Güterwagen-Drehgestelle: Fachwerk - Breslau 1900, 1905

Version 2.02.97.2, Stand: 7. März 2017

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Fachwerk Hauptseite - Bergisch-Märkische Eisenbahn, um 1860 - Elsass-Lothringen/Württemberg (MEK) 1874 -Böhmen/Mähren/Österreich, ab 1885 - Schweiz/SIG (Personenwagen), 1886 - Bayern 1886 - Dortmund - Breslau 1900, 1905

Breslau 1900: Vergleich Breslau 1900/SIG 1886 - Foto Details
Breslau 1905: Vergleich Breslau 1900/1905 - Foto Details
Anmerkungen - Daten

Breslau 1900
Die Nordhausen - Wernigeroder Eisenbahn hat im Jahr 1900 bei der Waggonfabrik Gebr. Hoffmann und Co AG in Breslau 6 gedeckte und 10 offene Drehgestell-Güterwagen beschafft, die mit Fachwerk-Drehgestellen ausgerüstet waren. 15 weitere, weitgehend baugleiche offene Wagen entstanden 1905 bei der Waggonfabrik Peter Herbrand & Cie. in Köln-Ehrenfeld.
Fachwerk-Drehgestell, Schmalspur, Neuhausen (CH), 1886, Foto: Hermann Jahn
  Fachwerk-Drehgestell Breslau 1900 (1000 mm),
  für Güterwagen der Nordhausen - Wernigeroder Eisenbahn

  NWE SS 254 (ex HSB 99-04-73)
  vermutlich Herbrand, Köln 1905

  Foto: Hans-Jürgen Eicke, 28. Juni 2006

  Fachwerk-Drehgestell SIG 1866 (1000 mm),
  für Personenwagen der Appenzeller Bahn

  Schweizerischen Industrie-Gesellschaft (SIG)
  in Neuhausen am Rheinfall, 1886

  KBD4i 30 der UEF, ex Appenzeller Bahn
  Amstetten, 4. April 2006

Auf den ersten Blick ist fast kein Unterschied zwischen den beiden vorstehend abgebildeten Drehgestellen zu erkennen. Es gibt sie aber und sie sind durchaus bemerkenswert:
a) Beim Breslau 1900 greift die Bremse von außen an.
b) Das Breslau 1900 wirkt gedrungener, die Verhältnis von Gesamtlänge zu Achsstand erscheint kleiner, die Federn sind kürzer - an diesen Merkmalen wird deutlich, dass das SIG 1866 eben doch ein Personenwagen-Drehgestell ist. Abgesehen davon wirkt das Breslau 1900 auch kompakter und weniger filigran wie das SIG 1886.
c) Das Breslau 1900 hat einen Ausgleichshebel, der beim SIG 1866 so eindeutig nicht erkennbar ist.
d) Beim Breslau 1900 gibt es keine Verbindungsstange zwischen den unteren Enden der inneren Achshalter.

Damit nicht genug der Unterschiede:
Fachwerk-Drehgestell Breslau 1900; Foto: Hans-Jürgen Eicke   Fachwerk-Drehgestell Breslau 1900 (1000 mm),
  für Güterwagen der Nordhausen - Wernigeroder Eisenbahn

  NWE SS 254 (ex HSB 99-04-73)
  vermutlich Herbrand, Köln 1905

  Foto: Hans-Jürgen Eicke, 28. Juni 2006

Wie die vorstehende Abbildung zeigt, weist das Breslau 1900 an den Längsseiten keine nach innen gekehrten U-, sondern nach außen gekehrte L-Profile auf, deren vertikaler Schenkel zudem erkennbar länger ist, als das U-Profil, das als Kopfquerträger und zur Aufhängung der Bremsfangeisen dient. Am horizontalen Schenkel des L-Profils sind die äußeren Federböcke und das Lager des Ausgleichshebels angenietet.

Schließlich sei noch daraufhingewiesen, dass der äußere Schenkel des Achshalters gerade und nicht wie beim SIG 1866 halbtrapezförmig verläuft.
 
Fachwerk-Drehgestell Breslau 1900; Foto: Hans-Jürgen Eicke   Breslau 1900 (1000 mm), für Güterwagen
  der Nordhausen - Wernigeroder Eisenbahn

  beachte: Verbindung von Kopfquerträger-Profil 
  und Seitenprofil mittels Nieten und Winkeleisen
  (im Foto rechts erkennbar)

  HSB KD 904-155 (ex DR GG 99-02-52, ex NWE Gml 324)
  Waggonfabrik Gebr. Hoffmann & Co AG,  Breslau 1900

  Foto: Hans-Jürgen Eicke, 2004


 
Fachwerk-Drehgestell Breslau 1900, hier: Bremsgestängesteller; Foto: Hans-Jürgen Eicke   Breslau 1900 (1000 mm), für Güterwagen
  der Nordhausen - Wernigeroder Eisenbahn
  beachte: manueller Bremsgestängesteller
  (im Foto unterhalb des Ausgleichshebels
  erkennbar)

  HSB KD 904-155 (ex DR GG 99-02-52, ex NWE Gml 324)
  Waggonfabrik Gebr. Hoffmann & Co AG, Breslau 1900
  Foto: Hans-Jürgen Eicke, 2004

Vermutlich nachträglich wurde mindestens ein Teil der Breslau 1900 mit einem manuellen Bremsgestängesteller ausgerüstet. Dieser ragt auf einer Seite unterhalb des Ausgleichshebels aus dem Drehgestellrahmen hervor.

Mit diesem Foto hat mich Hans-Jürgen Eicke im März 2004 auf die Schmalspur-Drehgestelle aufmerksam gemacht. Er und einige Kollegen haben diese Drehgestell-Bauart mit zahlreichen Detailaufnahmen dokumentiert und auf dieser Grundlage ein Modell dieses Drehgestells im Maßstab 1 : 22,5 entwickelt. Für diesen Hinweis und für diese Seite zur Verfügung gestellten Fotos und Informationen danke ich allen Beteiligten vielmals.

Breslau 1905
Fachwerk-Drehgestell Breslau 1900; Foto: Hans-Jürgen Eicke Fachwerk-Drehgestell Breslau 1905, Foto: Hermann Jahn

Fachwerk-Drehgestell Breslau 1900 (1000 mm),
für Güterwagen der Nordhausen - Wernigeroder Eisenbahn
NWE SS 254 (ex HSB 99-04-73)
vermutlich Herbrand, Köln 1905
Foto: Hans-Jürgen Eicke, 28. Juni 2006


  Fachwerk-Drehgestell Breslau 1905 (1000 mm),
  für Güterwagen der Gernrode - Harzgeroder Eisenbahn
  HSB 99-71-05 (beschr. als 99-71-06), ursprünglich GHE Gml 92
  Hoffmann, Breslau 1905
  Gernrode, 1. Oktober 2006

In den Jahren 1905 und 1907 lieferte Waggonfabrik Gebr. Hoffmann und Co AG insgesamt 12 gedeckte Drehgestellwagen an die Gernrode- Harzgeroder Eisenbahn, von denen heute noch ein Exemplar erhalten ist. Die Drehgestelle dieser Wagen stellen eine verstärkte Ausführung der Bauart Breslau 1900 dar.

 
Fachwerk-Drehgestell Breslau 1905, Foto: Hermann Jahn   Fachwerk-Drehgestell Breslau 1905 (1000 mm),
  für Güterwagen der Gernrode - Harzgeroder Eisenbahn
 

  HSB 99-71-05 (beschr. als 99-71-06), ursprünglich GHE Gml 92
  Hoffmann, Breslau 1905

  Gernrode, 1. Oktober 2006 

Gegenüber den Breslau 1900 unterscheiden sich die Breslau 1905  vor allem durch das im mittleren Bereich trapezförmig heruntergezogene L-Profil und die Verbindungsstange zwischen den Achshaltern. Die Verbindungssstange wird von einem relativ kräftigen T-Profil gebildet, das mit den Achsshaltern verschraubt ist. Da hierfür die inneren Achshalter einen dritten Schenkel(-stummel) erhalten mussten, greift der schränge Schenkel etwas höher an, als beim Breslau 1900.
 
 
Fachwerk-Drehgestell Breslau 1905, Foto: Hermann Jahn   Fachwerk-Drehgestell Breslau 1905 (1000 mm),
  für Güterwagen der Gernrode - Harzgeroder Eisenbahn

  HSB 99-71-05 (beschr. als 99-71-06), ursprünglich GHE Gml 92
  Hoffmann, Breslau 1905

  Gernrode, 1. Oktober 2006 

Auch die Stirnpartien wurden beim Breslau 1905 gegenüber der Ausführung 1900 verändert. Der Kopfquerträger wird nun durch ein mit der winkligen Seite nach außen gekehrtes L-Profil gebildet - während das Breslau 1900 ein mit der flachen Seite nach außen gekehrtes U-Profil als Kopfquerträger hatte.
Bemerkenswert ist ferner die Ausführung des Federbockes. Dieser ist unmittelbar im Winkel des Langträgerprofils angebracht und winklig geformt um Platz für die innere Federlasche zu schaffen. 

Anmerkung
Auch an dieser Stelle muss noch einmal auf die Zufälligkeiten, die diesem Kapitel und dieser Art der Darstellung zu Grunde liegen hingewiesen werden.
Die erste Schmalspurbahn im Harz wurde 1887 eröffnet. Für diese Strecke von Gernrode nach Mägdesprung hatte die Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn (GHE) Drehgestell-Personenwagen beschafft - und zwar von der Maschinenfabrik Esslingen. Auch wenn heute keiner dieser Wagen, also auch keines dieser Drehgestelle mehr erhalten ist, lässt sich ein Zusammenhang mit den württembergisch/amerikanischen Drehgestell-Tradition erahnen.
Die Nordhausen - Wernigeroder Eisenbahn hat in der Zeit zwischen 1897/99 und 1905 von Waggonfabriken in Weimar, Breslau (Hofmann), Hannover (HAWA) und Köln (Herbrand) Drehgestellwagen beschafft. Soweit es sich dabei um Drehgestelle von Personen- und Gepäckwagen handelt, will ich mir überhaupt keine weitergehenden Mutmaßungen erlauben. Aber auch bei den Güterwagen-Drehgestellen hat es neben den Breslau 1900 und 1905 noch weitere Bauarten gegeben. Auch wenn die bei Herbrand 1905/06 gebauten Drehgestelle soweit erkennbar den Breslau 1900 entsprechen, ist nicht auszuschließen, dass es auch hier und bei scheinbar baugleichen Drehgestellen weitere, Bauartunterschiede gegeben hat.

 
  Fachwerk-Drehgestell   Breslau 1900 Breslau 1905
  Spurweite   1000 mm   1000 mm
  Achsstand   1200 mm   1200 mm
  Radsätze    
  maximaler Laufkreis-Durchmesser    
  Achsschenkelmittenabstand    
  Querspiel der Achsen    
  Längsspiel der Achsen    
  Blatt-Tragfedern    
    Gestreckte Länge    
    Anzahl der Federblätter   5   7
    Federblattquerschnitt    
    Traghöhe    
  Durchschnittsgewicht (incl. Radsätze, Bremse)    
  erstes Baujahr   1900   1905 

Quellen:
Bethke, Matthias; Finke, Wolfgang; Schweer, Hans: Die Fahrzeuge der Harzer Schmalspurbahnen. Aachen 2003
Eicke, Hans-Jürgen: Persönliche Informationen
Röper, Hans; Becker, Helmut; Dill, Werner, Zieglgänsberger, Gerhard: Die Harzquer- und Brockenbahn; nebst einem Anhang zur Südharzeisenbahn. Berlin 2. Aufl. 1990. Informationen zum Modell-Drehgestell Breslau 1900 im Maßstab 1 : 22,5:
http://www.buntbahn.de/phpBB2/viewtopic.php?t=1467&postdays=0&postorder=asc&highlight=breslau+drehgestell&start=60


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