Inhaltsverzeichnis - Pressblech, genietet Hauptseite - Fox - Ungarn, um 1900 - Österreich, 1906 - Frankreich, 1904 und 1923 - Verbandsbauart, B 24 - preussisch, Ci 149 - Frankreich, Y 13 - Saar - nächstes Kapitel - Impressum
SJ 29930
- Fox Drehgestell 1916 - Skizze - Skizze
SS-Wagen, Krupp 1902 - HAWA-Fruchtwagen (Schmalspur)
- Cloud-Drehgestell - Oswald-Drehgestell
- Finnland, K 5
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Das Fox-Drehgestell wurde 1889 von Samson Fox (1838 - 1903, http://www.northyorks.gov.uk/CHttpHandler.ashx?id=453&p=0) entwickelt, dem damit sowohl eine fertigungs- als auch lauftechnische Innovation gelang. Die fertigungstechnische Innovation betrifft die Verwendung von Pressblech-Bauteilen bei der Herstellung von Drehgestellen und Güterwagen, die lauftechnische Innovation stellt den Übergang vom Diamond-Drehgestell zum Three Piece Bogie dar.
Die frühen Diamond-Drehgestelle wurden mit einfachen Mitteln und oft großen Toleranzwerten hergestellt. Sie bestanden aus vielen, größtenteils nicht sonderlich massiven Einzelteilen und erforderten dementsprechend zahlreiche Verbindungen mittels Schrauben oder Nieten. Hinzu kommt, dass der beweglich in den Seitenrahmen gelagerte Querträger dem gesamten Drehgestell nur wenig Stabilität verlieh, so dass die Diamond-Drehgestelle häufig verzogen waren. Das "Archbar" war billig und funktionierte auf wundersame Weise, aber es war keineswegs perfekt oder ideal.
Fox wollte diesen Problemen dadurch begegnen, in dem er ein Drehgestell entwickelte, das aus nur wenigen massiven Pressblech-Bauteilen bestand, die hydraulisch (und damit im Ablieferungszustand besonders fest) miteinander vernietet waren. Sein Ziel war ein starres, verwindungssteifes Drehgestell, ein "One Piece Bogie".
Während die Verwendung von Pressblech-Bauteilen bald auch für den Bau von Kastendrehgestellen mit Lenkachsen übernommen wurde, spielte das lauftechnische Konzept des One Piece Bogies lange Zeit nur eine untergeordnete Rolle und hat erst durch die Verbereitung der Y 25-Drehgestelle Bedeutung erlangt.
Fox, 1889
Fox-Drehgestell - Pressblech-Seitenwangen,
ohne Wiege
Quelle:
|
Es ist nicht ganz eindeutig
geklärt, ob es sich bei der vorstehenden Abbildung um ein "original"
Fox-Drehgestell handelt. Man wird davon ausgehen dürfen, dass es auch
vom "Fox-Drehgestell" nicht nur einen Prototyp und eine Serienausführung
gegeben hat. Gleichwohl mögen folgende Merkmale als typisch für
"original" Fox-Drehgestelle gelten: Massive Seitenwangen mit nach innen
gekanteten Rändern, extrem fest mit den Seitenwangen vernieteter Hauptquerträger,
aufgenietete Verstärkungen an den Achshalter-Ausschnitten, einseite
wirkende Bremse/keine Kopfquerträger, in den Achshalter-Ausschnitten
plazierte, auf den Achslagergehäusen aufsitzende Schraubenfedern.
Fox-Drehgestell - Pressblech-Seitenwangen,
mit Wiege
Quelle:
|
Trotz gewisser Vorbehalte
amerikanischer Bahnverwaltungen gegen den Briten Fox, fand das Drehgestell
erhebliche Beachtung und nur 8 Jahre nach Einführung liefen bereits
rund 30 000 amerikanische Güterwagen auf Fox-Drehgestellen. Dieser
Erfolg veranlasste verschiedene andere Hersteller zur Entwicklung eigener
"One Piece Pressed Steel Bogies".
Cloud, 1897
Cloud-Drehgestell,
Pressblech-Seitenwangen, Querträger aus Winkeleisen, genietet US Patent 578,627 vom 9. März 1897 Quelle: J. W. Cloud:
Car Truck
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Oswald, 1899
Oswald-Drehgestell
Seitenwange aus zwei L-förmig gepressten Blechen, genietet US Patent 621,275 vom 14. März 1899 Quelle: R. W. Oswald:
Car Truck
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An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass die nachfolgend dargestellten Drehgestelle keine "Original" Fox-Drehgestelle sind. Mit der Bezeichnung "Fox-Drehgestell" ist hier eine ganze Gruppe von Drehgestell-Entwicklungen gemeint, die Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA entstanden als Alternative zum Diamond-Drehgestell entstanden sind. Fox war der erste, der Pressblech-Seitenwangen verwendet hat, andere Ingenieure haben die Seitenwangen wieder aus Winkeleisen hergestellt.
Samuel Fox und das von ihm entwickelte Drehgestell stehen hier für stellvertretend für die vielen anderen Ingenieure, die eine Alternative zum Diamond/Archbar-Drehgestell gesucht haben. Ihren Entwürfen blieb der durchschlagende Erfolg versagt. Möglicherweise hat ihr Scheitern anderen und schließlich den Gebrüdern Bettendorf den Weg gewiesen. Vielleicht aber vermag der eine oder andere auch in den Tender-Drehgestellen amerikanischer oder russischer Dampflokomotiven die Ideen von Fox und seiner Zeitgenossen wieder zu erkennen.
Um die Jahrhundertwende begannen
sich auch europäische Bahnen und Hersteller für die von Fox propagierte
Pressblechtechnik zu interessieren. Auf der Industrie- und Gewerbeschau
in Düsseldorf stellte Krupp 1902 einen vierachsigen, in Pressblech-Bauweise
konstruierten vierachsigen Schienenwagen vor.
Krupp, 1902
Friedr. Krupp, Essen:
Bordloser Wagen aus Pressblech, mit Fox-Drehgestellen Quelle: Steiger
Verlag (Hrsg.): Eisenbahnwagen in Originaldokumenten: |
Friedr. Krupp, Essen:
Bordloser Wagen aus Pressblech, mit Fox-Drehgestellen Quelle: Buhle:
Das Eisenbahn- und Verkehrswesen auf der
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Fox-Drehgestell;
Krupp 1902
Quelle: Hermann Jahn, auf Grundlage der Zeichnung in "Eisenbahnwagen", s. o. |
HAWA (Hannoversche Waggonfabrik AG), Schmalspur, 1914?
HAWA-Fruchtwagen
für Honduras
mit Fox-Drehgestellen (Schmalspur), Baujahr 1914? Quelle:
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Wismar, 1917
Schwedischer Kohlewagen
SJ 29930
Wagenbau Actien Gesellschaft, Wismar 1917, Fox-Drehgestelle, mit Kopfquerträgern Aufnahme: um 1930 Quelle: Sammlung Jan Lindahl, Stockholm |
Fox-Drehgestell mit
Kopfquerträger
für schwedische Kohlewagen (siehe oben) Foto: Alf Rosen, 2005 |
Fox-Drehgestell mit
Kopfquerträger
für schwedische Kohlewagen (siehe oben), "Innenansicht" beachte: Querträger aus Winkelprofilen Foto: Alf Rosen, 2005 |
Zwei dieser Fox-Drehgestelle
befinden sich in der Obhut der Bergslagernas Järnvägssällskap
(BJs) in Göteborg.
Informationen zur Bergslagernas
Järnvägssällskap (BJs) unter "http://clik.to/bjs" (in Schwedisch)
oder "http://www.hobby.se/BJs/BJsintro1.html" (in Englisch).
(Top)
Finnland
Finnisches Fox-Drehgestell
"K5"
gebaut von 1912 - 1935 für Flach- und Schotter-Selbstentladewagen Achshalter und Federtöpfe an Pressblech-Seitenwangen angenietet, zusätzlicher Verbindungsgurt zwischen den Achshaltern Foto: Teppo Niemi |
Trotz der einfachen Bauweise
und der großen Aufmerksamkeit, die dem Fox-Drehgestell zu Teil wurde,
konnte es sich nicht allgemein durchsetzen. Einer der Gründe hierfür
mag gewesen sein, dass nur wenige Werkstätten für die Bearbeitung
so großer Bleche ausgerüstet waren. Die Pressblech-Bauweise
erfordert Massenproduktion und erzeugt dadurch Abhängigkeiten von
Großserienherstellern einerseits und Großaufträgen andererseits.
Außerdem musste zum
Achswechsel der gesamte Wagenkasten eines mit Fox-Drehgestellen ausgestatteten
Wagens angehoben werden, während beim Diamond-Drehgestell nur einige
Schrauben zu lösen waren.
Nicht zuletzt erwiesen sich
die anscheinend so festsitzenden Nieten als problematisch: Das Fox-Drehgestell
konnte - anders als das Diamond- Drehgestell - die Lastverteilung auf schlecht
verlegten Schienen nicht einfach ausgleichen, sondern musste die dabei
auftretenden vertikalen Kräfte über die Nietverbindungen zwischen
Seitenwangen und Querträger auffangen. Dass es dabei auf Dauer zu
einer Verformung sowohl der Bohrungen als auch der Nieten kommen muss,
dürfte klar sein.
Literatur:
White, John H. jr.: The
American Railroad Freight Car. From the Wood Car Era to the Comming of
Steel.
John Hopkins University
Press. Baltimore 1993
sowie die bei den Fotos
und Skizzen angegebenen Quellen
Nachbemerkung
Fox-Drehgestelle? - Nie
gehört! Das war mein Kenntisstand bis August 2002, als Bengt Dahlberg
mich auf schwedische Kohlenwagen aufmerksam machte, die 1917 in Deutschland
gebaut und mit eben diesen Fox-Drehgestellen ausgerüstet waren. Gene
Green fand in den Car Builder Dictionaries von 1906 bzw. 1916 Zeichnung
und Foto. Schließlich fand ich in einem Bericht über die Eisenbahnbetriebsmittel-Austellung
in Düsseldorf, 1902, die Zeichnung eines von Krupp gebauten Flachwagens,
der mit Fox-Drehgestellen ausgestattet war. Bengt Dahlberg machte mich
auch auf das sehr aufschlussreiche Werk von John H. White über die
"American Railroad Freight Car" aufmerksam. Diesem Buch und seinem Autor
verdanke ich außer vielen Informationen über die Fox-Drehgestelle
wesentliche Einsichten in das Konzept der Diamond-Drehgestelle und zu den
Drehgestellen der allerersten württembergischen Güterwagen.
Parallel, aber zunächst
unabhängig von den Recherchen zum Fox-Drehgestell hat sich eine Diskussion
um grundsätzliche Funktionen von Drehgestellen ergeben, die zunächst
zu einer Darstellung der Funktionsweise von sogenannten "Three Piece Bogies"
führte. In der Weiterführung dieser Gedanken kamen wir
immer wieder auf das Fox-Drehgestell. Für mich wurde dadurch das Fox-Drehgestell
zu einer Art Denkmodell, an dem mir wesentliche Eigenschaften der Lenkachsen-,
aber auch der Y 25-Drehgestelle verständlich wurden.
Vielen Dank allen, die zum
Entstehen und zur Gestaltung dieser Seite beigetragen haben!
Bearbeitungsvermerk:
Bei der Vorbereitung des
86. Updates wurde mir die lauftechnische Verwandschaft zwischen dem Fox-Drehgestell
und den Y 25-Drehgestellen bewusst und so eine Überarbeitung der Fox-Seite
erforderlich. In diesem Zusammenhang habe ich unter anderem noch mal nach
das Thema "Fox-Drehgestelle" recherchiert und einige Hinweise gefunden,
die ich bisher jedoch noch nicht richtig in die Seite einbauen konnte.
http://www.midcontinent.org/rollingstock/builders/pressedsteel1.htm
(Erlaubnis zum Verlinken
am 14. 11. angefragt)
http://www.midcontinent.org/