Güterwagen-Drehgestelle: Fachwerk -  Bergisch-Märkische Eisenbahn, um 1860
Version 2.01.97.1, Stand 19. Februar 2017

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Fachwerk Hauptseite - Bergisch-Märkische Eisenbahn, um 1860 - Pfalz, 1873 - Elsass-Lothringen/Württemberg (MEK) 1874 - Böhmen/Mähren/Österreich, ab 1885 - Schweiz/SIG (Personenwagen), 1886 - Bayern 1886 - Dortmund - Breslau 1900, 1905 
 

Vorbemerkungen
Obwohl in den 1850er Jahren Drehgestellwagen einen relativ hohen Anteil am vorhandenen Güterwagen-Park ausmachten, gibt es davon nur wenige genauere Darstellungen und Abbildungen. Im "Organ" [1] wurde vor allem über innovative Entwicklungen berichtet, Wageninventare waren damals in erster Linie für finanzielle Bewertungen, bei denen es nicht auf detaillierte technische Angaben ankam, relevant. Fotografieren war umständlich und teuer, solchen Aufwand betrieben Bahnverwaltungen und Hersteller nur aus besonderem Anlass, wenn etwas "Herausragendes" (wie etwa eine Lokomotive) festgehalten werden konnte.

Von dem achträdrigen Niederbordwagen der Bergisch Märkischen Eisenbahn liegt nur lediglich eine, in Details nicht eindeutig bestimmbare Längsansicht [2] vor. Erkennbar ist jedoch ein archaisch anmutendes Konstruktionsprinzip der Drehgestelle, das in seinen Grundzügen exemplarisch für diesen Drehgestell-Typ in der Zeit vor 1860 sein dürfte.

Die nachforlgende Beschreibung ist eine Interpretation der Zeichnung vor dem Hintergrund des Berichts von Hesekiel (Wagenverwaltungs-Vorstand der Köln-Mindener Eisenbahn) über die "neuesten Constructionen von Eisenbahnwagen" aus dem Jahr 1868 [3, S. 179 ff]. nachgedruckt in [4, 104 ff].


Fachwerk-Drehgestell, Bergisch Märkische Eisenbahn, Offener Güterwagen für 400 Ctr. Tragfähigkeit; Quelle: Menninghaus u. a., S.188 [2]

Kastendrehgestell in Mischbauweise mit aufgesetzten Achshalter-Schenkeln

Rahmenbauteile aus Eichenholz, mit Blechen verstärkt. Hölzerne Seiten-Langträger mit vier einzelnen, außen auf(-geschraubten?) Achshalterschenkeln aus Flachblech. Innere Achshalterschenkel mit Verbindungsstange gegeneinander verstärkt, äußere Achshalterschenkel mit Rundeisen-Winkelstreben gegen die Kopfquerträger abgestützt. Ausführung des Hauptquerträgers nicht eindeutig erkennbar. Hölzerne, mit Blech armierte Kopfquerträger. Ausführung der Drehpfanne nicht eindeutig erkennbar. Achsstand 4' 6'' (?, entspräche 1413 mm), Laufkreis-Durchmesser nicht angegeben. Ausführung der Federböcke nicht eindeutig erkennbar. Kein Ausgleichshebel. Blatttragfedern (sechslagig ?) mit Laschen an den Federböcken aufgehängt. Ohne Bremse.

Zu den Rädern: Wie die beiden anderen bei Mennighaus u. a. [3, S. 187, 188] abgebildeten Wagen sind die Drehgestelle sind nicht mit Speichenradsätzen, sondern mit genieteten Scheibenrädern ausgerüstet. Die ersten Scheibenräder entwickelte Heusinger von Waldegg bereits 1842, in der Folge entstanden zahlreiche weitere Ausführungen [5, S. 45 ff], leider ist die konkrete Ausführung in den Abbildungen der BME-Wagen nicht genau erkennbar. Ab 1859 [2, S. 50] kamen bei der BME Gussstrahlscheibenräder (System Mayer) zum Einsatz, deren Erscheinungsbild deutlich von den hier gezeigten Rädern abweicht.


Beispiele für frühe Scheibenräder: Doppelscheibenrad, System Heusinger, ab 1842 (Fig. 13); Scheibenrad mit angenietetem Unterreif, System Daelen, ab 1855 (Fig. 15);
Bochumer Gussstahlrad, System Mayer, ab 1859 (Fig. 18); Quelle: Heusinger [6, Tafel II]


Datenblatt
Wegen unzureichend gesicherter Informationen nicht erstellt


Verwendung
- "Offener Güterwagen"/Niederbordwagen der Bergisch Märkischen Eisenbahn
Laut VdEV-Statistiken [6] verfügte die Bergisch Märkische Eisenbahn vor 1860 über keine achträdrige Güterwagen. Im Jahr 1860 wurden sechs offene, achträdrigen Wagen beschafft, bis 1865 war der Bestand an achrträdrigen offenen Güterwagen bei der Bergisch Märkischen Eisenbahn auf 30 Exemplare angewachsen. Leider ist das Baujahr des hier vorgestellten Wagens nicht bekannt.


Quellen
[1] Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens in technischer Beziehung. Organ des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen. Wiesbaden, ab 1845
[2] Menninghaus, Werner; Krause, Günther; von Kampe, Manfred: Bergisch-Märkische Eisenbahn (1843 - 1881) - Ausbesserungswerk Witten - . Lübbecke, 1990
[3]
Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens in technischer Beziehung. Neue Folge. V. Band. 23. Jg. Wiesbaden, 1868. *
[4] Steiger Verlag (Hrsg.): Eisenbahnwagen in Originaldokumenten: eine internationale Übersicht aus "Organ für Fortschritte des Eisenbahnwesens in technischer Beziehung" Teil 1: 1847 - 1874, Text- und Tafelband. Moers, 1986/87
[5] Heusinger von Waldegg, Edmund: Handbuch für specielle Eisenbahn-Technik. Zweiter Band. Der Eisenbahnwagenbau in seinem ganzen Umfange. Leipzig 1870; Seite 172 *
[6] Heusinger von Waldegg, Edmund: Atlas zu dem Handbuch für specielle Eisenbahn-Technik. Zweiter Band. Der Eisenbahnwagenbau. XLVII Tafeln. Leipzig 1870; Tafel XLII, Fig. 4 *
[7]
Verein deutscher Eisenbahn-Verwaltungen (VdEV): Deutsche Eisenbahn-Statistik, 8. (1857) und 23. (1872) 16. (1865) Jahrgang *

*) auch online verfügbar: BSB München, (https://opacplus.bsb-muenchen.de/metaopac)

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