprengwerk  Drehgestell
 Wernigerode  99-04-76  11,2 m  6,5 m  1250 mm  1899  Bergheim  Rundeisen  FW m. V.
 Wernigerode  99-04-77  11,2 m  6,5 m  1250 mm  1899  Bergheim  Rundeisen  FW m./o. V.?
 Wernigerode  99-04-78  11,2 m  6,5 m  1250 mm  1899  Bergheim  Rundeisen  FW m. V.
 Wernigerode  99-04-79  11,2 m  6,5 m  1250 mm  1899  Bergheim  Rundeisen  FW m./o. V.?
 Wernigerode  99-04-80  11,2 m  6,5 m  1250 mm  1899  Bergheim  Rundeisen  FW o. V.
 Langeoog  12  10,8 m  6,5 m  1000 mm  1901  Salzwedel  Rundeisen  FW?
 Langeoog  13  10,9 m  6,5 m  1000 mm  1901  Salzwedel  Rundeisen  FW?
 Langeoog  14  10,87 m  6,5 m  1000 mm  1901  Salzwedel  Rundeisen  FW?
 Langeoog  15  10,1 m  6,5 m  1000 mm  ?  Minden  Rundeisen  FW?
 Heide  321   11,2 m  6,5 m  1000 mm  1912  Salzwedel  ?  Diamond

Anmerkungen: Mit "Bahn (Standort)" sind die Stellen (Literatur, Internet, siehe Quellen) gemeint, an denen ich die Informationen zu diesen Wagen gefunden habe. Die korrekte Angabe der Bahnverwaltung ergibt sich aus diesen Quellen und erschien mir hier eher verwirrend. Unterstrichene Wagennummern bedeuten, dass der Wagen zum Zeitpunkt der Erstellung der Tabelle (Dez. 2006) noch als vorhanden gemeldet war. Herkunft: Bergheim = Bergheimer Kreisbahnen, Salzwedel = Salzwedeler Kleinbahn, Minden: Mindener Kreisbahn.

Leider liegen mir bislang lediglich Informationen zu den Drehgestellen des Wagens 99-04-78 vor, der sich vermutlich im Besitz der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) befindet und den ich im Oktober 2006 in Benneckenstein angetroffen habe. Der Literatur nach hat der aus der selben Serie stammende 99-04-80 andere Drehgestelle ("offenes Fachwerk, keine Verbindungsstange). Interessant wäre auch ein Vergleich mit den Drehgestellen der in Langoog noch vorhanden Wagen, zu denen mir aber ebenfalls keine näheren Informationen vorliegen.
 
Fachwerk-Drehgestell, Schmalspur, Neuhausen (CH), 1886, eingebaut Fachwerk-Drehgestell, Schmalspur, mit geschlossenen Blechachshaltern, Dortmund; Foto: Hermann Jahn
  Fachwerk-Drehgestell SIG 1886 (1000 mm), für Personenwagen der
  Appenzeller Bahn

  Schweizerischen Industrie-Gesellschaft (SIG) in Neuhausen am Rheinfall, 1886

  KBD4i 30 der UEF, ex Appenzeller BahnAmstetten, 4. April 2006

  Fachwerk-Drehgestell Dortmund (1000 mm), für Güterwagen der
  Bergheimer Kreisbahnen

  Both & Tilmann, Dortmund 1899  

  HSB 99-04-78, ex Bergheimer KreisbahnenBenneckenstein, 1. Oktober 2006

Auf den ersten Blick scheinen Welten zwischen diesen beiden Drehgestellen zu liegen. Gegenüber dem Both & Tilmann-Drehgestell wirkt das SIG-Drehgestell von 1886 geradezu filigran, ja fast zerbrechlich. Und doch sind beide Drehgestelle laufwerktechnisch aus "ein und dem selben Holz geschnitzt", folgen genau den selben Konstruktionsprinzipien:
 
Fachwerk-Drehgestell, Schmalspur, mit geschlossenen Blechachshaltern, Dortmund; Foto: Hermann Jahn   Fachwerk-Drehgestell Dortmund (1000 mm), für Güterwagen der
  Bergheimer Kreisbahnen

  Both & Tilmann, Dortmund 1899  

  HSB 99-04-78,
  ex Bergheimer Kreisbahnen
; Benneckenstein, 1. Oktober 2006

Blattfedern, Laschenaufhängung, kein Ausgleichshebel, am unteren Ende der Achshalter verschraubtes Verbindungseisen, ...
 
Fachwerk-Drehgestell, Schmalspur, mit geschlossenen Blechachshaltern, Dortmund; Foto: Hermann Jahn   Fachwerk-Drehgestell Dortmund (1000 mm), für Güterwagen der
  Bergheimer Kreisbahnen

  Both & Tilmann, Dortmund 1899 

  HSB 99-04-78,
  ex Bergheimer Kreisbahnen
; Benneckenstein, 1. Oktober 2006

U-Profil mit glatter Seite nach außen gekehrt als seitliche Langträger ...

Und doch wirkt das "Dortmund" wesentlich robuster. Dieser Eindruck kommt zum einen durch die aus Flacheisen gefertigte Verbindungsstange zustande, vor allem aber durch die Achshalterbleche. Diese weisen nicht die für klassische Fachwerk-Drehgestelle "offene" Form auf, sondern bestehen aus einem "einfach" zugeschnittenen Blech. Auch die Form der Achshalterbleche unterscheidet sich deutlich von klassischen Fachwerk-Drehgestellen. Deren Achshalter haben in etwa die Form eines "Y", während die Achshalter dieses Drehgestells eher eine "V"-Form aufweisen, ähnlich wie Laufwerke von Zweiachsern mit Blechachshaltern.

Dieser Befund lässt - im Vergleich mit den in der Literatur gezeigten Darstellungen der anderen Wagen aus der "Bergheimer" Serie (99-04-80, "offene Achshalter, keine Verbindungsstange) - den Verdacht aufkommen, dass es sich hierbei um ein umgebautes Drehgestell handelt, bei dem die ursprünglichen Fachwerk-Achshalter ersetzt und das Drehgestell zusätzlich durch die Verbindungsstange verstärkt wurde. Vor diesem Hintergrund wäre ein Vergleich mit den "Langeooger" Drehgestellen aus dem Jahr 1901 besonders interessant.

 
  Fachwerk-Drehgestell, Dortmund   
  Achsstand   1250 mm
  Radsätze  
  maximaler Laufkreis-Durchmesser   1250 mm
  Achsschenkelmittenabstand  
  Querspiel der Achsen  
  Längsspiel der Achsen  
  Blatt-Tragfedern  
    Gestreckte Länge  
    Anzahl der Federblätter   7
    Federblattquerschnitt  
    Traghöhe  
  Durchschnittsgewicht (incl. Radsätze, Bremse)  
  erstes Baujahr   1899 (umgebaut ?)

Quellen:
Bethke, Matthias; Finke, Wolfgang; Schweer, Hans: Die Fahrzeuge der Harzer Schmalspurbahnen. Aachen 2003 (in der Tabelle oben = Wernigerode)
Inselgemeinde Langeoog: Schiffahrt der Inselgemeinde Langeoog, Historie, Inselbahn Details, Frachtwagen
(= http://www.schiffahrt-langeoog.de/)
Schöning, Heinz-Herbert: Die Kleinbahnen des Kreises Norderdithmarschen. Heide 1980
 


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