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Vorbemerkung - VTG-Drehgestell
Vorbemerkung
Der Schienenfahrzeug-Hersteller Linke-Hofmann-Busch GmbH (LHB) hat Ende der Sechzigerjahre begonnen, in größerem Umfang eigene Güterwagen Drehgestelle zu entwickeln und bauen (s. Kapitel LHB). Aber auch in den Fünfzigerjahren hat sich Linke- Hoffmann-Busch mehrfach mit Güterwagen-Drehgestellen befasst.
Die VTG (Vereinigte Tanklager und Transportmittel GmbH) hatte zu Beginn der Fünfzigerjahre nahezu den gesamten Kesselwagenpark der Wirtschaftlichen Forschungsgesellschaft mbH ("Wifo", gegründet vom Deutschen Reich zum Zweck der Bevorratung strategischer Rohstoffreserven für den Kriegsfall) und ähnlicher Organisationen samt Ersatzteilen übernommen. Der größte Teil der Drehgestell-Kesselwagen war mit Pressblech-Drehgestellen ausgestattet, die sich zum Teil auch nach Untergurtverstärkung als nicht haltbar erwiesen.
Um die Unmengen von altbrauchbarem Material (Radsätzen, Gleitlagern, Federn und Bremsteilen) aus Pressblech-Drehgestellen weiterverwenden zu können, hat die VTG von Linke-Hoffmann-Busch mehrfach neue Drehgestellrahmen entwickeln lassen. Erforderlich waren diese Neuentwicklungen, weil die Radsätze einen Achsschenkelmittenabstand von 1956 mm hatten und damit nicht in das konventionelle UIC Standard Drehgestell (Minden Dorstfeld) eingebaut werden konnten.
Nach bislang vorliegenden
Informationen wurden von Linke-Hoffmann-Busch mindestens drei Drehgestell-Bauarten
für die VTG entwickelt:
a) ein Minden-Dorstfeld
ähnlicher Rahmen mit 1956 mm Achsschenkel-Mittenabstand (statt 2000
mm) - hergestellt vermutlich 1955 im Zusammenhang mit dem Umbau von 10
Vorserien-Leichtkesselwagen aus dem Jahr 1941. Bei diesem Umbau wurden
mindestens die ursprünglich vorhandenen sogenannte "Steifrahmen-Drehgestelle",
deren Laufeigenschaften nicht besonders gut waren, getauscht. (Minden Dorstfeld
mit 1956 mm Achsschenkel-Mittenabstand)
b) "VTG-Drehgestell (alte
Ausführung verstärkt)" - siehe unten
c) LHB 59 - siehe nächste
Seite
"VTG-Drehgestell"
VTG-Drehgestell (alte
Ausführung verstärkt)
Seitenwangen-Obergurt bis über die äußeren Laschen geradlinig Foto: LHB Werkfoto |
VTG-Drehgestell,
Baujahr 1958
Seitenwangen-Obergurt über den äußeren Federfangstücken geknickt Foto: Harald Westermann, Sudweyhe 1997 |
Die Darstellung zu dieser Drehgestell-Bauart beruht auf Auskünften, die Harald Westermann von Rolf D. Rose erhalten und mir zur Verfügung gestellt hat.
Der Drehgestellrahmen ist grundsätzlich eine Schweißkonstruktion unter ausschließlicher Verwendung von zugeschnittenen Blechen. Die Seitenwange (damaliger LHB Sprachgebrauch: "Langträger") weist im Bereich des Hauptquerträgers einen kreisrunden, nicht verstärkten Ausschnitt auf. Seitlich davon, nach unten versetzt befinden sich zwei Bremsschaulöcher. Die Ausschnitte für die Bremsschaulöcher sind durch eingeschweißte Gurte verstärkt. Der mittlere Federbock ist zweigeteilt und - grundsätzlich - aus Blechzuschnitten zusammengeschweißt. Laschen, Federn (10-lagig), Radsätze (Laufkreisdurchmesser 940 mm), Gleitlager und Bremsbauteile wurden vom Vorgänger-Drehgestell übernommen. Achsabstand im Drehgestell: 2000 mm.
Von diesem Drehgestell hat
es mindestens drei Varianten gegeben.
a) Seitenwangen-Obergurt
bis über die äußeren Laschen geradlinig, Federböcke
geschweißt
b) Seitenwangen-Obergurt
über den äußeren Federfangstücken geknickt, Federböcke
geschweißt
c) Seitenwangen-Obergurt
über den äußeren Federfangstücken geknickt, (Pressblech-?)
Federböcke genietet
Die zu den Varianten a) und
b) gehörigen Zeichnungssatz sind noch nicht wieder aufgefunden
worden, Konstruktions- und Lieferjahr sind daher bislang nicht bekannt
sind. Das älteste bislang bekannte Drehgestell stammt aus dem Jahr
1957, die LHB Werkfotos entstanden am 2. Juli 1959.
Die Zeichnung zu Variante
c) hat die Nummer 17010. Sie wurde Ende 1957 angefertigt, die letzte Änderung
wurde am 13. Februar 1959 eingetragen.
Die Bezeichnung "VTG-Drehgestell (alte Ausführung verstärkt") stammt von einer LHB-Fotokarte, die ein Drehgestell in der Variante a) zeigt. Denkbar ist, dass diese Bezeichnung erst ab 1959 gebräuchlich geworden ist.
Quelle:
Rose, Rolf D., Braunschweig:
Persönliche Mitteilungen (Sammlung Harald Westermann)