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Fachwerk Hauptseite - Bergisch-Märkische Eisenbahn, um 1860 - Elsass-Lothringen/Württemberg (MEK) 1874 -Böhmen/Mähren/Österreich, ab 1885 - Schweiz/SIG (Personenwagen), 1886 - Bayern 1886 - Dortmund - Breslau 1900, 1905
Breslau 1900:
Vergleich
Breslau 1900/SIG 1886 - Foto Details
Breslau 1905:
Vergleich
Breslau 1900/1905 - Foto Details
Anmerkungen
- Daten
Breslau 1900
Die Nordhausen - Wernigeroder
Eisenbahn hat im Jahr 1900 bei der Waggonfabrik Gebr. Hoffmann und Co AG
in Breslau 6 gedeckte und 10 offene Drehgestell-Güterwagen beschafft,
die mit Fachwerk-Drehgestellen ausgerüstet waren. 15 weitere, weitgehend
baugleiche offene Wagen entstanden 1905 bei der Waggonfabrik Peter Herbrand
& Cie. in Köln-Ehrenfeld.
Fachwerk-Drehgestell
Breslau 1900 (1000 mm),
für Güterwagen der Nordhausen - Wernigeroder Eisenbahn NWE SS 254 (ex HSB 99-04-73) vermutlich Herbrand, Köln 1905 Foto: Hans-Jürgen Eicke, 28. Juni 2006 |
Fachwerk-Drehgestell
SIG 1866 (1000 mm),
für Personenwagen der Appenzeller Bahn Schweizerischen Industrie-Gesellschaft
(SIG)
KBD4i 30 der UEF,
ex Appenzeller Bahn
|
Auf den ersten Blick ist
fast kein Unterschied zwischen den beiden vorstehend abgebildeten Drehgestellen
zu erkennen. Es gibt sie aber und sie sind durchaus bemerkenswert:
a) Beim Breslau 1900 greift
die Bremse von außen an.
b) Das Breslau 1900 wirkt
gedrungener, die Verhältnis von Gesamtlänge zu Achsstand erscheint
kleiner, die Federn sind kürzer - an diesen Merkmalen wird deutlich,
dass das SIG 1866 eben doch ein Personenwagen-Drehgestell ist. Abgesehen
davon wirkt das Breslau 1900 auch kompakter und weniger filigran wie das
SIG 1886.
c) Das Breslau 1900 hat
einen Ausgleichshebel, der beim SIG 1866 so eindeutig nicht erkennbar ist.
d) Beim Breslau 1900 gibt
es keine Verbindungsstange zwischen den unteren Enden der inneren Achshalter.
Damit nicht genug der Unterschiede:
Fachwerk-Drehgestell
Breslau 1900 (1000 mm),
für Güterwagen der Nordhausen - Wernigeroder Eisenbahn NWE SS 254 (ex HSB
99-04-73)
Foto: Hans-Jürgen Eicke, 28. Juni 2006 |
Wie die vorstehende Abbildung zeigt, weist das Breslau 1900 an den Längsseiten keine nach innen gekehrten U-, sondern nach außen gekehrte L-Profile auf, deren vertikaler Schenkel zudem erkennbar länger ist, als das U-Profil, das als Kopfquerträger und zur Aufhängung der Bremsfangeisen dient. Am horizontalen Schenkel des L-Profils sind die äußeren Federböcke und das Lager des Ausgleichshebels angenietet.
Schließlich sei noch
daraufhingewiesen, dass der äußere Schenkel des Achshalters
gerade und nicht wie beim SIG 1866 halbtrapezförmig verläuft.
Breslau 1900 (1000
mm), für Güterwagen
der Nordhausen - Wernigeroder Eisenbahn beachte: Verbindung von Kopfquerträger-Profil und Seitenprofil mittels Nieten und Winkeleisen (im Foto rechts erkennbar) HSB KD 904-155 (ex
DR GG 99-02-52, ex NWE Gml 324)
|
Breslau 1900 (1000
mm), für Güterwagen
der Nordhausen - Wernigeroder Eisenbahn beachte: manueller Bremsgestängesteller (im Foto unterhalb des Ausgleichshebels erkennbar) HSB KD 904-155 (ex
DR GG 99-02-52, ex NWE Gml 324)
|
Vermutlich nachträglich wurde mindestens ein Teil der Breslau 1900 mit einem manuellen Bremsgestängesteller ausgerüstet. Dieser ragt auf einer Seite unterhalb des Ausgleichshebels aus dem Drehgestellrahmen hervor.
Mit diesem Foto hat mich
Hans-Jürgen Eicke im März 2004 auf die Schmalspur-Drehgestelle
aufmerksam gemacht. Er und einige Kollegen haben diese Drehgestell-Bauart
mit zahlreichen Detailaufnahmen dokumentiert und auf dieser Grundlage ein
Modell dieses Drehgestells im Maßstab 1 : 22,5 entwickelt. Für
diesen Hinweis und für diese Seite zur Verfügung gestellten Fotos
und Informationen danke ich allen Beteiligten vielmals.
Breslau 1905
Fachwerk-Drehgestell
Breslau 1900 (1000 mm),
|
Fachwerk-Drehgestell
Breslau 1905 (1000 mm),
für Güterwagen der Gernrode - Harzgeroder Eisenbahn HSB 99-71-05 (beschr. als 99-71-06), ursprünglich GHE Gml 92 Hoffmann, Breslau 1905 Gernrode, 1. Oktober 2006 |
In den Jahren 1905 und 1907
lieferte Waggonfabrik Gebr. Hoffmann und Co AG insgesamt 12 gedeckte Drehgestellwagen
an die Gernrode- Harzgeroder Eisenbahn, von denen heute noch ein Exemplar
erhalten ist. Die Drehgestelle dieser Wagen stellen eine verstärkte
Ausführung der Bauart Breslau 1900 dar.
Fachwerk-Drehgestell
Breslau 1905 (1000 mm),
für Güterwagen der Gernrode - Harzgeroder Eisenbahn HSB 99-71-05 (beschr.
als 99-71-06), ursprünglich
GHE Gml 92
Gernrode, 1. Oktober 2006 |
Gegenüber den Breslau
1900 unterscheiden sich die Breslau 1905 vor allem durch das im mittleren
Bereich trapezförmig heruntergezogene L-Profil und die Verbindungsstange
zwischen den Achshaltern. Die Verbindungssstange wird von einem relativ
kräftigen T-Profil gebildet, das mit den Achsshaltern verschraubt
ist. Da hierfür die inneren Achshalter einen dritten Schenkel(-stummel)
erhalten mussten, greift der schränge Schenkel etwas höher an,
als beim Breslau 1900.
Fachwerk-Drehgestell
Breslau 1905 (1000 mm),
für Güterwagen der Gernrode - Harzgeroder Eisenbahn HSB 99-71-05 (beschr.
als 99-71-06), ursprünglich
GHE Gml 92
Gernrode, 1. Oktober 2006 |
Auch die Stirnpartien wurden
beim Breslau 1905 gegenüber der Ausführung 1900 verändert.
Der Kopfquerträger wird nun durch ein mit der winkligen Seite nach
außen gekehrtes L-Profil gebildet - während das Breslau 1900
ein mit der flachen Seite nach außen gekehrtes U-Profil als Kopfquerträger
hatte.
Bemerkenswert ist ferner
die Ausführung des Federbockes. Dieser ist unmittelbar im Winkel des
Langträgerprofils angebracht und winklig geformt um Platz für
die innere Federlasche zu schaffen.
Anmerkung
Auch an dieser Stelle muss
noch einmal auf die Zufälligkeiten, die diesem Kapitel und dieser
Art der Darstellung zu Grunde liegen hingewiesen werden.
Die erste Schmalspurbahn
im Harz wurde 1887 eröffnet. Für diese Strecke von Gernrode nach
Mägdesprung hatte die Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn (GHE) Drehgestell-Personenwagen
beschafft - und zwar von der Maschinenfabrik Esslingen. Auch wenn heute
keiner dieser Wagen, also auch keines dieser Drehgestelle mehr erhalten
ist, lässt sich ein Zusammenhang mit den württembergisch/amerikanischen
Drehgestell-Tradition erahnen.
Die Nordhausen - Wernigeroder
Eisenbahn hat in der Zeit zwischen 1897/99 und 1905 von Waggonfabriken
in Weimar, Breslau (Hofmann), Hannover (HAWA) und Köln (Herbrand)
Drehgestellwagen beschafft. Soweit es sich dabei um Drehgestelle von Personen-
und Gepäckwagen handelt, will ich mir überhaupt keine weitergehenden
Mutmaßungen erlauben. Aber auch bei den Güterwagen-Drehgestellen
hat es neben den Breslau 1900 und 1905 noch weitere Bauarten gegeben. Auch
wenn die bei Herbrand 1905/06 gebauten Drehgestelle soweit erkennbar den
Breslau 1900 entsprechen, ist nicht auszuschließen, dass es auch
hier und bei scheinbar baugleichen Drehgestellen weitere, Bauartunterschiede
gegeben hat.
Fachwerk-Drehgestell | Breslau 1900 | Breslau 1905 |
Spurweite | 1000 mm | 1000 mm |
Achsstand | 1200 mm | 1200 mm |
Radsätze | ||
maximaler Laufkreis-Durchmesser | ||
Achsschenkelmittenabstand | ||
Querspiel der Achsen | ||
Längsspiel der Achsen | ||
Blatt-Tragfedern | ||
Gestreckte Länge | ||
Anzahl der Federblätter | 5 | 7 |
Federblattquerschnitt | ||
Traghöhe | ||
Durchschnittsgewicht (incl. Radsätze, Bremse) | ||
erstes Baujahr | 1900 | 1905 |
Quellen:
Bethke, Matthias; Finke, Wolfgang; Schweer, Hans: Die
Fahrzeuge der Harzer Schmalspurbahnen. Aachen 2003
Eicke,
Hans-Jürgen: Persönliche Informationen
Röper, Hans; Becker,
Helmut; Dill, Werner, Zieglgänsberger, Gerhard: Die Harzquer- und
Brockenbahn; nebst einem Anhang zur Südharzeisenbahn. Berlin 2.
Aufl. 1990. Informationen zum Modell-Drehgestell Breslau 1900 im
Maßstab 1 : 22,5:
http://www.buntbahn.de/phpBB2/viewtopic.php?t=1467&postdays=0&postorder=asc&highlight=breslau+drehgestell&start=60